Als Reaktion auf den Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch, bei dem über 1.000 Menschen ums Leben kommen, wurde 2014 das Textilbündnis gegründet. Unter der Federführung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung entstand ein Zusammenschluss von Unternehmen und Organisationen. Ziel des Textilbündnisses ist es, "soziale, ökologische und ökonomische Verbesserungen entlang der Textillieferkette zu erreichen". Aktuell hat der Zusammenschluss 173 Mitglieder.
Damit auf Verbraucherseite aus dem Wunsch nach fairen Bedingungen auch konsequentes, richtiges Handeln wird, muss man als Verbraucher beim Einkaufen auf einige Dinge achten. Und bei getragener Kleidung gibt es viele Möglichkeiten: Von Verschenken bis Upcyclen. ISPO.com gibt einen Überblick, was auch der Verbraucher beim Kleiderkauf zur Nachhaltigkeit beitragen kann.
Das Problem mit den Siegeln
Der Wunsch vieler Konsumenten, Produkte bedenkenlos einkaufen zu wollen, sorgte für eine Label-Flut auf dem Kleidungsmarkt. Immer häufiger kleben auf Textilien kleine Schildchen, die zeigen sollen: Hier kauft man mit gutem Gewissen, schont die Umwelt und beutet niemanden aus. Da den richtigen Überblick zu behalten, wird für den Endkunden immer schwieriger: „Ursprünglich als schneller Rat bei Kaufentscheidungen gedacht, haben Label allein durch ihre Vielzahl diese Funktion für viele Verbraucher verloren“, heißt es auf dem Portal „Label Online“ der Verbraucher Initiative. Auf der Website des Portals kann man deswegen Informationen über eine Vielzahl von Siegel bekommen und erfahren, ob es beim jeweiligen Aufdruck um fairen Handel oder eher um eine Art von Etikettenschwindel geht. Das Angebot gibt es zudem auch als App. Für diejenigen, die während des Einkaufens nicht das Handy zücken wollen, werden am Ende dieses Textes sechs bekannte und vertrauenswürdige Siegel kurz vorgestellt.
Einige Marken haben sich komplett der Produktion nachhaltiger Textilien verschrieben. Zu diesen Herstellern zählen beispielsweise El Puente, Armedangels, Hessnatur oder Manomama. Die Seite utopia.de bietet eine Übersicht über nachhaltige Kleidungsmarken mit Informationen über Sortiment, Art der Textil-Herstellung und Firmensitz.
Auch große Marken setzen verstärkt auf Nachhaltigkeit, da das Thema CSR (Corporate Social Responsibility) immer wichtiger wird. Vaude gewann vor kurzem den deutschen Nachhaltigkeitspreis. Für Geschäftsführerin Antje von Dewitz ist die „Outdoor-Branche am weitesten in Sachen Nachhaltigkeit.“
Dazu zählen auch Bergans of Norway und Toray: Sie bringen im Frühjahr eine Outdoor-Jacke auf den Markt, deren oberste Schicht zu 30 Prozent aus einem pflanzenbasierten Polyester besteht.
Richtige Entsorgung
Nachhaltiger Umgang endet nicht beim Kauf der Kleidung, auch bei der Entsorgung kann man sozial- und umweltbewusst handeln. Die Verwertung von getragener Kleidung ist ein riesiger Markt. Jährlich fallen in Deutschland über eine Million Tonnen an Kleiderspenden an, wie eine Studie des Fachverbands Textilrecycling 2015 errechnete. Eine Tonne ist zwischen 300 und 450 Euro wert, sodass man insgesamt bei um die 400 Millionen Euro landet. Deswegen ist es keine Seltenheit, dass Container aufgestellt werden, die nicht den karitativen Einrichtungen gehören.
Der Dachverband „FairWertung“ ist ein bundesweites Netzwerk aus gemeinnützigen und kirchennahen Organisationen. Das Deutsche Rote Kreuz oder die Johanniter gehören ihm an, mehr als 100 kirchliche und nicht konfessionell gebundene Organisationen sind es insgesamt. Auf das Siegel von „FairWertung“ sollte man bei Altkleider-Containern achten, um eine sozial verantwortliche Sammlung sicherzustellen.
Wo man dagegen misstrauisch sein sollte, erklärt von der Alexandra Borchard-Becker von der Verbraucher Initiative: „Nach Informationen von FairWertung sollte man skeptisch sein bei wohlklingenden Namen und Symbolen, die wie kirchliche oder karitative Organisationen klingen, aber nicht dazugehören. Dahinter verbergen sich oft kommerzielle Sammler.“
Skeptisch sollte man zudem bei besonders emotionalen Botschaften sein oder wenn die vollständige Anschrift fehlt. Wer sich nicht sicher ist, kann auf der Internetseite von Fairwertung mithilfe der Postleitzahl einen Container für karitative Zwecke in seiner Nähe finden.
Alternativen: Verkaufen, verschenken, verändern oder tauschen
Wer mit seinen alten Klamotten noch ein bisschen Geld verdienen will, kann Shirts und Hosen im Internet auf Portalen wie Ebay oder Quoka verkaufen. Wer es lieber etwas lokaler mag, kann den örtlichen Second-Hand-Laden oder Flohmärte ansteuern.
Bei Spenden für Flüchtlingshilfe: vorher anrufen
Kleiderspenden kann man nicht nur über die Container abgeben, eine Vielzahl von Einrichtungen sammelt Getragenes: Die Kleiderkammern sind besonders in der Flüchtlingsversorgung aktiv. Allerdings sollte man hier vorher telefonisch bei den örtlichen Stellen der Diakonie, Caritas oder des Roten Kreuzes anfragen, wie der Bedarf aktuell ist, da manche Lager in den letzten Monaten überfüllt wurden. Andere Anlaufstellen sind beispielsweise die Sozialkaufhäuser (auch online), Recycling-Höfe sowie die Oxfam-Läden. Die Stadtwerke veranstalten zudem häufig Verschenkmärkte.
Sehr im Trend sind auch Tauschbörsen. Die gibt sowohl online beispielsweise bei Kleiderkreisel oder Die Tauschbörse. Aber auch lokale Börsen, sogenannte Swap-Parties, erfreuen sich immer größere Beliebtheit. Sie haben im Gegensatz zur Online-Variante den Vorteil, dass man die Klamotten auch anprobieren kann.
Und zum Schluss noch ein Tipp für Bastler: Upcyclen. Das erfordert ein wenig D.I.Y. (Do it Yourself)-Geist. Wenn ein Kleidungsstück nicht mehr tragbar ist, man sich aber nicht von ihm trennen will: Einfach ein zweites Leben schenken. Auf der Seite shirt-gestalten.com oder We Upcycle gibt es kostenlose Anleitungen, wie man aus T-Shirt beispielsweise Schals, Stirnbänder, Taschen, Kissen und Körbe macht.
Die wichtigsten Siegel
Beim Neukauf von Textilien kann man bei manchen Siegeln davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um um ein umwelt- oder sozialverträgliche Produktion handelt. Eine Auswahl:
- „Das bekannteste ist wohl inzwischen das GOTS“, erklärt Alexandra Borchard-Becker von der Verbraucher Initiative. GOTS steht für Global Organic Textile Standard. Ein Zwei-Stufen-System zeigt an, ob das Textil mindestens 70 oder 95 Prozent Naturfasern enthält.
- Das Bluesign-Siegel ist beispielsweise auf Produkten von Vaude, Mammut oder Jack Wolfskin zu finden. Bei Bluesign ist es das Ziel, „den ökologischen Fußabdruck entlang der textilen Kette verringern“, so Borchard-Becker.
- Die Fairwear Foundation hat einen acht Punkte-Plan in Sachen Arbeitsbedingungen, der Kinder- und Zwangsarbeit, Diskriminierung sowie überlange Arbeitszeiten und geringe Gesundheitsstandards verhindert. Gleichzeitig sollen die Arbeiter einen „living wage“ bekommen, also nicht nur den Mindestlohn im jeweiligen Land, sondern einen Verdienst, mit dem sie für ihre Familie sorgen können.
- Öko-Tex Standard 100 plus setzt sich ebenfalls für ökologische und soziale Verbesserungen ein, hier stehen besonders auch gesundheitliche Aspekte im Vordergrund.
Sehr häufig – nicht nur auf Textilien – findet man auch das Fairtrade-Siegel. Das Fairtrade steht für faire Handelsbedingungen. Anfang nächsten Jahres kommt nun ein seit längerer Zeit geplanter Textilstandard hinzu. „Der Textilstandard bezieht sich auf das ganze Produkt, von Anfang bis Ende gibt es dann den Fairtrade-Ansatz“, erklärt Maren Sartory, Pressereferentin bei Fairtrade. „Der Ansatz kommt sowohl den Bauern, wenn die Daumwolle eingesetzt wird, als auch den Arbeitern in sämtlichen Schritten der Textil-Produktion zu Gute.“
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