Markus Eisenbichler ist im Corona-Winter 2020/21 so stabil wie nie zuvor. Gleich zu Saisonbeginn feierte er zwei Weltcup-Siege. Das hat auch etwas damit zu tun, dass ihm die Geisterstimmung in den fanfreien Stadien eher gut tut. „Natürlich pushen Zuschauer. Aber mir kommt die Ruhe eher entgegen. Da kann ich meinen Stiefel besser durchziehen“, sagt Eisenbichler.
Auch bei der Nordischen Ski-WM startet der Wintersportler für Deutschland. Mit dem zweiten Rang im Gesamtweltcup ist Markus Eisenbichler der größte deutsche Medaillenanwärter. Am ersten Trainingstag der Weltmeisterschaft in Oberstdorf konnte er bereits beide Durchgänge für sich entscheiden. Auch wenn seine Leistungen zuletzt wechselhaft waren, hat sich in der Vorbereitung gezeigt, dass Eisenbichler wieder auf dem richtigen Weg zurück an die Spitze ist. Am Samstag den 27.02.2021 wird sich zeigen, ob er auch den offiziellen Wettbewerb für sich entscheiden kann.
In den vergangenen Wintern konnte der 29-Jährige die Top-Leistungen aus dem Training in den Wettbewerben oft nicht bestätigen. Genau darüber hat der Perfektionist im vergangenen Sommer „extrem viel nachgedacht: Ich habe mich früher selbst zu sehr unter Druck gesetzt. Dabei kann ich doch glücklich sein, diesen Sport überhaupt machen zu können.“
Der Mann mit dem Spitznamen „Eisei“ ist ein einzigartiger Typ und seine Vita ein Lehrstück für Kampfgeist. Im September 2012 verlor der aus dem bayerischen Siegsdorf stammende Mann bei einem Trainingsflug in Oberstdorf nach dem Absprung die Kontrolle und stürzte kopfüber auf den Hang. Der dritte Brustwirbel war gebrochen, vier weitere angebrochen. Es drohte der Rollstuhl. „Als ich da unten lag und erstmal nichts mehr gemerkt habe, habe ich schon mal gedacht, dass es das jetzt mit dem Skispringen war“, erinnert sich Eisenbichler.
Doch er rappelte sich auf, kämpfte viele Jahre um den Durchbruch. Der dem bayerischen Naturburschen mit den Hobbies Bergtouren, Klettern und Kajakfahren dann bei der WM 2019 mit drei Titel eindrucksvoll gelang. In diesem Winter hat er große Ziele: Neben der Skiflug-WM in Planica will er bei der Vierschanzentournee und der Nordischen Heim-WM in Oberstdorf (23. Februar bis 7. März) um Gold kämpfen.
Beim Skifliegen fühlt sich der Deutsche Rekordler (248 Meter) übrigens wie „Aladin auf dem fliegenden Teppich“. Ein Mix aus „Schwerelosigkeit und totaler Freiheit: Die Sorgen und Ängste im Leben verschwinden.“ Klingt auch nach einem guten Rezept für die Corona-Zeit….
Eisenbichler ist ein ganz spezieller Charakter. Der sich in der Vergangenheit mit zu hohen Erwartungen an sich oft selbst den Weg zum Sieg verbaut hatte. „Er hat seine eigenen Ideen, man könnte sie auch Hirnfürze bezeichnen“, sagt Bundestrainer Schuster, „Manchmal verläuft er sich dabei. Aber er ist nicht kleinzukriegen. Und irgendwann wächst der Glaube daran, dass du einfach dran bist.“ So wurde aus dem Trainings-Weltmeister, der in der Vergangenheit oft nur bei Übungseinheiten oder in der Qualifikation die Bestweite setzte, ein echter Dreifach-Weltmeister. Dem einfach jeder die Erfolge gönnt, selbst der im WM-Einzelspringen von ihm geschlagene Silbergewinner Karl Geiger: „Markus hat es sich so sehr verdient.“
Erfolge:
Die Einzel-, Team- und Mixed-Team-Goldmedaillen bei der Nordischen Ski-WM in Österreich sind mit Abstand die größten Erfolge von Markus Eisenbichler. Das toppt auch seine starke Bilanz bei der WM 2017 von Lahti, wo er neben dem Titel im Mixed-Team-Wettbewerb auch überraschend Einzel-Bronze gewonnen hatte. Im Weltcup hat der Ur-Bayer inzwischen drei Weltcup-Siege gefeiert. Dazu kommen zweite Plätze bei der Vierschanzentournee 2018/2019 und im Skiflug-Gesamtweltcup im gleichen Winter.
Social:
Instagram: Fast 77.000 Abonnenten
Facebook: fast 40.000 Abonnenten
Markus Eisenbichler konzentriert sich auf seinen Social-Media-Kanälen vor allem auf seine sportliche Karriere. Nach den Erfolgen ist er in der Beliebtheitsskala steil angestiegen, kann aber in Sachen Follower noch nicht an Stars wie die Olympiasieger Andreas Wellinger oder Kamil Stoch heranreichen.
Markus Eisenbichler gehört genau wie Eric Frenzel zur Viessmann-Wintersportfamilie. Die Heizungsfirma ist sein Kopfsponsor, auf dem Ski findet sich Kampa, ein Fertighaushersteller, als Geldgeber. Wichtigster Ausrüster ist die Skifirma Fischer.
Einnahmen:
Die Erfolge für Markus Eisenbichler zahlen sich aus. Im laufenden Winter hat er durch seine bislang zwei Weltcup-Siege als bestverdienender Skispringer der Welt bislang 41.800 Schweizer Franken Preisgeld vom Internationalen Skiverband FIS kassiert. Für das erste WM-Einzelgold gab es 28.750 Schweizer Franken, für die Titel in den Teamwettbewerben kommt je ein Viertel der 35.000 Franken Gesamtprämie hinzu. Vom Deutschen Skiverband (DSV) gibt es zudem für große Erfolge wie WM-Goldmedaillen je nach Finanzlage einen Bonus am Saisonende. In der Regel ist das eine Summe im Bereich zwischen 5000 und 10.000 Euro. Inklusive Sponsoreneinnahmen kann Eisenbichler in einem so erfolgreichen Winter so auf Brutto-Gesamteinnahmen von geschätzten 300.000 Euro kommen. Abgesichert ist Eisenbichler durch seinen Job bei der Bundespolizei. Geld ist ihm aber nicht das Wichtigste, auch wenn er irgendwann mal von einer Sauna im eigenen Haus träumt.
Bei den Olympischen Spielen 2018 flog Eisenbichler im letzten Moment aus dem deutschen Quartett für den Mannschaftswettbewerb. Seine Teamkollegen gewannen ohne ihn Silber und trotz aller Enttäuschung zeigte er bei der anschließenden Party einen Schuhplattler zu Ehren der Medaillengewinner.
Privat entspannt der 29-Jährige am liebsten bei Bergtouren in der Natur oder mit seiner Freundin. Mehr will Eisenbichler aber nicht verraten, auch seine Social-Accounts bleiben dem Profisport vorbehalten.
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