Komperdell bietet Hartwaren-Produkte für Sport und Outdoor. Stöcke, Protektoren und Schneeschuhe bilden die Haupt-Kategorien. Das 1922 gegründete Unternehmen befindet sich im Familienbesitz. Seinen Sitz hat es in Mondsee im Salzburger Land, Österreich, wo es die Produkte komplett selbst entwickelt und fertigt.
Im Gespräch mit ISPO.com erklärt Firmenchef Thomas Roiser, worauf es bei den richtigen Protektoren ankommt und warum eine europäische Sicherheitsnorm weiteren Fortschritt bremst.
ISPO.com: Herr Roiser, wie entwickelt sich der Markt für Protektoren im Sport?
Thomas Roiser: Sehr gut. Da gibt es seit ungefähr zehn Jahren kontinuierlich Zuwachsraten. Das Marktvolumen könnte aber auch noch höher sein, in Relation zur Zahl der Skifahrer.
Weshalb wird dieses Potenzial bisher nicht voll ausgeschöpft?
Der herkömmliche Protektor ist ein Fremdkörper. Viele Menschen, mit denen ich spreche, sagen: Ich will nicht noch ein Teil am Körper tragen müssen. Mit anderen Worten: Der Protektor soll schützen, aber man will ihn nicht spüren. Und in diesem Punkt bieten wir mit unserer neuen Casual-Linie eine gute Lösung. Wir bauen den Protektor in die Midlayer ein, so dass man nicht das Gefühl hat, ein zusätzliches Teil zu tragen.
Ist Komperdell die einzige Marke, die eine solche Konstruktion anbietet?
Ja. Entscheidend ist, dass wir über das nötige Know-how im eigenen Haus verfügen, da wir mit unserer Marke Camaro Schaumstoff-Textilien herstellen. So fertigen wir als einzige Protektoren-Marke überhaupt die Schlagschutzschäume selbst. Das Ergebnis sind Produkte, die Jacke und Protektor in einem sind. Andere fertigen eine Protektorenplatte und fügen sie dann in eine Jacke oder Weste ein. Dabei bleibt für den Träger das Gefühl, einen Fremdkörper auf dem Körper zu haben.
Was kennzeichnet insgesamt die technologische Entwicklung im Protektoren-Bereich?
Vor einigen Jahren noch war der Hartschalenprotektor vorherrschend, inzwischen ist es der sogenannte Soft Protector, den wir eingeführt haben, mit einem viskoelastischen Schaum, der sich beim Aufprall verformt. Der war anfangs verpönt, hat sich dann aber etabliert. Die Flexibilität der neusten Protektoren ist schätzungsweise drei bis vier Mal so hoch wie vor drei, vier Jahren. Der Protektorkörper liegt also viel besser an der Haut an. Früher war er steifer, da war das mehr eine Platte.
Wir wollen, dass sich der Protektor der Körperform anpasst, da sind wir bei so bei 90 Prozent, denke ich. Zudem liegen wir in der Schutzleistung inzwischen sehr hoch, die Restkraftwerte bei unseren Protektoren liegen unter fünf Kilonewton. Das ist weit besser, als die Norm vorschreibt, wobei wir nur für das höhere Level 2 der geltenden europäischen Norm für Protektoren produzieren.*
Erfüllt die gültige europäische Norm aus Ihrer Sicht ihren Zweck?
Die aktuelle Norm funktioniert gut, wenn die Hersteller sie als Mindeststandard sehen. Aber eine Standardisierung fördert grundsätzlich nicht die Innovation. Und aus meiner Sicht ist die Schutzzone in der Norm zu klein. Viele Protektoren auf dem Markt schützen so, wie sie ausgeformt sind, weder Hals- noch Lendenwirbel. Unsere Rückenprotektoren haben eine Schutzzone, die mindestens 50 Prozent größer ausgeformt als die der Konkurrenz. Für uns steht die Sicherheit an erster Stelle, das ist der Hauptzweck eines Protektors. Wir sind ein Familienbetrieb, ich will und kann es mir nicht leisten, etwas zu machen, wohinter ich nicht stehen kann, deshalb gehen wir im Schutzbereich über die Norm hinaus.
Aber die Hersteller können sicher Einfluss nehmen auf die Entwicklung der Normen?
In den Normenausschüssen besteht natürlich immer die Tendenz, dass die Firmen ihre eigenen Interessen vertreten. Und die größeren Firmen können ihre natürlich besser durchsetzen.
Sind Protektoren ein lohnendes Produkt für den stationären Handel?
Ja, ein Protektor benötigt eine gute Beratung, darin liegt die Chance der Händler. Aber der muss sich mit dem Produkt auseinandersetzen, um dem Kunden auch so beraten zu können, dass der am Ende den für ihn passenden Protektor bekommt.
Worauf kommt es im Einzelnen an?
Das Wichtigste ist, dass der Protektor zur Länge des Rückens passt. Daneben ist entscheidend, für welche Anwendung der Kunde den Protektor braucht. Beim Snowboard ist zum Beispiel der Steißbeinschutz wichtig. Da muss der Protektor mit einer guten Shorts kombiniert und darauf geachtet werden, dass der Protektor nicht zu weit hochrutscht.
Wie unterstützen Sie den Händler in seiner Beratungskompetenz?
Da tun wir sehr viel, damit der Händler dem Verbraucher die wichtigen Informationen vermitteln kann. Dafür bieten wir Trainings, Schulungen und Infomaterial. Bei uns im Haus, aber auch über den Außendienst beim Händler selbst. Denn unsere Kunden verdienen es, dass wir uns zu ihnen hinbewegen, das gehört sich einfach so.
*Die europäische Norm EN1621-2 unterscheidet in die Sicherheitslevel 1 und 2: Das höhere Level 2 erlaubt bis zu 9 Kilonewton (kN) Restkraft, die beim Aufprall auf den Protektor wirken darf.
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