Weil die stationären Geschäfte in immer mehr Ländern aufgrund der Coronakrise geschlossen sind, bekommt der Onlinehandel ein völlig neues Gewicht. Wer früher allein auf stationäres Business setzte und den Onlinehandel anderen überlassen wollte, muss jetzt schnell umdenken. Die Menge an Möglichkeiten ist enorm gewachsen. Buchstäblich über Nacht entstand eine Vielzahl von neuen Angeboten, die dem Handel den Schritt in den E-Commerce erleichtern will, und das sogar oft gebührenfrei. Das Engagement kommt von klassischen Plattformanbietern, von Kommunen, von Händlerinitiativen. Mitmachen lohnt sich, denn: Wer als Konsument bisher noch nicht online kaufen wollte, fängt jetzt damit an und ändert seine Kaufgewohnheiten. Man muss damit rechnen, dass der Anteil des Onlinehandels nach der Krise dauerhaft höher sein wird als heute. Hier sind einige topaktuelle Beispiele für den schnellen Onlinestart:
Gleich eine ganze Reihe von reichweitenstarken Marktplatzbetreibern bieten stationären Händlern derzeit schnelle Hilfe über die Anbindung an ihr Shopping-Portal. So bietet z.B. die Shopping- und Vergleichsplattform Idealo mit der Aktion „idealo Starthilfe” Händlern, die von der Corona-Krise betroffen sind, ab sofort die Möglichkeit einer kostenlosen Listung auf idealo.de. Bis zum 30. Juni verzichtet idealo auf Verkaufsprovision, Klick-Kosten etc. Sportaffine Nutzer hat das Portal jedenfalls: Als Folge der Schließung aller Fitnessstudios in Deutschland stieg die Nachfrage nach Sportzubehör stark an - bei Hanteln etwa um 2.740 Prozent gegenüber Ende Januar.
Auch Ebay hat ein Soforthilfeprogramm aufgesetzt, das u.a. vorsieht, stationären Händlern schnellen Zugang zum Marktplatz zu ermöglichen. Neue Verkäufer erhalten für sechs Monate kostenfrei einen Premium-Shop bei eBay.de, zahlen für drei Monate keine Verkaufsprovisionen für ihre verkauften Artikel und können sechs Monate kostenlos den eBay Concierge Premium-Kundenservice in Anspruch nehmen. Dabei können sie jederzeit das Programm verlassen ohne an Verpflichtungen gebunden zu sein. Auch der Marktplatzbetreiber Rakuten bietet seine Dienste jetzt verstärkt dem stationären Handel an: Wer jetzt bei Rakuten einsteigt und künftig über die Plattform verkauft, dem werden ein Jahr die Grund- und Einrichtungsgebühr erlassen.
Schließlich verstärkt auch Zalando sein Connected Retail-Programm für stationäre Händler: Vom 1. April bis zum 31. Mai zahlen neue und bestehende Partner unseres Connected Retail-Programms keine Kommission, wenn sie ihr Sortiment bei Zalando anbieten und über uns verkaufen.
Lange galten lokale Marktplätze, die stationäre Händler einer Stadt auf einer Plattform bündeln, als wenig vielversprechend. Dank der Coronakrise bekommen sie jetzt frischen Aufwind: „Das Interesse an unserem Angebot explodiert“, sagt beispielsweise Patrick Schulte, der mit Lozuka einen lokalen Onlinemarktplatz für die Stadt Siegen betreibt. In zahlreichen Städten entstanden neue Plattformmodelle, um dem stationären Einzelhandel in der Region unter die Arme zu greifen - sie reichen von regionalen Netzwerken wie beispielsweise Lozuka in Siegen und helfen.berlin bis hin zu deutschlandweiten Plattformen wie z.B. Einzelheld.de, Kiezware.de oder Lokalkauf.org. Lokalkauf.de ist das Resultat aus dem Corona-Hackathon der Bundesregierung, aber noch nicht online. Kiezware will ab April online sein. Die lokalen Marktplätze funktionieren meist so, dass die lokalen Händler einzeln gelistet sind und ihre Produkte über die Website verkaufen. Die Auslieferung organisieren die Geschäfte selbst.
Auch die Aktion „Händler-helfen-Händlern“, die von den beiden Händlern Rose Bikes und Visunext Group sowie dem Shopsoftwarehersteller Shopware initiiert wurde, basiert auf der Idee, den stationären Händlern ein IT-Netzwerk zur Verfügung zu stellen, auf dem sie ihre Filialbestände hochladen und zum Beispiel durch Taxen, Lieferdienste, Getränkelieferanten und andere regionale Logistikdienstleister versenden können. Auch hier arbeitet die Community noch an der Lösung. Brandneu ist die Initiative „Mia gehn online!“ aus München, die am 1. April 2020 startet und verspricht, Unternehmen binnen 24 Stunden auf „online“ umzustellen. Mit dabei sind namhafte Partner wie SAP, Microsoft Deutschland, Pioneers.io, Händler helfen Händlern, elaboratum - New Commerce Consulting, Nemms und Fischer Appelt. Das Gute an lokalen Marktplätzen: Je mehr mitmachen, desto attraktiver werden die Shops für die Kunden.
Auch die Idee von Plattformen für den Erwerb von Gutscheinen vom Lieblingshändler oder Lieblingscafé hat sich inzwischen etabliert. Viele Städte bieten ohnehin schon branchenübergreifende Gutscheinportale an, und erweitern das Angebot aktuell durch echte Gutscheine. Man wählt den Betrag, bezahlt ihn gleich und löst ihn später ein. Es geht darum, sich den liebgewonnenen Händlern gegenüber solidarisch zu zeigen um das Fortbestehen zu sichern. Die Stadt Uelzen hat beispielsweise einen solchen Stadtgutschein zum Hilfegutschein umfunktioniert. Auch reine Gutscheinshops sind entstanden, beispielsweise LongLiveTheBlock oder Gutscheinehelfen.de - ein Businessmodell, das man sich vor Corona nicht vorstellen konnte. Inzwischen nutzen auch zahlreiche Händler ihre Websites, Newsletter und Social Media Kanäle um ihre Kunden auf die Möglichkeit von Gutscheinkäufen aufmerksam zu machen. Der einzige Haken daran: Was passiert, wenn der Laden trotz der Hilfe nicht überlebt?
Wer keinen Onlineshop hat, kann auch Social Media als Verkaufskanal aktivieren. Das ist insofern eine gute Alternative, weil sich derzeit ohnehin mehr Konsumenten als sonst in den sozialen Medien wie Facebook oder Instagram aufhalten. Die sogenannten Shoppable Posts machen die Online-Plattformen mittlerweile zu einem Marktplatz, den gerade Händler sowie kleine und mittlere Unternehmen als zusätzlichen Vertriebskanal nutzen können. Werden Produkte in Instagram-Posts und Stories zum Kauf markiert, und will ein Kunde diese kaufen, wurde er bisher meist auf die hinterlegten Onlineshops weitergeleitet. Aber auch der direkte Austausch ist denkbar über die Kommentarfunktion. Die Kunden zahlen per Paypal oder Überweisung und der Händler verschickt die Ware nach Zahlungseingang. Die Regelungen zu Umtausch oder Retoure müssen natürlich ebenfalls vorab geklärt werden. Obwohl die neuen Vertriebsfunktionen viele Möglichkeiten eröffnen, ist es wichtig, ein Mantra im Hinterkopf zu behalten: Instagram soll seine Nutzer nach wie vor in erster Linie unterhalten und sich nicht in einen Verkaufskanal verwandeln.
Gutes Timing: Seit letzter Woche bietet auch die Verbundgruppe Sport 2000 ihren Mitgliedern eine eigene Onlineplattform, über die sich die angeschlossenen Händler einen eigenen Onlinevertrieb aufbauen können. „Wir sind glücklich mit sport2000.com jetzt live zu sein“, freut sich Margit Gosau, die für das E-Commerce Projekt verantwortliche Geschäftsführerin von Sport 2000. „Wir haben unseren Handelspartnern damit einen zusätzlichen Weg zum Kunden geschaffen, der gerade in Zeiten wie diesen an Relevanz gewinnt.“ Der Termin für den Launch steht zwar schon länger, als Reaktion auf die Coronakrisa hat der Verbund jetzt aber die Strukturen verstärkt, damit das Onboarding der Händler schneller umgesetzt werden kann.
Die Sport 2000-Plattform ist als Marktplatz aufgebaut, und ermöglicht den Partner-Unternehmen den Online-Verkauf auch ohne eigene Shop-Lösung. Zudem kann der Shop in die Webseite des Händlers integriert werden. Dabei basiert sport2000.com auf der technischen Infrastruktur von schuhe.de, der erfolgreichen Plattform für die Schuhhändler der ANWR Group. Bereits beim Live-Gang waren 140 Sport 2000 Partner auf der Plattform, die nun sukzessive ausgebaut werden soll.
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