In unseren Kleiderschränken, Kellern und Garagen lagern viel zu viele ungenutzte Dinge. Einer Greenpeace-Statistik zufolge kaufen wir im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr, von denen 40 bis 80 Prozent ungenutzt im Kleiderschrank verstauben. Hinzu kommt noch das ganze Sport-Equipment, von dem einiges nur ein paar Tage im Jahr im Einsatz ist. Vom Ski übers Zelt bis hin zum Faltboot. Würde man diese Produkte mieten statt kaufen, wäre das für den Konsumenten billiger und für die Umwelt nachhaltiger. Dass sich das Mietgeschäft auch wirtschaftlich lohnt, wissen die Skiverleiher schon lange. Kein Wunder, dass immer mehr Händler und Hersteller auch abseits der Skibranche auf das Mietgeschäft setzen.
Vor wenigen Wochen ging der neue Mietservice von Globetrotter live. Über die Website des Händlers können Kunden aus Deutschland Zelte, Rucksäcke und Taschen, Wassersport-Ausrüstung, Bikes, Outdoor-Ausrüstung für Kinder und Koch-Equipment ausleihen. Bekleidung ist noch nicht dabei. „Sicherlich ist ein Großteil des Globetrotter Sortiments als Mietprodukt denkbar“, sagt Christian Zien, Head of E-Commerce bei Globetrotter. „Da wir mit unserem Verleihangebot noch am Anfang stehen, und wir dies auch als Test sehen, wollen wir zunächst nur Artikel anbieten, die keine verschiedenen Größenläufe haben.“
Auch die Kollegen von Naturkompaniet in Schweden, die wie Globetrotter zur Fenix Outdoor Gruppe gehören, testen aktuell einen Verleihservice, allerding nur offline in den Filialen. Sogar Decathlon experimentiert derzeit im Heimatmarkt über die Eigenmarke Forclaz mit dem Verleih von Outdoorausrüstung und -bekleidung und bietet vom Schlafsack über die Waschtasche bis hin zu technischen Geräten bereits ein umfangreiches Angebot.
Auch bei den Herstellern spricht sich die Idee herum: Im November 2019 startete das deutsche Ski- und Outdoorunternehmen Schöffel mit dem Verleih von Skibekleidung über ausgewählte Händler und Portale in Österreich und der Schweiz. In Österreich läuft der Service über die Plattform „Intersport Rent“. Geliefert wird direkt ins Skigebiet. „Aufgrund des großen Erfolgs arbeiten wir bereits daran, das Produktsortiment auszubauen“, sagt Jürgen Nairz, Geschäftsführer von Schöffel Austria.
Die schwedische Outdoor- und Skimarke Houdini hat den Service schon seit 2012 in den eigenen Flagshipstores installiert – zunächst mit mäßigem Interesse, inzwischen aber sehr erfolgreich. „Die Nachfrage ist in den letzten Jahren stark gestiegen“, sagt Nanny Bergstedt von Houdini. „Die Leute planen schon ein halbes Jahr im Voraus und reservieren sich die Kleidung für den Urlaub.“ Bislang ist das Leihgeschäft auf den Heimatmarkt beschränkt, doch erste ausländische Händler bekunden bereits Interesse daran.
Es gibt sogar Händler, die sich komplett auf das Leihgeschäft spezialisiert haben, wie das französische Unternehmen Ski-chic. 2018 gestartet, gibt es weder stationäre Geschäfte noch einen regulären Onlineshop, wo Ware regulär gekauft werden kann. Bestellt wird online, geliefert direkt ins Hotel. In ca. 50 Ski-Ressorts in Frankreich wird der Service derzeit angeboten. Auch hier mit steigender Nachfrage, sagt Jordan Valentin, Mitgründer von Ski-chic. „Wir wachsen von Saison zu Saison etwa um 50 Prozent.“ Angeboten werden Outfits für die ganze Familie von Marken wie Peak Performance, Fusalp, Quiksilver etc. Ein Outfit von Fusalp zum regulären Retailpreis von 930 Euro kostet beispielsweise 28,25 Euro am Tag.
„Wir haben uns wirklich Zeit gelassen auszutesten, welche Produkte und Marken geeignet sind“, erklärt Valentin. „Es ist sehr wichtig, dass die Qualität stimmt, damit die Kunden zufrieden sind und die Kleidung mehrmals vermietet werden kann.“ Mehr als zehn Nutzer hat ein Bekleidungsstück bei Ski-chic im Schnitt pro Saison, bei Houdini sind es ebenfalls zwischen zehn und 15. Angeboten werden Outerwear und Accessoires wie Brille und Handschuhe, bei Houdini auch Midlayer. „Je näher man dem Körper kommt, desto geringer ist das Interesse an Mietkleidung“, sagt Nanny Bergstedt von Houdini.
Und welche Styles wollen die Kunden am liebsten mieten? „Nicht die auffälligen“, hat Jordan Valentin festgestellt. „Wir hatten von Peak Performance ein pinkes Outfit, aber das wurde kaum bestellt.“ Anders als in der Mode, wo auffällige Stücke besonders gerne gemietet werden, suchen die Kunden hier eher die zeitlosen Produkte. Für das Mietgeschäft ist das prima, weil die Produkte dann mehrere Saisons genutzt werden können – wodurch die Nachhaltigkeit nochmal gesteigert werden kann.
Der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit ist übrigens nicht immer die erste Motivation der Kunden. „Viele unserer Kunden gehen einfach nicht oft Skifahren und wollen nicht für die ganze Familie teure Outfits kaufen, oder sie sind auf der Durchreise und haben nichts zum Skifahren dabei“, sagt Valentin. Er versteht das Angebot deshalb vor allem als einen Service, der dem Sport neue Zielgruppen erschließt. Auch bei Globetrotter hat man keine Angst, das Leihgeschäft könnte die Kunden vom Kauf abhalten. Christian Zien von Globetrotter: „Das Verleihgeschäft ist ein guter Einstieg für Menschen, die neu im Outdoorbereich sind und erstmal ausprobieren möchten, ob ihnen das überhaupt Spaß macht.“
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