Roman Rohrmoser: Ich habe schon im Kindesalter mit dem Alpinskifahren als Wettkampfsport angefangen. Ich hatte es bis in den Landeskader geschafft, aber merkte mit der Zeit, dass mir das Abseitsfahren mehr Spaß als das Skifahren gegen die Uhr machte. So bin ich dann zur Teilnahme an Freeride-Contests gekommen. Aber auch dort gefiel mir mit der Zeit der Wettkampfgedanke immer weniger. Ich hatte das Glück, dass ich mit Warren Miller einen Skifilm drehen konnte und habe so in den Folgejahren mit Produktionsfirmen wie Nimbusindependent aus USA, Downdays und Midiafilm zusammengearbeitet. Seit dem letzten Jahr arbeite ich mit meinem Freund und Bürokollegen Andreas Monsberger an eigenen Projekten und mit ihm ist auch der aktuelle Film „Timeout“ entstanden.
Ich hatte schon lange die Idee, meine beiden größten Leidenschaften, Skifahren und Mountainbiken in einem Film zu verbinden. Denn das intensive Gefühl, im aktuellen Moment voll fokussiert zu sein, erlebe ich in beiden Sportarten. Für den Film wollten wir diese Parallele durch Aufnahmen an denselben Locations transportieren. Der Titel bezieht sich zudem auf den vergangenen Corona-Winter, der uns alle ja in gewisser Weise zu einer Auszeit zwang. Im Film spielt in diesem Zusammenhang auch der Almbauer Schorsch eine wichtige Rolle, aber da mag ich noch nicht zu viel verraten. Ab besten schaut ihr euch den Streifen auf Youtube selbst an.
Mein Antrieb draußen zu sein und die Natur zu erleben kommt ganz einfach daher, dass es mir große Freude macht in den Bergen zu sein – egal ob im Sommer oder im Winter. Als ich dann mit dem Skifahren mein Hobby zum Beruf machen konnte, war das eine perfekte Kombination. Ich bin so in der glücklichen Lage, dass ich mit dem was mir am meisten Spaß bereitet, auch mein Geld verdienen kann.
Wenn ich zum Beispiel wegen einer Verletzung nicht auf den Berg kann, werde ich nach wenigen Tagen unausstehlich. Das könnte meine Frau sicher detaillierter beantworten. Mir fehlt dann ein für mich ganz wichtiger Ausgleich, den ich nur draußen erlebe. Das liegt sicher auch daran, dass ich zu einer Zeit aufgewachsen bin, in der wir jede freie Minute unserer Freizeit draußen verbracht haben.
Die nächste Generation begeistern
Mir ist schon wichtig, dass die Kids ihre eigenen Erfahrungen machen. Und wenn man ihnen verschiedene Möglichkeiten aufzeigt, suchen sie sich automatisch das heraus, was ihnen taugt. Aber natürlich ist der Einfluss von Medien auf die Kinder und Jugendlichen heute viel größer. Allein schon durch die ständige Verfügbarkeit der Filme und Videos. Wir versuchen hier eine vernünftige Balance zu finden. Ich bin kein Freund von strikten Verboten und stehe eher auf dem Standpunkt, dass die Kids selbst erfahren müssen, wie gut ihnen die Zeit draußen mit ihren Freunden oder mit uns tut.
In den vergangenen Jahrzehnten wurde dem Thema leider nicht die nötige Aufmerksamkeit gewidmet und es ist vieles versäumt worden. Es ist längst an der Zeit, dass wir alle umdenken und nachhaltiger handeln. Das fängt im Kleinen an. Wenn wir zum Beispiel in erster Linie Lebensmittel aus der Region kaufen und auch Gemüse im eigenen Garten anbauen. Auch in der Outdoor-Industrie hat hinsichtlich der CO2-Emissionen ein Umdenken stattgefunden. Dies sind erste Schritte. Aber der ganz große Impact muss von den großen Industrien ausgehen und hier ist die Politik gefordert entsprechend zu regulieren. Als Sportler kann ich natürlich auch durch die Auswahl meiner Partner ein Zeichen setzten. Die Zusammenarbeit mit Schöffel ist hier ein gutes Beispiel, denn das Unternehmen übernimmt in Sachen Nachhaltigkeit in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle.
Ich finde, der Ausbau von Skigebieten hat teilweise schon sehr fragwürdige Dimensionen angenommen. Das gilt nicht nur hier bei uns im Zillertal. Die Eingriffe in die Landschaft und die Auswirkungen auf die Natur und die Lebensräume der Tiere sind enorm. Meiner Meinung nach ist hier an vielen Orten die Grenze erreicht. Und ich frage mich schon, wer die neuen Pisten dann wirklich braucht? Leider sind solche Entscheidungen zu oft von Zahlen getrieben und die Aussicht auf höhere Umsätze zählt häufig als ausschlaggebendes Argument.
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