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Messe München GmbH
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Outdoor/24.04.2024

„Vanlife ist für mich mit Aktivität verbunden“

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Erfinder des Hashtags #vanlife, Baumhausbewohner und kreativer Tausendsassa Foster Huntington lässt sich nicht in eine Schublade packen. Und das, obwohl er eine riesige Followerschaft auf Social Media hat, wo es ja meist darum geht, seine Nische zu finden. Im Interview spricht er über seine Einflüsse, warum er kein Fan von Like- und Klickzahlen ist und welche Rolle sein inneres Kind bei seinen Projekten spielt.

„Vanlife ist für mich meistens mit etwas verbunden, zum Beispiel einer Aktivität, die ich machen will. Bei vielen meiner Tipps steht zum Beispiel Surfen im Mittelpunkt“, beschreibt Foster Huntington seine Sicht auf das Leben im Van, einen Lifestyle, den er durch seinen Instagram-Kanal mitgeformt hat. Dabei hätten die Action-Sport-Einflüsse seiner Teenager-Jahre seinen inneren Kompass kalibriert: „Musik und Bildsprache aus Snowboard- oder Skate-Filmen bestimmten, was ich cool fand und was nicht.“ Mittlerweile ist Surfen sein liebster Sport. „Aber Snowboarding hatte wahrscheinlich den größten Einfluss auf mich. Ansonsten gehe ich gerne Skateboarden, habe eine eigene Bowl zu Hause.“

Und auch dem Vanlife in Vollzeit hat er mittlerweile den Rücken gekehrt. „Ich habe seit zehn Jahren ein Zuhause, dort, wo auch die Baumhäuser sind. Mittlerweile reise ich vielleicht noch zwei Monate im Jahr, während ich früher eigentlich durchgehend unterwegs war.“

Natur > Mensch

Mittlerweile gibt es unterschiedlichste Definitionen von Outdoor – von Vanlife, Microadventures oder klassischen Outdoorsportarten einmal abgesehen. Für Foster Huntington bedeutet Outdoor vor allem, sich mit Natur zu umgeben. „Ich bin eher der immersive Outdoor-Typ. Bei mir dreht es sich darum, direkt im Wald zu leben. Dabei lebe ich nicht super-remote. Mein Zuhause ist eine Stunde von Portland entfernt, zum nächsten Supermarkt brauche ich 25 Minuten.“

Er mag die Idee von „Natur als unserem Spielplatz“ eher nicht, denn: „Wir leben ja in der Natur. Ich wohne gerne ländlicher, denn dadurch fühle ich mich der Natur enger verbunden, und das auf eine Art und Weise, die etwas weniger hedonistisch ist.“ Damit einher geht, Natur besser zu verstehen. „Für mich bedeutet draußen zu sein auch, zu begreifen, dass die Natur eine übermächtige Kraft hat und der Mensch weniger stark ist. Das ist, was mir daran gefällt."

Konsum sinnvoll verändern

Einer wie Foster Huntington, der sich gerne ganz mit der Natur umgibt und extrem viel draußen unterwegs ist, hat auch im Hinblick auf die aktuelle Nachhaltigkeitsdiskussion im Outdoorbereich Ideen. „Es gibt definitiv eine Nachfrage für Unternehmen, die Sachen machen, die ewig halten oder diese reparieren. Doch wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass neu kaufen immer einen größeren Impact hat, als etwas neu zu imprägnieren, zu reparieren oder einfach weiterzuverwenden, was wir bereits haben.“ Natürlich haben Marken, die Funktionsbekleidung herstellen, aus seiner Sicht definitiv ihre Berechtigung, denn schließlich sind sie bei ihm zu Hause ständig in Gebrauch: Dort zieht er sich im Winter ja auch seine Schneeschuhe und die wetterfeste Jacke an, um Holz zu hacken. Dennoch sieht er auch den Bedarf nach Wandel: „Konsum muss sich sinnvoll verändern. Die Unternehmen müssen sich umstellen, weniger produzieren, dafür Dinge, die wesentlich länger haltbar sind.“
 

Foster sieht die Herausforderung nicht nur auf Markenseite: „Auch aus Konsumentensicht wird das schwierig, denn wir sind darauf trainiert, etwas günstiger auf Amazon zu bekommen oder im Black Friday Sale zuzuschlagen. Dabei ist die nachhaltigste Jacke immer die, die wir schon haben.“ Von einer Marketing- und Branding-Perspektive braucht es dafür dennoch einen echten Shift. Aber es gibt Marken auch gute Möglichkeiten, sich genau hier zu positionieren.

Collabs sind cool, Authentizität cooler

Wirklich wichtig für Marken und Menschen in der Sportwelt ist aus Huntingtons Sicht, nicht aus den Augen zu verlieren, wer man selbst ist: „Wenn du eine Skateboard-Marke bist, geht es bei dir ums Skateboarden. Wenn du eine Snowboardmarke bist, eben darum. In der heutigen Zeit versuchen Brands, etwas für alle im Programm zu haben. Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Besser ist, sich auf seinen Kern zu besinnen und darauf zu konzentrieren, worum es einem wirklich geht. Collabs sind zwar cool, wenn du eine oder zwei machst, nicht wenn dein ganzes Business darauf aufbaut.“ 

Gleiches gilt aus seiner Sicht auch für Content Creators oder Menschen, die eben erst in den Medien starten wollen. „Mach etwas, das wirklich einzigartig in der aktuellen Situation ist, in der du dich befindest. Wofür interessierst du dich wirklich, was ist dein Background? Nutze moderne Technologie, um deine Ziele umzusetzen, statt auf den zu schauen, der am lautesten schreit. Darauf würde ich achten.“

Social Media und die Entwicklungen auf den Plattformen betrachtet er eher kritisch. Ebenso wie ihre Auswirkungen auf die Themen Einsamkeit oder Mental Health. „Ich verbringe wahnsinnig viel Zeit alleine, campe meist alleine – bis auf meinen Hund, was schon einen Unterschied macht. Aber das Alleinsein war der Grund, warum ich mit der Fotografie angefangen habe. Ich wollte die Dinge, die ich erlebt habe, teilen“, erzählt Foster. „Ich schicke die Bilder an meine Eltern, meinen Bruder oder meine Freunde, um ihnen zu zeigen, was ich gerade entdeckt habe. Das mag ich auch an Social Media, auf dieser Ebene verbindet es uns.“ Gleichzeitig sei keiner gefeit, in einen eher negativen Kreislauf zu verfallen. 


„Da ist immer auch der andauernde Vergleich mit anderen. Vor allem, wenn man etwas anders wahrnimmt und nicht mit einem Haufen Freunden beim Camping ist. Das kann dann schnell zu Einsamkeit oder auch Depressionen führen.“

Nicht in diesen Kreislauf zu geraten, sei zwar einfacher gesagt, als getan. Um das zu verhindern, braucht es laut Foster viel mehr Selbstreflexion und Medienverständnis, was wohl keinem schadet.

Dein inneres Kind muss es cool finden

In puncto Kreativität hat Huntington einen eher skeptischen Blick auf die sozialen Medien und den Fakt, global vernetzt zu sein. „Es gibt keine lokalen Silos mehr, wo besondere Dinge entstehen können.“ Obwohl er genauso die Vorteile sieht, immer up to date zu sein. „Aber nur zu schauen, wie viele Likes ich bekomme, tut der Kreativität nicht gut. Großartige Ideen funktionieren nie direkt. Du musst eine Perspektive entwickeln und weitermachen, bis es funktioniert. Das ist etwas, mit dem ich mich sehr schwertue. Ich habe keine Lösung dafür, außer sehr bewusst damit umzugehen, was man selbst kreiert.“

Für seinen eigenen Kreativ-Prozess gilt: „Oh, mein inneres Kind würde sich dafür begeistern“, anstelle von „das machen andere, um Likes zu bekommen, also muss ich das auch machen.“ Um mit seinem inneren Kind besser in Kontakt zu treten, liefert er auch direkt Tipps mit. „Genau aus diesem Grund habe ich das Baumhaus gebaut. Ich will jeden Tag aufwachen und denken, geil, ich bin in einem Baumhaus. Für mein achtjähriges Ich wäre das das Coolste überhaupt.“

Diese Herangehensweise überträgt er auf seine anderen Projekte. „Gleichzeitig ist es wichtig, Freunde zu haben, die einem helfen abzugleichen, ob das nur Blödsinn ist oder wirklich die Zeit wert. Viele meiner Freunde haben mir aber zum Beispiel beim Bau des Baumhauses geholfen."

„Zwinge dich selbst dazu, Dinge zu kreieren“

Hart zu arbeiten, weiterzumachen, auch wenn es nicht auf Anhieb hinhaut, nicht zu perfektionistisch zu sein und immer weiter neue Dinge zu erschaffen, zählt Huntington als weitere Tipps auf. „Zwinge dich selbst dazu, Dinge zu kreieren. Das ist wichtig für Kreative.“

Als kreativer Tausendsassa schätzt Huntington in seiner eigenen Kreativarbeit vor allem den Prozess: „Ich liebe Recherche. In meinem Haus gibt es tausende Bücher und Magazine und Filme. Ich bin oldschool, schaue mir ein Fotobuch an oder kaufe auf Ebay einen Haufen alter Heavy Metal Magazine, um deren Designs durchzusehen, wenn ich an einem Projekt arbeite. Das ist auch etwas, das ich an Stop-Motion mag, denn alles liegt in der Vorbereitung und Pre-Production.“ Ihm sei es auch wichtig, mit Leuten auf ein Ziel hinzuarbeiten, zu connecten. „Sobald es zu einem Ergebnis-Ding verkommt, wo ich nur noch einen Knopf drücken oder etwas installieren muss, bin ich weniger daran interessiert, Dinge zu schaffen.“ Dennoch ist er sich sicher, dass sich in den nächsten Jahren durch KI vieles drastisch ändern wird, wie beispielsweise Filme geschaffen werden. 

Apropos Zukunftswünsche, hat Foster Huntington welche in Bezug auf die Sport- und Outdoor-Community? „Ich hoffe, dass es wieder mehr in Richtung Community geht.“ Auch diese Aussage hat damit zu tun, wie er selbst mit Sports Culture in Berührung kam:

„Zusammenzukommen und gemeinsam einmal im Jahr den neusten Warren Miller Film in Portland in einem Kino zu schauen, hat mich in meiner Jugend sehr geprägt. Heute ist das alles viel fragmentierter. Das mag jetzt nostalgisch klingen, aber ich hoffe, dass es wieder mehr in die Richtung geht, gemeinsame Erlebnisse hervorzuheben und als Community den Moment zu zelebrieren."

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