Für viele Hobby-Skilangläufer ist das Wachsen der Ski der unangenehme Teil des wintersportlichen Vergnügens. Dabei ist es auf der Steigzone des Wachsski, also unter der Bindung auf der Unterseite des Skis, unabdingbar, um Halt auf dem Schnee zu bieten.
Hier gibt René Sommerfeldt, Ex-Langlaufprofi, Olympiazweiter 2006 und Gesamtweltcupsieger 2004 sowie langjähriger Materialchef beim Weltcup-Team des DSV, Tipps zum richtigen Wachsen des Langlauf-Skis. Außerdem verrät er, inwiefern sich ein Fellski als wachsfreie Alternative lohnt.
Auch für die absoluten Experten ist das richtige Ski-Wachsen eine Wissenschaft für sich, in die im Leistungssportbereich im Kampf um Medaillen Millionen investiert werden. Bis zu zwölf unterschiedliche Ski werden für jeden Topläufer vor dem Wettkampf getestet. Trotzdem „verwachsen“ sich auch die größten Gurus immer mal wieder.
Weil es im Topbereich auf Nuancen ankommt und neben dem Wachs auch noch der Schliff der Ski-Lauffläche und die Struktur eine wichtige Rolle spielen. Wenn zum Beispiel im nassen Schnee gelaufen wird, müssen Schliff und Struktur eher grob sein, damit das Wasser gut abgeführt werden kann.
Den Touren-Skilangläufer, der oft nur ein Paar Ski im Keller stehen hat, muss das alles nicht interessieren. Für ihn ist zuallererst wichtig, in welcher Stilart er beim Training unterwegs ist: Klassisch oder Skating. Letzteres ist wesentlich einfacher zu wachsen.
Sommerfeldt: „Man trägt Paraffin auf, lässt es nach dem Einbügeln mit dem Bügeleisen kalt werden, macht die Rille sauber und zieht die oberste Schicht mit der Klinge wieder ab. Dann ausbürsten und fertig ist der Ski.“ Für unterschiedliche Temperatur-Bereiche gibt es Paraffin-Gleitwachs, der meist mit den gleichen Farben gekennzeichnet ist: Kalt (blau), Universal (rot) und Warm/Nass (gelb).
Bei der Präparation eines Klassik-Skis, der im Normalfall für die gleiche Person zehn bis 15 Zentimeter länger als die Skating-Bretter sein sollte, ist mehr Mühe notwendig. Hier muss die Steigzone separat gewachst werden. Um erstmal herauszufinden, wo diese ist, legt man auf einem glatten Tisch ein Blatt Papier unter den Ski.
„Dann schaut man, wie weit sich der Ski verschieben lässt und macht auf der Lauffläche mit einem Eddingstift zwei Striche – genau dort ist die Steigzone. Der hintere Strich sollte nicht über die Bindungsplatte hinausgehen“, so Sommerfeldt.
Für das Wachsen gilt: Zuallererst wird die komplette Lauffläche wie beim Skating-Ski mit Paraffin so schnell wie möglich gemacht. Anschließend holt man den Großteil wieder herunter und raut mit feinem Sandpapier die Steigzone auf.
Dann wird dort das Steigwachs aufgebracht - bei warm-nassen Bedingungen setzt man den eher klebrigen Klister ein, bei kühleren Bedingungen härtere Wachse entsprechend der Farbenlehre.
Wer noch genauer wissen will, wie man den perfekten Langlauf-Ski wachst, sollte ein Wachsseminar besuchen. Das wird in vielen Wintersportorten von Skischulen angeboten oder auch von Herstellern wie Swix, Toko oder Holmenkol. Wem das alles zu kompliziert ist, sollte lieber auf Fellski setzen…
Eine Möglichkeit, das Wachsen komplett zu umgehen, ist der Fellski. Der ist eine Entwicklung aus dem Tourenski-Bereich, in dem schon seit jeher (bremsende) Felle unter dem Ski beim Aufstieg auf den Berg mithelfen. Bei der Abfahrt werden sie dann einfach entfernt.
Im Skilanglauf sind die synthetischen Felle fest unter der Steigzone der Bretter befestigt: Im Anstieg stellen sich die Haare als Barriere auf und sorgen so für Halt, in der Abfahrt stehen sie glatt in eine Richtung, damit man rasend schnell ins Tal fahren kann.
Für den Normalverbraucher geht es komplett in Richtung Fellski. Das passt immer: Egal, ob kalt oder warm, Neuschnee oder Kunstschnee. „Man sollte nur das Fell ab und zu pflegen. Wenn man mag, kann man vorn und hinten am Ski ein wenig Paraffin aufbringen – fertig“, sagt Rene Sommerfeldt im Gespräch mit ISPO.com.
Selbst die Materialtüftler im deutschen Skilanglauf-Nationalteam checken derzeit ab, ob und wenn ja wie man die Fellski-Technologie für den Spitzenbereich nutzen kann.
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