Der Ngga Pulu war einst höher als die Carstensz-Pyramide. Dann begann das Eis auf seinem Gipfel zu schmelzen, er wurde zurückgestuft und fortan als Nr. 2 der ozeanischen Gipfel gehandelt. Aus der elitären Riege der „Seven Summits“ fiel er damit heraus, um bei den „Seven Second Summits“ zu landen. Oder anders gesagt: Der Ngga Pulu war nicht länger Repräsentant Ozeaniens unter den höchsten Gipfeln der Kontinente, sondern nur noch Vertreter der jeweils zweithöchsten Berge in der Welt der Alpinisten. Der Unterschied ist von Bedeutung, werden die „Seven Summits“ doch jedes Jahr von tausenden Bergenthusiasten besucht, während die zweite Garde ein eher einsames Dasein fristet.
Der Ngga Pulu als Seven Second Summits? Auch mit dieser Herrlichkeit ist es seit Jahren vorbei, denn der Klimawandel hat an Fahrt gewonnen. Mit dem Schmelzen seiner gigantischen Eiskappe verlor der Ngga Pulu Jahr für Jahr massiv an Höhe. Weitere Berge des Maokegebirges, die weniger vergletschert waren, zogen an ihm vorbei. Der Ngga Pulu wurde ein prominentes Opfer der Klimakatastrophe. Heute gilt der Sumantri ist zweithöchster Berg.
Zusätzlich setzten Diskussionen ein, ob es sich überhaupt um einen eigenständigen Gipfel handelt. Hierbei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, darunter auch die topographische Prominenz. Ist die Beziehung zum Nachbarn zu eng, wird man schnell zum Nebengipfel degradiert. Bisher sieht es zwar so aus, als wenn der Ngga Pulu seine Eigenständigkeit behält. Aber es gibt Gegenstimmen. So heißt es bei der Website 8000ers.com zum Ngga Pulu: (übersetzt) „… zunächst einmal ist es gar kein eigenständiger Berg. Der Sattel zur Carstensz-Pyramide ist nur ungefähr 200 Meter tiefer als der höchste Gipfelpunkt.“ Wenn man ihn als eigenständig betrachte, so der folgende Vergleich, müsse man auch den Ostgipfel des Elbrus als zweithöchsten Berg Europas zählen.
Erstmals bestiegen wurde der Ngga Pulu am 5. Dezember 1936 von Anton Colijn, Jean Jacques Dozy und Frits Wissel. Die Niederländer wählten den Weg von Süden aus, der heute auch als Normalroute beim Bergsteigen gilt. Es folgten weitere Expeditionen, darunter 1962 unter der Leitung des österreichischen Bergsteigers und Autors Heinrich Harrer. Hier war der Ngga Pulu aber nur das Zubrot, denn vorrangig ging es um die Erstbesteigung der Carstensz-Pyramide, der höchsten Erhebung des Kontinents. Für die Expedition aus den Niederlanden war die Carstensz-Pyramide 26 Jahre zuvor noch kein zwingendes Ziel gewesen. Damals war die Eisschicht auf dem Ngga Pulu noch dick genug, um den Nachbargipfel in der Höhe zu schlagen. Colijn, Dozy und Wissel standen damals also durchaus auf dem höchsten Punkt des Bergmassivs, auch ohne die benachbarte Carstensz-Pyramide in Angriff zu nehmen.
Zehn Jahre später wählte der inzwischen verstorbene Engländer Dick Isherwood mit Erfolg den bis dahin unberührten Weg über die Nordwand des Ngga Pulu. Er kletterte allein und hatte die Südroute zuvor im Team bereits gemeistert.
Expeditionen auf die Carstensz-Pyramide werden von verschiedenen Veranstaltern offeriert, organisierte Einzelangebote zum Bergsteigen am Ngga Pulu sind dagegen selten. Die Preise für die Teilnahme an einer Berg-Expedition in der Region schwanken stark. Inklusive Flug ab Europa sollte mit mindestens 9.000 Euro zuzüglich Nebenkosten gerechnet werden.
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