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Eine Frau und ein Mann sitzen gut gelaunt an einem Bürotisch.
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Health/21.05.2024

Corporate Health: Damit der Job nicht krank macht

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Reichen sporadische Sportevents oder der berüchtigte Tischkicker, um als Unternehmen ein gutes Corporate Health Management zu bieten? „Nein“, sagt die Weltgesundheitsorganisation WHO. Sie fordert umfassende Initiativen für zufriedenstellende Arbeit und ein gesundes Umfeld. Ein Vorreiter im Sinne der WHO ist die DHL Group. Beim globalen Logistikkonzern profitieren nicht nur die rund 594.000 Beschäftigten, sondern auch Kund*innen sowie der Konzern und die Investoren von der ganzheitlichen Gesundheitsförderung.

Logistik ist ein Knochenjob. Jede Sendung soll pünktlich ankommen – rund um die Uhr, rund um den Globus. Körperliche Anstrengung und Stress gehören zum Alltag: ob am Steuer eines Trucks oder im Cockpit eines Frachtflugzeugs, ob in der Nachtschicht in einem Brief- oder Paket-Hub oder in der Kommissionierung eines Supply-Chain-Warehouses, ob in einem der drei weltweiten IT-Rechenzentren oder im Management der Zentrale in Bonn. Damit die Gesundheit der Mitarbeitenden dabei nicht auf der Strecke bleibt, hat die DHL Group eine Health & Well-Being Policy aufgesetzt. Die Selbstverpflichtung des Konzerns überzeugte zuletzt beim deutschen Corporate Health Award 2023. Die Jury lobte u. a. exzellente Strukturen und Prozesse in Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, die Gesundheitskommunikation, das Demografiemanagement und zielgruppenspezifische Angebote.

Corporate Health bedeutet Risikovorsorge

Für DHL ist Gesundheitsmanagement jedoch kein Selbstzweck. Im Gegenteil. Es zahlt ein auf das Risikomanagement, mit dem sich der Konzern gegen Gefahren für seinen Geschäftsbetrieb wappnet. „Gesundheitliche Themen zählen weltweit mit zu den größten Risiken“, weiß Dr. Andreas Tautz, Chief Medical Officer der DHL Group. Das können Pandemien sein, wie zuletzt Corona. Mehr noch können aber alltägliche Wehwehchen den wirtschaftlichen Erfolg mindern. Denn bei massivem Krankenstand, mangelnder Leistungsfähigkeit der Belegschaft oder hohen Unfallzahlen lässt sich keine gute Qualität im Service erbringen. Das Thema ist bei DHL so wichtig, dass Dr. Tautz regelmäßig an den Vorstand berichtet.

Gesundheit als Erfolgsfaktor

„Wir verbinden mit unseren Leistungen Menschen und verbessern Leben. Das Geschäft ist ein People Business. Unser Konzern lebt von seinen vielen Beschäftigten“, sagt Dr. Tautz. Gesundheit sei dabei ein Erfolgsfaktor – vor allem für ein globales Unternehmen, das sich im harten Logistikwettbewerb als Qualitätsführer definiert. Das gilt zunehmend auch im Kampf um die besten Fachkräfte. Ein Top-Arbeitgeber braucht heute ein vorbildliches Gesundheitsmanagement, um bei jungen Talenten zu punkten und ältere Mitarbeitende zu halten.

Gymnastik für den gesunden Rücken: Prävention ist ein wichtiges Element der Gesundheitsförderung der DHL Group.
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Wohlbefinden für Körper, Geist und soziales Leben

Doch was zählt alles zu Gesundheit? Als Leitender Arzt im Konzern sieht Dr. Andreas Tautz die DHL Group auf einer Wellenlänge mit der WHO: Sie definiert Gesundheit als einen Zustand des umfassenden körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens – und eben nicht nur als Abwesenheit von Krankheit. Hierbei spielt der Arbeitsplatz, an dem wir einen großen Teil des Tages und damit unseres Lebens verbringen, eine sehr wichtige Rolle. Eine befriedigende Arbeit und ein gut gestalteter Arbeitsplatz sind für jeden Menschen wichtige Faktoren, um gesund zu bleiben. Umgekehrt sind schlechte Arbeitsbedingungen ein Risiko. „Der Arbeitsplatz ist eine der größten Präventionsplattformen. Schließlich erreichen wir hier 60 Prozent der Bevölkerung“, sagt der Chief Medical Officer.

Dr. Andreas Tautz, Chief Medical Officer der DHL Group
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Im Fokus: mentale Gesundheit und Schlaf

Dabei wandeln sich die Herausforderungen für Arbeitsmediziner. In der Logistik mit viel körperlicher Arbeit treten häufig Erkrankungen des Muskel-/Skelettapparates auf, ebenso zählen die chronischen Zivilisationskrankheiten des Herz-/Kreislaufsystems, des Stoffwechsels oder Infektionen zu den Hauptthemen. Doch zunehmend rücken die mentale Gesundheit und zum Beispiel Themen wie ein gesunder Schlaf in den Fokus. Forscher zeigen, dass psychische Fehlbelastungen bis hin zum Burnout die Produktivität von Unternehmen signifikant beeinträchtigen können.

Zufriedenheit macht produktiver

„Die Geheimnisse der Produktivität eines Teams sind längst entschlüsselt“, so der Arbeitsmediziner. „Hauptfaktoren sind eine sinnvolle, leistbare Aufgabe sowie ein starkes Team, in dem die Mitglieder authentisch sein können, sich vertrauen, ein hohes Selbstwertgefühl entwickeln sowie Respekt und Wertschätzung von Führungskräften und Unternehmen erfahren.“ Wer als Unternehmen allein mit technischen Sicherheitsmaßnahmen oder oberflächlichen Gesundheits- und Sportprogrammen einen Mangel bei den entscheidenden Wohlfühlfaktoren überdecken will, handelt kontraproduktiv und wird scheitern. Das ist wissenschaftlich untermauert. 

Echter Teamgeist und sinnvolle Aufgaben fördern Produktivität – wissenschaftlich bewiesen.
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Apropos Wissenschaft: Die DHL Group kooperiert mit der WHO, dem Weltwirtschaftsforum, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Experten und anderen Partnern aus der Gesundheitsbrache, um objektive Entscheidungskriterien zu generieren und im Bereich Corporate Health am Puls der Zeit zu sein, erläutert Dr. Andreas Tautz. Er selbst ist Vorstandsmitglied der Wissenschaftlichen Fachgesellschaft der Arbeitsmedizin und Umweltmedizin.

Spezielle Programme erreichen Blue-Collar-Teams

Während Büro-Mitarbeitende meist offener für Gesundheitskommunikation sind, reagieren Menschen aus der operativen Ebene eher skeptisch auf Förderangebote. Die DHL Group hat deshalb in Projekten evaluiert, wie sich Blue-Collar-Teams als größter Teil der Belegschaft erfolgreich ansprechen lassen.

Zwei Beispiele:

  • Weiterbildungsangebote: Mit seinem Certified-Programm qualifiziert DHL Mitarbeitende ohne Schul- oder Berufsabschluss, die in ihren operativen Aufgaben einen guten Job machen. Bis 2025 sollen weltweit 80 Prozent aller Beschäftigten diese Trainings durchlaufen, ihr Zertifikat erwerben, Bestätigung erfahren und ihre Aufgabe in besserer Qualität erfüllen können.
     
  • Mediation: In Deutschland haben Betriebsärzt*innen Teams gecoacht, deren Qualitätsperformance stark unterdurchschnittlich war. Was stört, was belastet? In intensiven Gesprächen wurde Vertrauen aufgebaut, nach und nach kamen in emotionalen Debatten alle Probleme auf den Tisch, Lösungen wurden erarbeitet und umgesetzt. Nach dieser Intervention besserte sich die Qualität deutlich, die Beschäftigten waren seltener krank, Fluktuation oder Kündigungen sanken.

Ob Deutschland oder China: Die Gesundheitsthemen sind ähnlich

In der deutschen DHL Organisation hat das Gesundheitsmanagement eine lange Tradition. Bereits 1835 wurde bei der Post in Deutschland, die sich zur heutigen DHL Group mit dem Unternehmensbereich Post & Pakete entwickelte, der erste Arzt angestellt. Seit 1997 ist bei der Deutschen Post ein Gesundheitsmanagement etabliert, das mit dem Wachstum des Konzerns 2005 international ausgerollt und um viele gute Initiativen der fusionierten Unternehmen ergänzt wurde. Heute erbringen allein in Deutschland 200 Ärzte und medizinische Fachangestellte in 35 Betriebsarztpraxen jährlich über 110.000 Gesundheitsmaßnahmen für 220.000 Mitarbeitende.

International passt die in 220 Ländern und Territorien dieser Welt aktive DHL Group ihre Gesundheits- und Arbeitssicherheitsprogramme an die jeweiligen Länderstandards an – und setzt teils lokale Schwerpunkte. So gibt es seit Langem in einzelnen Ländern einen Fokus auf HIV-Prävention. Als in Brasilien viele Schwangerschaftskomplikationen auftraten, wurde ein Angebot zur Begleitung werdender Mütter entwickelt. In der Türkei legte man ein Welcome-Back-Programm für junge Mütter und Väter auf. Doch die Unterschiede seien geringer als gemeinhin angenommen, erklärt Dr. Andreas Tautz: „Wenn wir uns nur mal Deutschland und China ansehen, sind die Prioritäten bei Gesundheitsthemen sehr ähnlich.“ Auch bei DHL in China seien zum Beispiel schon sehr früh Aspekte wie Mental Health und erholsamer Schlaf adressiert worden.

Digitalisierung sorgt für Bewegung

Gesunde Ernährung, Entspannung und Schlaf, Sport und Bewegung im Alltag – solche Themen aus dem Gesundheitsmanagement kommen glaubwürdig bei den Mitarbeitenden an. Auch, weil die DHL Group vor digitalen Angeboten nicht zurückschreckt. „Viele Menschen sind einfach sportbegeistert“, weiß Dr. Andreas Tautz. Deshalb hat der Konzern eine Fitness-App in deutsch und englisch aufgelegt, die Bewegung unter fachlicher Anleitung fördert. Der Chief Medical Officer beherzigt selbst dieses Rezept. Immer wenn Termine anstehen, joggt Andreas Tautz von seiner Praxis hin und zurück zur Konzernzentrale. Und da während Corona Teamsport nicht möglich war, rollte DHL kurzerhand ein Online-Programm aus, das Jogging-, Wander- oder Radfahrindividualisten zu einer motivierenden Sportcommunity zusammenbrachte. Eine andere App bot geführte Meditationen und Musik zu den Themen Stressabbau, Gesundheit, Schlafförderung, Produktivität und Entspannung. Solche digitalen Services sollen weiter ausgebaut werden.

Das Miteinander fördert den Wohlfühlfaktor: Beim DHL Volunteer Day engagieren sich DHL-Teams in sozialen oder ökologischen Projekten.
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Lokale Sportinitiativen in aller Welt

Unter all den lokalen Sportinitiativen in aller DHL Welt, die sich auch ergänzend zum Gesundheitsmanagement etabliert haben, lässt sich ein Tabellenführer ausmachen: der Fan Club Deutsche Post. Seit fast 15 Jahren bringt dieses Programm zwischen Corporate Health und Employer Branding Teams im Fußball, Laufen, Wandern und Radfahren zusammen, darunter ambitionierte Sportler*innen ebenso wie die Hobbyfraktion. Neben der gesunden Bewegung stehen vor allem Teambuilding und Spaß im Mittelpunkt – zumal auch immer mehr Angebote außerhalb klassischer Sportaktivitäten angeboten werden wie Seifenkistenbauen oder gesundes Kochen sowie eSports und Virtual Sports. „Ich unterstütze den FC seit vielen Jahren, spiele Fußball und laufe auch bei der ein oder anderen Veranstaltung mit. Es ist toll, Kolleginnen und Kollegen auch außerhalb der Arbeit zu treffen und als Team aktiv zu sein“, schwärmt Jürgen Finger aus der Niederlassung Betrieb Nürnberg vom Fan Club. „Der Mix der Angebote ist besonders. So ist zum Beispiel das Fußballturnier bei uns fest etabliert. Aber auch die neuen Formate wie Fitnessworkouts vor Ort probieren wir gemeinsam mit Kolleg*innen aus.“