Wintersport/03.01.2019

Wie die Skiindustrie von Standards und Kooperationen profitiert

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Die neue GripWalk-Technologie macht Skifahrern das Laufen in ihren Skischuhen leichter. Und ist auf dem besten Weg, sich zum Standard zu entwickeln. Ein Beispiel, wie die gesamte Skiindustrie durch die Kooperation verschiedener Marken profitieren kann.

Dank der GripWalk-Sohle wird das Gehen einfacher. Im Ski ist der Halt wie gewohnt.
Dank der GripWalk-Sohle wird das Gehen einfacher. Im Ski ist der Halt wie gewohnt.

Felix Neureuther bringt die Vorzüge des neuen GripWalk-Systems witzig auf den Punkt. „Da gehst du wie Bruce Darnell auf High Heels“, sagt der deutsche Skistar. Tatsächlich ist es durch die gewölbte GripWalk-Gummisohle möglich, auch in klobigen Skischuhen natürlich abzurollen. Aber man läuft nicht nur besser, der Anti-Rutsch-Effekt hilft zugleich bei der Vermeidung von Stürzen.

Fast genauso revolutionär wie die von der Marker-/Dalbello-/Völkl-Gruppe (MDV Sports) entwickelte neue Technologie ist jedoch, dass inzwischen ein Großteil konkurrierender Skimarken ebenfalls auf das System setzt. Eine wegweisende Zusammenarbeit von Konkurrenten im Dienste des Endkunden, die bei der ISPO Munich 2019 auf einer Sonderfläche in der Halle B5 (3. bis 6. Februar 2019) eine wichtige Rolle spielen wird.

„Komfort und Sicherheit übergreifend verbessern“

„Aufgrund der sehr begrenzten Anzahl an Standards in der Skibranche können einheitliche Systeme und Kooperationen wie bei GripWalk verstärkt dafür sorgen, Komfort und Sicherheit übergreifend zu verbessern und zu garantieren. Damit tragen sie auch zu einer Weiterentwicklung und Optimierung der Gesamtbranche und erhöhter Attraktivität des Skisports bei“, nennt Jonathan Wiant, Präsident Marker, Dalbello und Völkl, im Gespräch mit ISPO.com die Vorzüge für die gesamte Ski-Branche.

Um eine möglichst große Anzahl von Skifahrern zu erreichen, habe man von Beginn an versucht, möglichst viele Konkurrenzmarken ins Boot zu holen: „Unser Ziel ist es, unseren Sport weiterzuentwickeln, ihn leicht erlernbar zu machen für zukünftige Generationen und auch, dabei zu helfen, dass aktive Skifahrer ihren Sport länger ausüben können.“ Was am Ende allen Playern in der Branche hilft.

GripWalk soll 2019 Standard werden

Die Zusammenarbeit und Promotion des neuen Systems zahlt sich ganz offenbar aus. „Als wir im Winter 17/18 begonnen haben, Skischuhe GripWalk-fähig anzubieten, war das Bewusstsein dafür bei den Kunden sehr gering. Jetzt berichten uns Händler, dass Kunden schon aktiv danach fragen. Ich denke, dass es im Winter 2019/2020 Standard sein wird. Das zeigt, dass es wichtig ist, dass die Industrie zusammenarbeiten sollte, wenn es um greifbare Produkt-Verbesserungen für den Kunden geht“, sagt Christian Heise, Produktmanager Boots bei Fischer.

Seine österreichische Traditionsfirma ist noch bei einer anderen Allianz in der Skiindustrie mit von der Partie, die den Beteiligten vor allem Vorteile bringt.

Die GripWalk-Platte wird angeschraubt.
Die GripWalk-Platte wird angeschraubt.
Bildcredit:
Marker/Dalbello/Völkl

Nutzbringende Kooperation auch bei Pin-Bindung im Skitourenbereich

Die Rede ist von der rahmenlosen Pin-Bindung für den immer populärer werdenden Skitouren-Bereich. Eines der wichtigsten Bestandteile sind dabei die Inserts in der Schuhspitze und an der Ferse sowie die dazugehörigen Pins. Bergspezialist Dynafit hatte die Pin-Bindung erfunden und inzwischen vertrauen zwölf andere Marken wie Scarpa, Rossignol, Head, Hagan, Tecnica, Lange, Scott und eben Fischer auf die TÜV-zertifizierten Inserts des Unternehmens.

„Die Kooperation liefert uns in diesem sicherheitssensiblen Bereich höchste Qualität für unsere Schuhe“, lobt Heise. Und vereinfacht für den Verbraucher die in anderen Bereichen wegen unterschiedlicher Standards oftmals komplizierte Suche nach dem richtigen Produkt.

Mitbewerber und Partner sein

„Wir sollten es dem Endverbraucher so einfach wie möglich machen. Das dürfen wir alle in der Branche nicht vergessen“, mahnt Dynafit-Geschäftsführer Benedikt Böhm. Natürlich sei es eine schwierige Entscheidung, Produkte beim Wettbewerber einzukaufen. Deshalb sei bei Kooperationen auch immer Fingerspitzengefühl nötig: „Aber es liegt auch eine große Chance darin, zugleich Mitbewerber und Partner zu sein. Aber vielleicht ist manchmal der Leidensdruck in unserer Branche noch nicht groß genug, um noch in anderen sinnvollen Bereichen zusammenzuarbeiten.“

Zeichen stehen auf Kooperation – besonders bei größeren Neuerungen

Grundsätzlich wächst die Einsicht, dass man trotz aller sinnvollen Konkurrenz und der Jagd nach exklusiven Innovationen in bestimmten Bereichen zusammenarbeiten muss. Gerade, wenn es um die Einführung größerer Neuerungen wie GripWalk geht. „Versuche von einzelnen Firmen ein neues System einzuführen, sind immer am Handel gescheitert“, sagt Robert Stanzl, Director Marketing & Sales von Tyrolia, das ebenfalls auf GripWalk setzt.

Denn der Händler sei daran interessiert, zueinander kompatible Produkte zu haben; Skischuh und Bindung müssten auch von verschiedenen Marken kompatibel sein. „Der Kunde kauft sich fast nie ein Skiset und Skischuhe zur gleichen Zeit. Auch im Verleih ist Kompatibilität eine Grundvoraussetzung, da immer mehr Kunden mit ihrem eigenen Skischuh kommen und die Verleihbindung dann mit diesem kompatibel sein muss“, erklärt Stanzl.

ISPO Munich als Plattform für Diskussionen in der Skiindustrie

Gleiches gilt auch für Head, Rossignol oder die Tecnica Group. Giacomo Bertocco, PR-Mann von Tecnica kann sich vorstellen, dass konkurrierende Brands auch in weiteren Bereichen „die Sicherheit und Nachhaltigkeit der Produkte“ gemeinsam verbessern könnten. Momentan arbeiten Marker/ Dalbello/Völkl und die GripWalk-Partner im ISO-Komitee daran, einen neuen Standard für das Alpin-Skifahren zu entwickeln.

Dieser basiert auf der Geometrie und den Prinzipien von GripWalk. Gelegenheit zu weiteren Diskussionen in der Skiindustrie bietet sich auf der ISPO Munich. Jonathan Wiant: „Die ISPO Munich als weltgrößte jährliche Sportmesse trägt natürlich dazu bei, Innovationen und Kooperationen wie GripWalk global bekannt zu machen und hilft dabei, sowohl Handel als auch Endkunden und bestehenden sowie möglichen System-Partnern Vorteile und Funktionsweisen aufzuzeigen.“