Das große Ziel der Industrie: Wir wollen eine transparente Kommunikation schaffen, in der sich nicht nur Fakten überprüfen lassen, sondern auch eine ausgeweitete Kreislaufwirtschaft sowie eine entwickelte Produktion und umweltschonende Alternativen widerspiegeln. Brands müssen an der Wertschöpfungskette ansetzen und ihren Kurs gegebenenfalls völlig neu ausrichten. Nur so kann die Sport- und Outdoor-Industrie neuen Herausforderungen begegnen, Lösungen finden und anpassungsfähiger gegenüber Wirtschafts-, vor allem aber auch Klimarisiken werden.
Mit immer mehr Transparenz und steigendem Interesse der Konsument*innen daran, woher ein Produkt kommt, ist ökologisch verantwortliches Handeln für Marken längst kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Eher gilt das Motto: Wer jetzt noch nicht drauf achtet, verschläft eine wichtige Entwicklung.
Hersteller*innen sind viel mehr gefordert, eine Balance zwischen Überzeugungsarbeit sowie Nachweis des Engagements zu finden, ohne zu politisch zu werden. Das EU-Gesetz zur Umweltkennzeichnung fordert, sich auf nachweisbare Fakten zu stützen. Denn wir alle wissen: In dieser Branche schwirren gerne mal unklare Aussagen umher. Was zählt sind Fakten - und ein Rahmen, in dem das passieren darf. So lassen sich Greenwashing- und Greenhushing-Kampagnen unterbinden.
Marken, die sich bereits für Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) engagieren, können diese entscheidenden Herausforderungen antizipieren – für sie bedeutet das eine Anpassung ihrer Methoden und eine Kursänderung basierend auf wissenschaftlichen Methoden.
Schon gewusst? Ohne Landwirtschaft funktioniert die Textilindustrie nicht. Denn Stoffe und Garne stammen oftmals aus der Produktion von Farmen, die das Ausgangsmaterial wie Wolle oder Garn liefern. Doch die Revolution steht bevor: Denn einige Ingredient Brands haben ihren Blick in die Zukunft gerichtet. In Laboren entsteht gerade eine völlig neue Generation von Stoffen, für die Proteine fermentiert und Bakterien in Biomasse verwandelt werden. Hier geht es vor allem um Alternativen zu tierischem Leder oder Daunen und Federn, die als Füllungen eingesetzt werden.
Die USA, Italien, Deutschland und England sind hier die Länder mit den meisten zukunftsweisenden Start-ups, die sich mit solchen Materialien und Komponenten beschäftigen. Die Marken Adidas, The North Face, Hermès, Arc'teryx, Napapijri oder die Kathmandu-Gruppe investieren hier Zeit und Geld, um nah an einer zukunftsgerichteten Produktion und Quelle zu sein.
Neue Web- und Mischtechniken sorgen dafür, dass natürliche und künstliche Fasern die Eigenschaften haben, die Sportkleidung braucht. Merinowolle in Underlayers oder anderen Einsatzbereichen funktioniert nach diesem Schema. Auch Leinen, das gerade für Athleisure immer beliebter wird, insbesondere bei Yoga-Wear, ist ebenfalls ein beliebtes Material für diese Technik. Übrigens: Leinen wird auch für Snowboards, Skier, Skateboards und Surfbretter wie bei Notox oder Akonit eingesetzt - und kann so Plastik als Material ablösen.
Aber: Das sind bisher vorrangig Nischenanwendungen, die jedoch dazu beitragen, dass der Markt sich für Alternativen zur Kohlenstofffaser öffnet.
Eco-designed oder gar nicht – das ist schon lange keine Frage mehr. Die Beschränkung auf das, was wirklich nötig ist, ist ein Wachstumsfaktor für ein neu definiertes Wachstum in einer Welt, in der Überfluss (so wie er durch die industrielle Revolution definiert wurde) nicht mehr denkbar ist.
Die Herausforderung besteht jetzt darin, langlebige Produkte zu schaffen, die kreislauffähig sind. Der Schlüssel dazu sind Designs, die Reparaturen ermöglichen, die Zerlegung von Fasern und die Möglichkeit, ein Endprodukt zu demontieren, um die Rückverfolgbarkeit zu verbessern.
Die Analyse des Lebenszyklus eines Produkts könnte durch ein Ökodesign-Raster mit umgekehrter Rückverfolgbarkeit, vom Abfall zur Faser, vereinfacht werden. Die Textile Genesis von Lectra und Reverse Ressource fordern dies bereits.
Und auch die Verpackungen dürfen nicht vergessen werden, sie stellen eine unterschätzte Abfallquelle dar. Hier braucht es eine Veränderung für Recommerce und Produktretouren.
Allerdings gibt es schon einige wiederverwendbare Verpackungslösungen wie Hipli™ in Europa oder Lulu Pack™ in Südostasien. Gerade werden Verpackungen auf Algenbasis entwickelt, die von der Lebensmittelindustrie inspiriert und unter bestimmten Bedingungen biologisch abbaubar sind. Ein schwedisches Unternehmen hat den ersten Prototypen für eine Verpackung geschaffen, die sich zu Hause vollständig abbauen lässt.
Für Konsument*innen ist Genügsamkeit schon lange kein entfernter Wunsch mehr, sondern eine Voraussetzung, nach der der Konsum ausgerichtet wird.
In naher Zukunft wird es ohne KI in der eigenen Wachstums- und Innovationsstrategie nicht mehr gehen. Für die textile Produktionskette kann KI dafür eingesetzt werden, genauere Daten an der Quelle zu sammeln, sie zu standardisieren, zu sichern und dann für die nachgelagerte Kette verfügbar zu machen.
Dies gilt insbesondere für die Rückverfolgbarkeit, für die eine extreme Genauigkeit erforderlich ist. Die Rückverfolgbarkeit ist einer der wichtigsten Bestandteile des Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), das nächstes Jahr in Frankreich für Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter*innen umgesetzt werden soll.
Zukunftstechnologien bieten auch Potenzial für Kundenservice, Recommerce, 3D-Design und Pattern Placement Management Technologien. Dienste wie Chat GPT unterstützen bei der Erstellung von Produktdatenblättern und Saas erleichtert das Management der Kreislauflogistik, Produktion und E-Commerce. Was für die nahe Zukunft interessant werden könnte: der Einsatz von KI zur Bekämpfung von Greenwashing in der Kommunikation und in Texten.
Rückverfolgbarkeit und wissenschaftliche Messungen sind unverzichtbare Werkzeuge für die Auswahl und den Einsatz von Sourcing-Methoden mit dem Ziel, Überproduktion zu reduzieren.
Für Marken wird es entscheidend sein, sich durch die Weiterentwicklung ihrer Design- und Sourcing-Systeme anzupassen. Je nach Markenpositionierung ist diese Verantwortung gemeinsamer Natur und sehr differenziert, und eine Herausforderung wird die Beschränkung aufs Wesentliche. Eine weitere Aufgabe des Einkaufs besteht darin, Risiken zu erkennen und sich durch die Anpassung von Prozessen weiterzuentwickeln. So wird die Entscheidungsfindung in Zeiten der Unsicherheit erleichtert und Marken werden resilienter.
Wäre es nicht das ultimative Ziel des Sourcings in der Zukunft, die Produktion nicht länger am reinen Volumen zu messen? Dazu braucht es wissenschaftliche Methoden, Zusammenarbeit und Reduzierungen, wo es nur möglich ist.
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