Für Besucher der ISPO Munich 2019 keine Überraschung: Sportartikel für Frauen sind längst alles andere als ein Abklatsch der männlichen Version. Vom leichten Frauenski bis zum stylischen Wanderschuh für Sportlerinnen – hochwertige Produkte, die speziell für die weibliche Zielgruppe ausgetüftelt und weiterentwickelt werden, sind im Kommen.
Immer mehr Frauen interessieren sich für Sport und sind eine wachsende Zielgruppe. Allerdings mit anderen Anforderungen. Diese beginnen bereits bei der Entwicklung von Produkten, bei der es um weit mehr als nur um Farbgebung geht.
Allerdings gibt es in der Sportbranche viel zu wenige Frauen in Führungspositionen, die über Produktlinien entscheiden. Diesen Eindruck bestätigt die Umfrage „Frauen im Sport Business“ unter Ausstellern und Besuchern der ISPO Munich 2019.
Die Umfrage zeigt: Das Sport-Business hat die wachsende Zielgruppe der Frauen fest im Blick. Zwei Drittel der Hersteller haben Produkte für Frauen im Sortiment. 46 Prozent geben an, dass die Bedeutung der weiblichen Zielgruppe für das Unternehmen in den letzten zwei Jahren zugenommen hat. Diese Meinung teilen auch die Fachhändler.
Wichtiger als der Look sei es für viele Kundinnen, dass das Equipment zu den eigenen Anforderungen passt, so Kim Scholze, Community Managerin bei der ISPO Munich und verantwortlich für die ISPO-Initiative „Frauen im Sport-Business“: „Frauen sind meist beim Familien-Budget die Entscheider. Umso wichtiger ist es, ihren Anforderungen nachzukommen. Sie erwarten beispielsweise ein gewisses Einkaufserlebnis, zu dem fachliche Kompetenz und die Empathie im Beratungsgespräch gehören. Und sie wünschen sich genderspezifische Produkte, die ihren anatomischen und ergonomischen Ansprüchen entsprechen.“
Die Zeichen der Zeit erkannt und reagiert? Offenbar ist dies laut Umfrage bei Sportartikel-Herstellern und Händlern nicht immer der Fall. Zwar bezieht die große Mehrheit der Unternehmen (94 Prozent) bei der Produktentwicklung Frauen mit ein, zum Beispiel als Teil des Design- oder Vertriebsteams.
Allerdings treffen nur in 22 Prozent der Fälle auch Frauen die Entscheidungen zu diesen Produkten. Kein Wunder also, dass viele Werbefilme oder Marketingkampagnen aus männlichem Blickwinkel erzählt werden – und nicht die Lebensrealität von Frauen wiederspiegeln.
Doch immer mehr Marken setzen laut Kim Scholze auf eine emotionalere Bildsprache, die gezielt Frauen adressiert. Beispiel North Face: Mit einer groß angelegten Kampagne will das Unternehmen Frauen im Sport-Business stärken und die Wahrnehmung auf sie lenken. Der Trend zu speziellen Angeboten für Sportlerinnen verändert zudem auch den Eventbereich: Seit Jahren wächst die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Formaten für Frauen – von Women’s Winter Camps bis zu Bike Camps.
Auch auf Managementebene ist einiges in Bewegung. Marken wie Kari Traa, Leki oder Vaude setzen bereits auf Frauen in der Unternehmensführung. Doch die Umfrage der ISPO Munich zeigt: Es ist noch viel Luft nach oben. Bei fast der Hälfte (48 Prozent) der befragten Händler und Hersteller liegt der Anteil der weiblichen Führungskräfte unter 25 Prozent. Nur in 16 Prozent der Fälle liegt der Anteil bei über 50 Prozent.
„Nach wie vor gibt es zu wenig weibliche Führungskräfte in der Sportartikelindustrie. Außerdem nimmt diese die zielgruppenspezifische Ansprache von Frauen noch nicht ausreichend wahr“, sagt Kim Scholze. „Mit der Initiative, Frauen im Sport-Business‘ möchte die ISPO in Zusammenarbeit mit der Messe München das Bewusstsein in der Branche schärfen. Wir wollen den gesellschaftlichen Diskurs fördern, um den Wandel in der Branche zu fördern. Hier gibt es noch viel Potenzial.“
*Internationale Umfrage unter 833 Ausstellern und Besuchern der ISPO Munich zum Thema „Frauen als Zielgruppe“ und „Frauen in Führungspositionen“, durchgeführt im Februar 2019, München. Die Umfrage ist Teil der Initiative der Messe München GmbH und der ISPO Munich zum Thema „Frauen im Sport-Business“.
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