Um dies zu ändern, suchen viele Unternehmen der Sportindustrie nach neuen Lösungen und wissen auch, dass die Verwendung von recycelten PET-Flaschen nur der Anfang sein kann. Auch Produktionsabfälle wieder in den Kreislauf zu integrieren, ist ein wichtiger Schritt. Aber von einem echten Kreislauf kann man erst sprechen, wenn es gelingt, gebrauchte Produkte zu recyceln. Letzteres ist wesentlich schwieriger. Dass es dennoch voran geht, zeigen zahlreiche Projekte und sogar Produkte.
Um Produkte nach ihrem Gebrauch wieder in ihre Ausgangsstoffe zurück verwandeln zu können, muss man sie erst einmal zurückbekommen. In Deutschland gibt es ein seit Jahren etabliertes System von Altkleidercontainern und Sammelstellen, die pro Jahr etwa eine Million Tonnen Altkleider einsammeln und irgendwie weiterverarbeiten.
Etwa die Hälfte geht in den Second-Hand-Markt, etwa 40 Prozent werden zu minderwertigen Putzlappen etc. verarbeitet, der Rest verbrannt oder anderweitig entsorgt. Die Altkleider werden also immerhin gesammelt und landen nicht in großen Mengen auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen. Aber aus dem Produktionskreislauf sind sie dennoch raus – mit echtem Recycling hat das wenig zu tun.
Einige Firmen haben deshalb angefangen, selbst Produkte wieder einzusammeln – vorzugsweise eigene, wie z.B. Patagonia oder Vaude. Mit ihrem schon 1994 gegründeten „Vaude Ecolog Recycling Network“ schuf das Unternehmen das erste Recycling-System der Branche für sortenreine Polyester-Produkte, mit Rücknahme und Recycling. Die Vaude Ecolog-Produkte waren technisch so beschaffen, dass sie problemlos in den Polyesterfasern-Kreislauf zurückfließen konnten.
Das „Problem“ an der Sache war nur, dass die Produkte quasi ewig hielten. „Wir haben viel zu wenig gebrauchte Produkte zurückerhalten, als dass das System hätte funktionieren können. Deshalb mussten wir Ecolog wieder einstellen“, heißt es von Vaude. Die Erfahrung haben inzwischen auch andere gemacht.
Dass es wenig Sinn macht, selbst zu sammeln, musste auch Pyua feststellen. Aus diesem Grund wurde ein Kooperationsvertrag mit Textilverwertern über die Aussortierung von Pyua-Produkten geschlossen, damit diese recycelt werden können. Gesammelt wird also nicht im Handel, sondern europaweit über die bekannten Altkleidercontainer. Alle Pyua-Produkte, die in einem Container landen, werden aussortiert und hochqualifizierten Recyclingfirmen zugeführt.
„Damit das Recycling gelingt, versuchen wir entweder ein Produkt möglichst sortenrein zu planen – also Außenstoff, Membran, Futterstoff und Backing aus Polyester – oder wir achten bei der Planung darauf, dass unterschiedliche Materialien beim Recyclingprozess gut voneinander zu trennen sind“, sagt Julian Stauber von Pyua. Resultat: „Alle Produkte von uns sind zu 100 Prozent kreislauffähig.“ Genauso designt z. B. auch Picture Organic Clothing.
Wie bringt man den Kunden dazu, das gebrauchte Produkt am Ende des Lebenszyklus wieder zum Hersteller zu bringen? Durch ein Abonnement! Nike startete im August mit dem Nike Adventure Club, einem Programm für Kinder von 2 bis 10 Jahren. Eltern können für ihre Kinder in definierten zeitlichen Abständen Schuhe bestellen und zahlen dafür monatliche Gebühren. Hintergrund ist einerseits die Überlegung, dass der Schuhkauf viel Zeit kostet und in regelmäßigen Intervallen stattfinden muss, wenn die Kinder aus den Schuhen herauswachsen.
Nike wirbt zudem mit mehr Nachhaltigkeit: Wenn die Schuhe nicht mehr passen, können sie kostenlos zurückgeschickt werden und werden dann entweder gespendet oder im Nike Grind-Programm zu Laufbahnen und Spielplätzen verarbeitet. Zwar ist das noch kein echtes Recycling, aber eine Idee um Warenströme zu lenken.
Bislang konnte man Schuhe so gut wie gar nicht recyceln. Zu viele verschiedene Materialien stecken in einem Schuh und lassen sich schwer voneinander trennen. Mit dem „Futurecraft Loop“ präsentierte Adidas in diesem Jahr den ersten vollständig recycelbaren Laufschuh. Er besteht zu 100 Prozent aus wiederverwertbarem Thermoplastischen Polyurethan (TPU) und verzichtet ganz auf Klebstoff. Am Ende ihres ersten Lebens sollen sie zu Adidas zurückkehren, werden dort gewaschen, zu Pellets gemahlen und zu Material für neue Schuhkomponenten geschmolzen – ganz ohne Abfall.
Der Schuh ist noch nicht im Handel, sondern wird mit 200 Kreativen weltweit getestet. Sie sollen für Adidas die Schuhe tragen, zurückschicken und Feedback geben, bevor die zweite Schuh-Generation produziert wird. Und wie sollen die Schuhe in Zukunft zu Adidas zurückkommen? „Wir können eine kreisförmige Zukunft nicht allein schaffen, wir werden uns gegenseitig brauchen", sagt Tanyaradzwa Sahanga, Manager, Technology Innovation, bei Adidas.
„Rohstoffe in die Verbrennungsanlage zu schicken ist wirtschaftlich einfach bescheuert,“ sagt Dr. Rüdiger Fox, CEO Sympatex Technologies. Er verkündete in diesem Jahr sein Ziel, innerhalb der nächsten fünf Jahre den textilen Kreislauf für Funktionstextilien flächendeckend zu schließen. Bereits 2020 will Sympatex in allen Geschäftsbereichen erste Laminate aus zirkulär gewonnenem Alttextilmaterial anbieten. In fünf Jahren soll mindestens die Hälfte des Rohmaterials für Funktionslaminate aus dem zirkulären Textilkreislauf stammen und wieder recycelbar sein – bis 2030 zu 100 Prozent.
Möglich wird dies durch das Co-Investment in das britische Unternehmen Worn Again Technologies (das z. B. auch von H&M und Asics unterstützt wird), das ein Verfahren entwickelt hat, wie man Mischgewebe aus Polyester und nachwachsenden Fasern trennen und recyceln kann.
Selbst die Altkleider einsammeln will Sympatex aber nicht. „Die eigene Rücknahme ist eine Möglichkeit, aber sie ist nicht effizient und daher keine industriefähige Lösung“, sagt Dr. Rüdiger Fox, CEO Sympatex Technologies. Er setzt auf die bestehenden Textilrecycling-Unternehmen, die sich jedoch neue Prozesse einfallen lassen müssen und intelligentere Trennungssysteme.
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