Health/15.01.2021

Timo Hildebrand: „Vegane Ernährung und Yoga machen was mit Dir“

Wir benötigen Ihre Zustimmung, um die Bewertungsfunktion zu aktivieren!

Diese Funktion ist nur verfügbar, wenn eine entsprechende Zustimmung erteilt wurde. Bitte lesen Sie die Details und akzeptieren Sie den Service, um die Bewertungsfunktion zu aktivieren.

Bewerten
Merken

301 Bundesligaspiele, sieben Mal im Dress der Nationalmannschaft, Deutscher Meister und spanischer Pokalsieger – Ex-Profi Timo Hildebrand zählt zu den erfolgreichsten deutschen Torhütern. Nach seiner Karriere hat sich der 41-Jährige abseits des Fußballs neu erfunden. Auf der ISPO Munich Online hat er über Yoga, moderne Ernährung und Vorurteile gesprochen. ISPO.com führte zuvor dieses Interview mit ihm.

Timo Hildebrand beendete Anfang 2016 seine Karriere als Profifußballer.
Timo Hildebrand beendete Anfang 2016 seine Karriere als Profifußballer.

16 Jahre lang war Timo Hildebrand Fußballprofi. Seine Marke von 884 Spielminuten in Serie ohne Gegentor aus dem Jahr 2003 ist noch heute Bundesliga-Rekord. Nach dem Ende seiner Fußball-Karriere Anfang 2016 hat Hildebrand, der sich seit 2016 überwiegend vegan ernährt, zwei neue Leidenschaften gefunden: gesunde Ernährung und Yoga.

2020 hat er mit zwei Mitstreitern das vegane Restaurant Vhy! gegründet, das nach dem Lockdown in Stuttgart seine Türen öffnen wird. Zudem ist er Co-Owner von YEZ.Yoga“, das Yoga-Events für Firmen, Eventlocations und im Festivalformat konzipiert und veranstaltet.

Im Gespräch mit ISPO.com spricht Hildebrand über sein neues Leben nach dem Profisport, das Ende des Nischendaseins von Veganismus und Yoga und den Wandel im heutigen Fußball.

Yoga und vegane Ernährung - die neuen Berufsfelder von Timo Hildebrand.
Yoga und vegane Ernährung - die neuen Berufsfelder von Timo Hildebrand.
Bildcredit:
Imago

Leben nach dem Fußball: „Natürlich genieße ich es, frei zu sein“

ISPO.com: Du hast Deine erste berufliche Karriere naturgemäß jung beendet – in ein Loch gefallen bist Du nicht, oder?
Timo Hildebrand: Es hat seine Zeit gedauert, bis ich meinen Weg gefunden habe. Aber natürlich genieße ich es, frei zu sein. Das ist der große Luxus eines Ex-Profis. Für mich war es wichtig, mich außerhalb des Fußballs neu zu entdecken. Da habe ich glaube ich einen ganz guten Weg gefunden – als Familienvater, als Veranstalter meines Yoga-Festivals, mit meinem sozialen Engagement oder jetzt eben mit Vhy!. Da fühle ich mich sehr wohl.

Vhy! ist das vegane Restaurant, das Du nach dem Lockdown in Stuttgart eröffnest.
Ja, wir stehen schon in den Startlöchern und nutzen jetzt die Zeit, um alles vorzubereiten. Ich bin ja kein Gastronom – deshalb habe ich Partner, die sich damit auskennen. Ich denke, ich werde viel lernen dieses Jahr.

OutDoor 2025
Vom 19. bis 21. Mai 2025 erwartet dich die OutDoor in völlig neuem Gewand! Erlebe flexible Erlebnisräume wie The Village, die wandelbare Freestyle Area und die inspirierenden New Spaces – alles designt, um zu verbinden und neue Ideen zu wecken.

„Wir wollen die Menschen mit Geschmack überzeugen“

Vor Weihnachten habt Ihr für die Stuttgarter Zeitung ein veganes Drei-Gänge-Menü gekocht. Wie ist das beim normalen Stuttgarter angekommen?
Ich glaube ganz gut. Für viele ist vegane Ernährung noch immer fremd. Es ist aber nicht mehr so, dass man als Spinner gilt. Das setzt sich auch immer mehr durch. Ende des vergangenen Jahres haben wir zum Beispiel für unser Netzwerk und unsere Partner einen Business-Lunch Delivery Service angeboten. Das kam richtig gut an.

Sprechen wir über Vorurteile – viele Veganer haben den Ruf, gnadenlos dogmatisch zu sein.
Unser Ansatz ist auch ein anderer: Wir wollen die Menschen mit Geschmack überzeugen. Deshalb steht das vegane bei uns gar nicht im Vordergrund. Ich wünsche mir, dass die Leute bei uns essen, weil es geil ist und weil es schmeckt. Meine Erfahrung ist, dass viele Menschen schnell eine Abwehrhaltung einnehmen, wenn man ihnen etwas vorschreibt. Wir möchten überraschen, wie vielfältig, lecker, raffiniert und nahrhaft Gemüse sein kann. Das ist unser Weg.

Größter sportlicher Erfolg: 2007 wurde Timo Hildebrand mit dem VfB Stuttgart sensationell Deutscher Meister.
Größter sportlicher Erfolg: 2007 wurde Timo Hildebrand mit dem VfB Stuttgart sensationell Deutscher Meister.
Bildcredit:
Imago

Timo Hildebrand: Yoga ist „raus aus der Eso-Ecke“

Corona bremst auch Dich auch gerade aus – wie erlebst Du die Zeit?
Am Anfang hat es sicher geholfen, mal runterzukommen, sich auf die Basics zu konzentrieren – zumindest denjenigen, die keine Existenzängste haben mussten. Aber so langsam träumt natürlich jeder davon, dass das Leben einigermaßen normal weitergeht.

Du hast in der Reha nach einer Hüft-OP vor ein paar Jahren Yoga für Dich entdeckt. Da sind wir direkt beim nächsten Vorurteil: Yoga galt ja früher als esoterische Spinnerei.
Ja, komplett. Aber immer mehr Menschen entdecken die Vorteile. Vegane Ernährung und Yoga machen was mit Dir, nicht nur körperlich, sondern auch mental, es gibt eigentlich nur Vorteile. Beim Yoga bist Du immer allein mit Dir und Deinen Übungen auf der Matte, musst mit Dir selber in Balance kommen. Gerade in Zeiten wie diesen kann das vielen Menschen helfen.

Dazu kommt: Elemente von beidem fließen ja immer mehr in den Alltag ein – sei es in der Kantine oder im Restaurant, in der Physiotherapie oder im Sport – vegane Gerichte und Übungen aus dem Yoga sind heute im Alltag ganz normal. Das ist raus aus der Eso-Ecke.

Timo Hildebrand über die Veränderung des Fußballs

Gilt das auch für den Profi-Sport? Gerade der Fußball wirkte ja lang eher als Bastion hehrer Männlichkeit.
Im Fußball hat sich viel getan. Die Profis müssen heute immer über den Tellerrand schauen, um sich weiterzuentwickeln. Die trainieren ja nicht einfach jeden Tag anderthalb Stunden auf dem Platz, die Vorbereitung ist bei den Profis mittlerweile ein ganzer Kosmos geworden. Du musst einfach mehr machen als das tägliche Teamtraining. Eine gute Ernährung und Yoga sind da ein wichtiger Baustein. Das ist sicher angekommen. Es geht darum, beweglich zu bleiben, auch wenn man kein Profifußballer ist. Viele Menschen sitzen ja den ganzen Trag am Schreibtisch und haben eher weniger Bewegung. Zum Beispiel Yoga kann ich da ohne großen Aufwand in meinen Alltag einbauen, das hilft.

Du bleibst auch in Bewegung – wie sehen die kommenden zwölf Monate für Dich aus?
Das Restaurant wird mich natürlich voll in Beschlag nehmen. Das ist eine Herzensangelegenheit. Wir möchten eine innovative Pflanzenküche nach Stuttgart bringen – hier gibt es einfach noch viel zu wenig davon. Aber auch das Thema Yoga wird wichtig bleiben. Ich denke, zum Sommer hin wird vieles wieder möglich sein, vielleicht auch ein neues Yoga-Festival, wenigstens im Kleinen.

Und zumindest digital kommst Du Anfang Februar mal wieder unter Leute …
Genau. Auf der ISPO Munich Online werde ich ein wenig mehr erzählen. Ich freu mich drauf.