Ob es Schicksal war, oder Zufall? Wir werden es nie erfahren. Aber es drängt sich die Idee auf, dass der Erfolg mit Red Bull dem Österreicher Mateschitz bereits in die Wiege gelegt wurde: Er kam am 20. Mai 1944 im Sternzeichen Stier zur Welt. Den Energydrink „Krating Daeng“ – zu deutsch „roter Gaur“, ein vor allem in Südostasien heimischer Stier – entdeckte er 1982 auf einer Asienreise. Er nahm das Rezept mit nach Hause, veränderte es für den europäischen Markt – und der Rest ist Geschichte. Forbes schätzte 2021 Mateschitzs Vermögen auf 27,8 Milliarden Euro.
2005 stieg Mateschitz mit dem eigenen Red-Bull-Team in die Formel 1 ein. Des Weiteren gehören zu seinem Sport-Imperium auch die Fußballklubs RB Leipzig und RB Salzburg sowie der Eishockey-Klub Red Bull München. Laut Medienberichten fließen jedes Jahr hohe, dreistellige Millionenbeträge in den Sport- und Medienbereich des Unternehmens. Weltweit soll der Konzern über 600 hippe Athlet*innen – von Adventure Racing und alpinem Skifahren über Berglauf und BMX bis hin zu Windsurfen und Wingsuit Flying – sponsern. Auch spektakuläre Events befeuern das dynamische Image des Getränkeherstellers.
Höher, schneller, stärker – das olympische Motto trifft auch auf die Red-Bull-Extremsportler*innen zu. Selbst der Himmel scheint keine Grenze zu sein – ganz im Sinne des Werbespruchs „Red Bull verleiht Flüüügel“. Felix Baumgartner absolvierte im Oktober 2012 in knapp 40 Kilometern Höhe einen Fallschirmsprung aus der Stratosphäre – gesponsert von Red Bull. Die mediale Aufmerksamkeit, die das Projekt Red Bull Stratos erreichte, war enorm. Weltweit sahen hunderte Millionen Menschen zu, in Deutschland waren es laut der Zeitschrift Horizont sieben Millionen.
Allerdings hat die Jagd nach immer extremeren Rekorden auch ihre Schattenseiten. Als der Red-Bull-Basejumper Ueli Gegenschatz im Rahmen eines Promotion-Events in Zürich vom Sunrise Tower sprang, stürzte er in den Tod. Immer wieder gab es tragische Unglücke von Red-Bull-Sportlern. Trotzdem änderte Red Bull nie seine Strategie – eigene Events, wie beispielsweise das Red Bull Rampage oder die Red Bull Cliff Diving World Series, und das Sponsoring von Extremsportler*innen sind Teil des Marketingkonzepts.
Auch wenn der Red-Bull-Unternehmer seit 2003 die Pazifikinsel Laucala sein Eigen nennt, seine Heimatverbundenheit zeigt sich nicht nur in der Tatsache, dass Red Bull seine Steuern in Österreich zahlt.
2014 holte Mateschitz die Formel 1 in die Steiermark zurück, genauer gesagt nach Spielberg. Er sorgte damit für Impulse im Bezirk Murtal, der unter dem Niedergang der Schwerindustrie besonders gelitten hatte. Dementsprechend groß ist die Trauer in der Gemeinde, die Bürgermeister Manfred Lenger in seinem Facebook-Post zum Ausdruck bringt: „Herr Dietrich Mateschitz ist verstorben. Eine Nachricht, die uns traurig und tief betroffen zurücklässt. Mit Dietrich Mateschitz ist nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer von uns gegangen, sondern auch ein Mensch, der seine Wurzeln, seine Heimat nie vergessen hat. Mit seinem Einsatz und Engagement hat er einer ganzen Region wieder Kraft und Zuversicht gegeben.“
Angeblich hat der asiatische Energydrink dem damaligen Marketingleiter von Blendax geholfen, seinen Jetlag zu mindern. Von seinem eigenen Energydrink soll er laut spiegel.de selbst täglich bis zu zwölf Dosen getrunken haben.
Direkt in der Nähe des Firmensitzes in Fuschl am See – an der Bullenweide – steht der Foodtruck der „Gauchos del Gusto“. Auch wenn sich Mateschitz nie persönlich hat blicken lassen, die Bullen-Mitarbeiter*innen kommen regelmäßig, und Mateschitz-Freundin Marion Feichtner hat hin und wieder auch schon mal einen Burger abgeholt. Ob der Firmenchef diesen allerdings auch verspeist hat – das ist unbekannt.
Was aber sicher ist, dass er selbstgemachte Buttermilchwaffeln mochte, wie Ulrike Pachler in einem Facebook-Post verriet: „Es ist schon sehr lange her, dass ich ihm einmal begegnen durfte. Er war in einer Sitzung bei meinem Bruder in Tirol. Nichts wissend stürmte ich mit meinen selbst gemachten Buttermilchwaffeln in diese Sitzung.“ Mateschitz habe sich dann bei ihr für die „allerbesten Waffeln, die er je gegessen hätte“ bedankt.
Im Vordergrund stand immer die Marke Red Bull – laut und unkonventionell. Sein Privatleben hingegen hielt Dietrich Mateschitz weitestgehend aus der Öffentlichkeit heraus. Auch über Sohn Mark ist bis dato nur wenig bekannt. 2019 berichtete meinbezirk.at über den „ersten Auftritt“ von Mark Mateschitz. Zu der Zeit fungierte er als Geschäftsführer der Thalheimer Heilwasser GmbH. Der heute 30-Jährige soll nach dem Willen seines verstorbenen Vaters das Milliarden-Imperium übernehmen. Allerdings gibt es nach einem Bericht des Manager Magazins einen Gesellschaftervertrag der Red Bull GmbH, der zumindest zu Mateschitz' Lebzeiten vorsah, dass ohne das Okay des thailändischen Mehrheitseigentümers Yoovidhya (51 Prozent) weder die Entscheidung über einen Nachfolger als Geschäftsführer noch die Weitergabe seiner Anteile möglich sind. Noch ist nicht bekannt, inwieweit Mark Mateschitz das berufliche Erbe seines Vaters antreten kann.
Ob Max Verstappen, Konstanze Klosterhalfen, Tarek Rasouli oder Robby Naish: Sie trauern alle um Dietrich Mateschitz.
Der Formel-1-Rennfahrer schreibt in seinem Instagram-Post: „Du hast mir die Chance gegeben, in der Formel 1 zu fahren, und mir das Rüstzeug gegeben, um in diesem Sport erfolgreich zu sein. Wir werden dich sehr vermissen, denn du warst ein großzügiger, freundlicher und fürsorglicher Mensch, der immer für alle da war.“
Ähnlich äußert sich Surfer-Legende Naish: „Mit seiner unglaublichen Großzügigkeit und Leidenschaft bot Didi mehr Sportlern aus mehr Sportarten und mit mehr Hintergründen mehr Möglichkeiten als jeder andere in der Geschichte. Von den jungen Extremsportarten in den 90er-Jahren bis hin zur Formel 1 heute und so ziemlich jeder denkbaren Sportart dazwischen war Didi da (sowohl durch seine Marke Red Bull als auch persönlich) und half den Menschen, ihre Träume zu leben... mich eingeschlossen.“
Und die Leichtathletin Klosterhalfen bedankt sich für „viele Jahre der Unterstützung. Du hast eine Marke geschaffen, die mir hilft, das zu tun, was ich am meisten liebe. Laufen! Deine Geschichte ist unglaublich, dein Lebenswerk faszinierend!“.
„Alles eine Frage des Images“: Mit diesen Worten erklärte Red-Bull-Werber Johannes Kastner das Red-Bull-Erfolgsgeheimnis vor vielen Jahren der Zeitschrift brand eins. Er beschreibt das Markenimage als „selbstironisch, nonkonformistisch, smart und rebellisch. Manche sagen, da ist wohl viel von unserer eigenen Persönlichkeit eingeflossen“. Kastner muss es wissen, war er doch derjenige, der den Spruch „Red Bull verleiht Flüüügel“ erfunden hat. Laut Süddeutscher Zeitung soll es anderthalb Jahre gedauert haben, bis Mateschitz den passenden Spruch für sein Produkt hatte. Zahllose Ideen habe der frühere Inhaber einer kleinen Frankfurter Werbeagentur, Johannes Kastner, Mateschitz präsentiert, doch der Red-Bull-Eigner habe sie alle abgelehnt. 1987 sei die Kampagne dann gestartet.
Warum verdient Red Bull mit seinem Energydrink so viel Geld? Die Antwort ist einfach: Der Grund ist die hohe Bruttomarge. Dem hohen Werbeaufwand – rund ein Drittel des Umsatzes soll jährlich in die Werbung fließen – verdankt Red Bull sein außergewöhnliches Image. Seine Kund*innen sind bereit, sehr tief in die Tasche zu greifen, um sich eine rot-blaue Dose zu kaufen. Einem Bericht des Tagesspiegels zufolge liegen die Herstellungskosten bei weniger als 20 Cent. Eine solch hohe Gewinnmarge sei nicht nur in der Getränkeindustrie ungewöhnlich. Höchstens Modekonzerne aus dem Luxussegment könnten vom Umsatz einen so großen Anteil einbehalten.
Dietrich Mateschitz war dafür bekannt, sein Privatleben vor der Öffentlichkeit zu schützen. Ähnlich verhielt es sich mit firmeninternen Geheimnissen. „Von der Struktur her gibt es wohl kaum ein altmodischeres Unternehmen als das unsrige“, sagte Mateschitz einmal gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung. Dementsprechend regierte der Milliardär im Red-Bull-Universum allein.
Trotzdem bekommt Red Bull nicht nur auf diversen Portalen als Arbeitgeber bessere Noten als andere Unternehmen der Lebensmittelbranche, kürzlich wurde der Getränkehersteller in einer Stepstone-Umfrage unter Österreichs Studierenden sogar gemeinsam mit Google als attraktivster Arbeitgeber bewertet.
Die Mitarbeiter*innen (laut Red Bull 13.610 im Jahr 2021) erfuhren in einer E-Mail am Sonntag, 23. Oktober, vom Tod ihres Chefs: „Liebe Bullen! Wir müssen euch informieren, dass Dietrich Mateschitz heute verstorben ist. In diesen Momenten überdeckt Trauer alle anderen Gefühle. Aber schon bald wird die Trauer Platz machen für Dankbarkeit, dafür, was er verändert, bewegt, bewirkt und so vielen Menschen ermöglicht hat. Wir werden ihm respektvoll und liebevoll verbunden bleiben. Unser aller Aufgabe und Verantwortung ist es, sein Lebenswerk in seinem Sinn fortzuführen. Danke, dass ihr uns dabei unterstützt. Danke auch, dass ihr seinen Wunsch respektiert, eure Trauer still und zurückhaltend zum Ausdruck zu bringen.“
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