Klettern und Bouldern sind beliebter denn je. Der Deutsche Alpenverein geht von mehr als 500 000 Sportlern aus, die diese Sportarten aktiv ausüben. Auch die Anzahl der Hallen ist stark gestiegen. Mittlerweile gibt es rund 500 Anlagen in Deutschland. Unsere Branchenbetrachtung zeigt in Teil drei unserer Bergsport-Serie: Kletter- und Boulderhallen sind wichtige Orte, an denen Bergsportbrands ihre Kunden erreichen. Auch die Zusammenarbeit mit Hallenbetreibern hat einen hohen Stellenwert für Unternehmen. Und was bieten die Marken ihren Kunden? Deuter, Edelrid, Stubai Sport, Black Diamond, Arc'teryx und Petzl erklären, wie sie auf den Boom im urbanen Klettersport reagieren.
Petzl ist Hersteller von Kletterausrüstung und Höhlenausrüstung mit Sitz in Crolles, Frankreich. Das Unternehmen wurde Mitte der 70er Jahre vom Höhlenforscher Fernand Petzl gegründet und beschäftigt 700 Mitarbeiter.
Christoph Driever, Country Manager: „Ich sehe das in Europa auf einem anderen Niveau als in den USA, wo die Entwicklung bei Kletterhallen hin zu „Erlebniswelten/Kletterparks“ und „Erwachsenenspielplätzen“ geht. Das sage ich wertungsfrei! Gerade in Deutschland, wo derzeit ein Boulderhallenboom stattfindet, wo aber auch der DAV eine Großzahl der Kletterzentren betreibt, hat die Entwicklung der Sportart Klettern Vorrang. In puncto Erlebnis, Sicherungsstandards, Routenbau, Gastronomie- und Serviceangebot würde ich dem deutschen Markt weltweit eine Führungsrolle zuschreiben.
Eine moderne Boulder- oder Kletterhalle ist in Deutschland auch längst ein meist regionaler Szenetreff und in der Regel sehr „lifestylegeprägt“. Geht man heute in eine Boulderhalle in Hamburg oder Berlin, sieht man Kunden, die sonst in ein Fitnessstudio gegangen sind, oder aber auch gerne mal einen Skatepark besuchen, und abends in den Club gehen. Diese Kunden sind oft eine andere Ansprache gewohnt, sind keine klassischen ,Outdoorer' und ticken natürlich etwas anders als der Kletterer, der diesen Sport früher mal draußen gelernt hat.“
Black Diamond Equipment ist ein Hersteller von Kletter-, Ski- und Bergsportausrüstung mit Sitz in Utah, USA. Das Unternehmen wurde 1954 gegründet und unterhält auch globale Niederlassungen in Innsbruck, Österreich, und Zhuhai, China.
Stephan Hagenbusch, Vice-President of International Sales: „Kletterhallen sind mittlerweile DIE Treffpunkte der Community – sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Kletterer. Als führende Klettermarke ist es uns wichtig, auf diesen Trend einzugehen. So arbeiten wir in Europa mit über 30 Kletterhallen zusammen, wobei wir nicht alleine auf Logo-Brandings setzen, sondern Programme und Eventkonzepte entwickeln, die einen Mehrwert für Kletterer und Kletterhallenbetreiber darstellen. Das vorwiegende Ziel ist hierbei, die Kletter-Community zu stärken und Einsteigern den Zugang zum Sport zu erleichtern. Auch auf Materialseite bieten wir angepasste Produkte für Indoor- und Outdoor-Kletterer an. Beispiele finden sich etwa in unserer Sportswear-Linie oder bei den Kletterrucksäcken, die wir mit integriertem Laptopfach ausstatten.“
Stubai Sport ist ein Ausrüstungshersteller im Bereich Bergsport, der sich auf Klettern und Eisklettern spezialisiert hat. Die Ursprünge des Traditions-Unternehmens gehen bis auf das Jahr 1897 zurück.
Daniel de Pretis, Produktgruppenleiter Bergsport: „Wir sehen darin generell eine positive Entwicklung, die dem Sport zu Gute kommt. Wir können uns hier vor allem als Service-Partner anbieten, in dem wir unsere Produkte zum Testen direkt vor Ort anbieten. Das setzt natürlich eine gute Zusammenarbeit mit den Betreibern der Kletterangebote voraus. Wir sind gerade mit einer sich im Bau befindlichen Kletterhalle in Kärnten in Verhandlung und sehr guter Dinge, dass wir dort einen Stubai-Schwerpunkt setzen können.“
Die Deuter Sport GmbH ist ein Hersteller von Rucksäcken, Schlafsäcken und Accessoires mit Sitz in Gersthofen bei Augsburg. Gegründet wurde das Unternehmen bereits im Jahr 1898. Heute beschäftigt Deuter 86 Mitarbeiter.
Martin Riebel, Geschäftsführer: „Wir bieten Rucksäcke und Taschen sowie Zubehör für das Indoor-Bouldern und -Klettern an. Hierzu haben wir vor eineinhalb Jahren unsere Gravity Linie mit passender Kommunikationsstrategie eingeführt. Denn mittlerweile gibt es durch den Boom beim Indoorbouldern und -klettern zwei neue Konsumentengruppen, die teilweise nie outdoor klettern. Das sind zum einen diejenigen, die Bouldern als Fitnessstudio-Ersatz ausüben und keinen Bezug zu Kletter- und Outdoormarken haben. Sie gehen mit Sporttaschen, Moderucksäckchen und Fitness-Tights in die Kletterhalle und sind als Kunden schwer erreichbar. Dann gibt es noch outdooraffine Menschen, die übers Hallenklettern ggf. den Einstieg ins Klettern/Bergsteigen finden. Die sind leichter für den Kauf von adäquater Ausrüstung zu begeistern.“
Edelrid ist ein deutscher Hersteller von Kletter- und Bergsportausrüstung mit Sitz in Isny im Allgäu. Gegründet im Jahr 1863 ist Edelrid seit 2006 Teil der Vaude-Gruppe. Das Unternehmen beschäftigt 160 Mitarbeiter.
Sebastian Straub, International Marketing & Media: „Der Kletterhallenboom der letzten Jahre hat dazu geführt, dass Klettern vom Trendsport zum Breitensport wurde. Diesen Trend haben wir bereits vor Jahren erkannt und eine eigene Produktlinie für das Indoorklettern entwickelt: Von der Hallenausstattung über Produkte für den Verleihbetrieb bis hin zur PSA-App für Kletterhallenbetreiber. Damit kann die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) aus dem Verleih systematisch nach Mängeln überprüft werden. Darüber hinaus ist die Halle ein wertvoller, direkter Zugang zu unseren Kunden. Aus diesem Grund kooperieren wir seit mehreren Jahren mit ausgewählten Hallen im In- und Ausland.“
Arc‘teryx wurde 1989 in North Vancouver, Kanada, gegründet. Das Unternehmen entwickelt Ausrüstung in den Bereichen Bergsteigen, Skifahren sowie Klettern und beschäftigt 500 Mitarbeiter. Arc’teryx gehört zu Amer Sports.
James Bronson, Product Line Manager Ascent/ Harnesses: „Das explosive Wachstum der Sportkletterszene hilft der Outdoor-Industrie. Denn so werden mehr Menschen dazu ermutigt, aktiv und gesund zu leben. Wir sehen diese Bewegung als sehr positiv an. Der neuen Klientel können wir am meisten beim Übergang von der Halle an den Fels helfen. Außerdem unterstützen wir professionelle Bergführer bei der Ausbildung von Kletterern, die den Sprung von der Halle an den Fels wagen.“
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