Der Moderator hatte seine Einführung im CSR Hub in der Halle B6 der OutDoor by ISPO bewusst etwas dunkel angehaucht. „Jede Minute landet eine Lastwagenladung Plastik in den Ozeanen“, stand da auf einmal auf der Folie, die hinter ihm aufploppte. Später folgte: „Man findet Plastik in 90 Prozent der Seevögel und mehr als der Hälfte der Seeschildkröten.“ Um noch anzufügen: „Bis 2050 könnte vom Gewicht her mehr Plastik in den Ozeanen sein als Fische.“
Es folgten weitere mahnende Worte an die vollends gefüllte Zuschauertribüne: „Mehr als 70 Prozent der Erde ist blau“, hielt er fest, und „die Luft für jeden zweiten Atmer, den wir tätigen, wird vom Ozean erschaffen“. Das saß - das mit dem weiteren Atmen überlegten sich nun erst einmal ein paar Menschen genauer.
Wieso diese Drohkulisse? Ganz klar, weil der Ozeanmüll und das Mikroplastik zu den größten Problemen unserer Zeit gehören. Dem gesamten Handel im Allgemeinen, aber auch dem Sporthandel im Besonderen, machen sie es zudem schwer, deutlich nachhaltig zu produzieren. Das war jedoch nicht der einzige Grund, wieso der Moderator die bisweilen erschreckenden Zahlen vorstellte. Er sagte das vor allem, weil er auf ein Projekt hinweisen wollte, das sich der Bekämpfung des Ozeanmülls annimmt: Adidas x Parley.
Seit 2015 arbeitet der Sportartikelriese mit der New Yorker Umwelt-Lobbyorganisation „Parley for the Oceans“ zusammen. „Nachhaltigkeit ist für unser Unternehmen eines der wichtigsten Themen“, sagt Tim Janaway, Senior Vice President von Adidas Outdoor. „Daher wollten wir mit Parley kooperieren.“
Die Organisation bezeichnet sich selbst als „Platz, an dem Entwickler, Denker und Führer zusammenkommen, um das Bewusstsein für die Schönheit und die Fragilität der Ozeane zu steigern“. Das erste Großprojekt von Adidas war ein Laufschuh, der zu Teilen aus Ozeanplastik bestand und sich über die Jahre immer besser verkaufte. Im Jahr 2019 sollen elf Millionen Parley-Sneaker produziert werden, es ist eine beispiellose Erfolgsgeschichte der Nachhaltigkeit.
Janaway sagt über den Schuh, dass er der „Meilenstein“ gewesen sei. Er hob auch die Zusammenarbeit noch einmal auf einen höheren Sockel. „Es war das erste Mal überhaupt, dass jemand aus Plastikmüll ein Performance-Produkt hergestellt hat.“
Weitere Projekte waren zuletzt Fußballtrikots, etwa beim FC Bayern, oder den Nationalmannschaften, die bei der WM 2018 in Russland Aufwärmtrikots trugen, die aus recyceltem Meerplastik bestanden.
Die Geschichte von Adidas x Parley ist schon alleine aufgrund ihrer Herstellungskette eine besondere: vom Plastikmüll zum Sportprodukt. Doch wie geht der Zusammenschluss dabei vor? Sieben Schritte seien dafür nötig, sagt Janaway, die ersten vier gehen vor allem aufs Parley-Konto, die folgenden aufs Adidas-Konto.
- Erst gibt es den Müll, etwa auf den Malediven,
- dann wird der Müll von Partnerorganisationen gesammelt.
- Er wird zu Parley-Supply-Chain-Partners geschickt.
- Wo er aufbereitet wird.
- Das nun erschaffene Polyester
- Wird weiterverarbeitet zu Adidas-Produkten.
- Und dann vertrieben als hochwertiges Produkt.
Bei den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro 2016 haben die Unternehmen gemeisam mit Partnern gearbeitet und dabei die Strände gesäubert, auch Janaway war dabei – und erlebte „eine besondere Erfahrung“. Eine weitere Marketing-Maßnahme von Adidas ist der „Run for the Oceans“, der im Juni stattfindet. „Im vergangenen Jahr rannten wir gemeinsam mehr als zwölf Millionen Kilometer“, sagt Timothy Olson, US-amerikanischer Ultrarunner und Adidas-Athlet.
Adidas gab für jeden gelaufenen Kilometer der 2,2 Millionen Mitläufer auf der ganzen Welt Geld an Schulen für die Ausbildung und die Stärkung des Bewusstseins der Kinder, Plastikmüll zu vermeiden. Eine Million US-Dollar kamen so 2018 zusammen für die sogenannte „Parley Ocean School“, in diesem Jahr sollen es 1,5 Millionen werden.
Um das Bewusstsein zur Vermeidung von unnötigem Müll zu stärken, sieht sich auch Olson selbst in der Pflicht. „Als Influencer bei Instagram hat das Wort von uns Athleten Gewicht. Jetzt, wo Menschen auf mich hören, will ich versuchen, mit dieser Stimme etwas Gutes zu tun. Das ist meine Aufgabe.“
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