Rollentrainer oder Indoor-Bike (Spinning Bike) dürfte die erste Entscheidung beim Home-Training sein. Rollentrainer haben gegenüber Indoor-Bikes den Vorteil, dass sie das Pedalieren realistischer simulieren, das Schwungrad des Indoor-Bikes erlaubt keinen Leerlauf und erschwert zudem den sogenannten “runden Tritt”. Die meisten Rollentrainer sind portabel und damit mobil einsetzbar.
Ein definitiver Nachteil an Rollentrainern ist die Lautstärke, welche beim Treten durch die Reifen-Reibung unweigerlich entsteht und gerne auch mal den Nachbarn wegen Ruhestörung auf den Plan ruft. Darüber hinaus kann die Performance auf dem Rollentrainer schnell zum Balanceakt werden, da das Hinterrad nicht fixiert ist. Das wiederum stellt aber gleichzeitig auch einen Vorteil dar: Einerseits (als Nebeneffekt) ein gutes Balancetraining, zum anderen sind die meisten Modelle mit so ziemlich jedem Bike kompatibel, so dass man auf seinem eigenen, wohlbekannten Bike trainieren kann.
Was den Preis angeht, kommt man mit der Rolle im Normalfall günstiger weg, auch Stauraum braucht man weniger. Das Indoor-Bike auf der anderen Seite ermöglicht oft mehr Trainingsvarianten, Spinning Kurse als Gemeinschaftserlebnis mit Gleichgesinnten gibt es in quasi jedem Fitnessstudio.
Die Qualität der Indoor-Bikes variiert (übrigens dürfen sich nur Bikes der Marken Star Trac und Spinning mit dem markenrechtlich geschützten Namen Spinning Bike schmücken), im Wesentlichen geht es dabei um Unterschiede beim Sattel, Antrieb (Riemen oder Kette), variable Griffstellungen am Lenker und Materialeinsatz. Ob Indoor-Bike oder Rollentrainer, lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern hängt individuell von den Zielen und Umständen des Nutzers ab. Lautstärke und Geldbeutel sind sicherlich für viele ein entscheidender Faktor beim Kauf.
Dank eines fast schon unüberschaubaren Angebotes an Radtrainern, Apps, Smarttrainern, Simulatoren und Video-Games kommt heute jeder gut trainiert und abwechslungsreich durch den Winter – Notfalls auch ohne das Haus zu verlassen. Früher brauchte man dafür nur ein Spinning Bike und höchstens noch einen Radcomputer. Im digitalen Zeitalter trifft man aber auf eine breite Auswahl an Trainingsangeboten, die eine Kaufentscheidung doch etwas komplexer ausfallen lässt. Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob man als Hardware ein Indoor-Bike oder einen Rollentrainer benutzen will. Beides lässt sich mit zahlreichen Software-Anwendungen und Apps kombinieren, die einem das Trainingsangebot und gegebenenfalls die digitale Landschaft vorgeben. Will man es beim Training professionell angehen, lohnt sich eine Anwendung zur datenbasierten Leistungsmessung.
Der Wahoo Kickr gehört zu den meist etabliertesten Rollentrainern auf dem Markt. Die erste Version wurde bereits 2013 vorgestellt und seitdem kontinuierlich verbessert. Das neueste Produkt, der Wahoo Kickr Smart Trainer ist erst seit Herbst 2019 auf dem Markt und schlägt mit knapp 1.200 Euro ordentlich zu Buche. Das Gerät wiegt zwar stolze 21 Kilogramm, hebt sich aber in mancherlei Hinsicht positiv von den meisten anderen Mitbewerber-Produkten ab: Das hohe Gewicht verleiht dem Rollentrainer hohe Stabilität und Robustheit, was sich beim Training mit einem sehr realistischen Fahrgefühl bemerkbar macht. Außerdem ist der Kickr komplett kompatibel mit Drittsoftware. Wer also nicht die Wahoo Fitness App benutzen will, kann jede andere Trainingssoftware damit koppeln. Ein weiterer Pluspunkt ist die für einen Rollentrainer relativ geringe Lautstärkebelästigung beim Fahren. Zudem ist um Lieferumfang auch ein RPM-Trittfrequenzsensor enthalten, der für die Leistungsmessung entscheidend ist. Man spart sich also die zusätzliche Anschaffung eines Powermeters, was für sehr Ambitionierte ein besonderer Anreiz ist.
Zwei Neuerungen, die zu einer noch wirklichkeitsgetreueren Simulation beitragen sollen sind zum einen der Wahoo CLIMB, der Anstiege nachstellen soll, so dass man zum Beispiel auch den Wiegetritt (Fahren im Stehen) trainieren kann.
Etwas umstritten bei den Nutzern ist der Wahoo Kickr HEADWIND, der – wie der Name schon sagt – den Gegenwind beim Fahren fingiert. Ob man diesen 229,99 € teuren Ventilator wirklich braucht, ist eine individuelle Entscheidung. Es ist allerdings ein Lösungsansatz für die extreme Aufheizung des Körpers durch den fehlenden Fahrtwind, die beim stationären Biken nun mal entsteht. Ein handelsüblicher Ventilator kann hier eine (etwas weniger realistische) Alternative sein. Die maximal simulierte Leistung beträgt 2.200 Watt, genügend um auch Profi-Sportler richtig zu fordern.
Zwift ist die “Mutter” unter den Trainings-Anwendungen und hat auf dem Markt mit Abstand die meisten Nutzer. Die App bedient vor allem den Spieltrieb des Trainierenden und macht aus dem Training ein Gemeinschafts-Event mit Wettbewerbscharakter. Neben reellen Strecken findet man in der fiktiven Welt von Watopia unzählige Strecken mit viel Liebe zum Detail gestaltet.
Täglich bietet die App etwa 40 verschiedene Rennen an, und wer es besonders kompetitiv mag, kann sich bei zwiftpower.com anmelden und im Ranglisten-Modus fahren. Die Handhabung ist sehr einfach, mit 15 Euro pro Monat ist es preislich doch eher hoch angesiedelt, im Vergleich zu anderen Trainings-Apps. Dennoch gehört Zwift zweifelsohne zu den abwechslungsreichsten und am besten programmierten Anwendungen im Bereich Trainings-Apps.
Der Anbieter Bkool aus Spanien baut Rollentrainer und liefert auch gleich die Software dazu. Bkool Indoor gehört zu den eher komplexen Vertretern auf dem Markt. Da man die GPX-Daten hochladen kann, stehen einem entsprechend unendlich viele Kurse zur Verfügung, allerdings bekommt man einige Strecken als 3D-Animationen, einige lediglich als 2D-Filmmaterial und manches nur als Landkarte angezeigt. Die Grafik und Ästhetik kann mit Zwift nicht mithalten, der Avatar zuckt teilweise etwas hektisch über den Bildschirm. Mit 9,99 € pro Monat kommt man zwar billiger weg, wem aber realistische Grafik, Verspieltheit und Details wichtig sind, der sollte sich eher in Richtung Zwift umsehen. Einen ordentlichen Trainingseffekt kann man mit der Bkool-Software auf jeden Fall erzielen. Zudem sind fast immer Live-Rennen verfügbar.
The Sufferfest fokussiert sich voll und ganz auf effektives Training. Mit 12,99 USD pro Monat ist der Abonnent dabei, also etwas billiger als Zwift. Die Anwendung empfiehlt dem Nutzer zunächst einen Leistungstest zur Erstellung eines Profils, der den Nutzer dann in verschiedene Fahrerkategorien einteilt, etwa Bergfahrer, Sprinter oder Zeitfahrer. Das Profil bildet dabei die Grundlage für die von der App erstellten Trainingspläne. Clever: Den Trainingsplan kann man an sein individuelles Zeitbudget anpassen, für ein wirkungsvolles Training rät der Anbieter jedoch, mindestens fünf Stunden pro Woche zu investieren. Besonderheit: The Sufferfest bietet für besonders Motivierte auch Mentaltraining an, das einen angeblich auch über den Sport hinaus im Alltag voranbringt. Als kleiner Malus sei die komplexe Nutzerführung erwähnt, die am Anfang etwas verwirrend sein kann.
Beispielhaft (das vollständige Angebot an Trainings-Apps und -Software würde einen enormen Leseaufwand bedeuten) werden hier lediglich zwei weitere Mitbewerber vorgestellt Weitere Wettbewerber wie Virtu Go (stammt von dem Ex-Profi Michael Rogers und ist im Modus “freie Fahrt” kostenlos, ist aber seit November 2019 nicht mehr auf dem Markt), Tacx oder Road Grand Tours haben alle ihre jeweiligen Vorzüge und Nachteile und sind definitiv eine Überlegung beim Kauf wert.
Unter Profis, aber auch zunehmend unter Amateur-Sportlern gehört die Leistungsmessung zur sportwissenschaftlichen Basis eines wirkungsvollen Trainings. „Allgemeine“ Ziele wie Gewichtsverlust oder die Verbesserung der Grundfitness können sicherlich auch ohne datenbasiertes Training erreicht werden. Allerdings ist die Leistungsmessung der erste Schritt zur datenbasierten Performance-Steigerung. Fehlt eine ordentliche Auswertung, bleibt die Leistungsmessung jedoch reine Datenanhäufung ohne Funktion. Ein ausgebildeter Trainer mit sportwissenschaftlichen Kenntnissen kann solche Daten in der Regel am besten interpretieren.
Es gibt aber auch Leistungsmesser, beziehungsweise daran gekoppelte Radcomputer-Systeme, die dabei helfen. Die größte Neuerung der letzten Jahre ist wohl die Umstellung von dem als veraltet geltenden herzfrequenzbasiertem Training auf das wattbasierte Training. Hier kommen die Powermeter ins Spiel. Durch die Einführung des ANT+ Datenübertragungsstandard sind heute die meisten Powermeter mit so ziemlich jedem Radcomputer bzw. vielen Smartphone-Apps kompatibel, was eine IT-basierte Datenauswertung ermöglicht. Es gibt zahlreiche Systeme, die Leistung auf dem Bike zu messen: Mit speziellen Gürteln zum Umschnallen, am Pedal, an der Hinterradnarbe, in den Schuhen oder am oder im Kurbelarm. Markführer Garmin setzt auf die Messung am Pedal, Mitbewerber Stages misst dagegen am Kurbelarm.
Branchenprimus Garmin hat als Bestseller den Vector 3S im Portfolio. Ab 499,99 € erhältlich, wird die Leistung mit einem Sensor an einem Pedal gemessen und im Ergebnis verdoppelt, also auf zwei Pedale hochgerechnet, was vor allem im Amateursport ein ausreichend genauer Wert ist. Für etwas mehr Geld (899,99 €) ist auch eine duale Pedalmessung möglich, welche auch die Kraftverteilung zwischen linkem und rechtem Pedal erfasst. Obwohl der Hersteller die beste Konnektivität mit Garmin-Radcomputern attestiert, ist der Vector 3S aber auch mit jedem ANT+fähigen Endgerät nutzbar.
Was lernen wir aus diesen Zeilen? Indoor-Cycling ist eine sinnvolle Alternative zum Outdoor-Biken während der kalten Jahreszeit. Der Markt dafür ist riesig und schwierig zu überschauen. Systematisches und zielgerichtetes Training bedarf allerdings durchdacht gekauftes Equipment, ausgerichtet auf die individuellen Trainingsziele. Ob Indoor-Bike oder Rollentrainer, ist dabei wohl eine der Grundfragen, die sich der Nutzer beim Kauf stellen muss. Zur Trainingsgestaltung gibt es zahlreiche gute Anbieter, eine Entscheidung macht man am besten von den eigenen Ambitionen als auch vom Budget abhängig. Wer wirklich sein volles Potential ausschöpfen möchte, rüstet zur datenbasierten Leistungsmessung auf, muss dafür aber nochmal extra den Geldbeutel zücken.
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