Bei Jonas Deichmann jagt ein Wahnsinnsprojekt das nächste. 2023 durchquerte er die USA gleich zweimal am Stück, einmal auf dem Rad, einmal laufend. Mit seinem neusten Projekt schließt er vermeintlich den Kreis zurück zum Triathlon, der Sportart, durch die er weltweit bekannt wurde. Doch soll es nicht als deutscher Forrest Gump um die Welt gehen, sondern als Ironman vier Monate lang durch Franken.
„Ich bin jetzt 36 und noch tut mir nichts weh, ich habe keine Verletzungen. Aber wenn ich mit Kollegen über vierzig spreche, wird sich das irgendwann ändern.“ Deshalb nimmt er mit seinem nächsten Projekt bislang die größte körperliche und mentale Herausforderung auf. Von Mai an zieht Deichmann täglich auf dem Kurs der Challenge Roth radelnd, laufend und schwimmend seine Runden - 120 Triathlons auf der Langdistanz an 120 Tagen in Folge, so der Plan. Zwischen den USA und seinem nächsten Einsatz sprach er im Interview mit uns – unter anderem über sein Leben jenseits der Komfortzone und warum man auf Probleme zurennen sollte.
News Update:
Am 5. September 2024 hat Jonas Deichmann mit Abschluss des 120. Ironman an aufeinanderfolgenden Tagen einen neuen Weltrekord aufgestellt. Wir gratulieren!
Manchmal ist es wie bei Monopoly, man kommt einfach nicht über Los. Hier hat Jonas Deichmann einen Tipp für alle, vor allem die, die Sport machen oder ihre eigenen sportlichen Projekte verfolgen: „Mach es einfach, denn das Schwierigste bei jedem großen Projekt – egal, ob als Abenteurer oder bei der Entwicklung eines neuen Produkts – ist, von der Idee zur Umsetzung zu gelangen. Das Schwerste ist aus meiner Sicht, es an die Startlinie zu schaffen.“
Zwischen Alltag oder Überlegungen erstmal fitter zu werden und mehr zu trainieren ist für viele sicherlich eine nachvollziehbare Hürde. „Wenn du dich mit ganzem Herzen committest, findest du auch eine Lösung. Die meisten Projekte scheitern, bevor sie überhaupt an den Start gebracht werden und nicht währenddessen. ”
Durch Risiken, wie nicht genügend vorbereitet zu sein, muss Deichmann auch im Vorlauf seiner eigenen Projekte navigieren. „Meinen Peak erreiche ich bei meinen Abenteuern, also vor allem bei langen Projekten, nämlich erst währenddessen.“
Isolation, Lebensmittelvergiftungen, gefährlicher Verkehr auf den Strecken – liest man über Deichmann oder sieht sich die Filme über seine Abenteuer an, stellt sich die Frage, was ihn selbst immer wieder an die Startlinie treibt. Warum macht er das alles? „Natürlich ist es schön, wenn am Ende ein Rekord steht, aber darum geht es mir im Wesentlichen gar nicht. Der Weg dorthin ist, was wirklich zählt.“
Ein herausforderndes Ziel zu haben, auch wenn es ein persönliches ist, steht hoch im Kurs bei Deichmann. Dennoch geht es ihm vor allem darum, einzigartige Erinnerungen zu schaffen. „Nicht jeder will einen Triathlon um die Welt machen, aber ich schon.“ Die Momente, die dabei entstehen, sind es, die ihn morgens aus dem Bett bringen. „Ob das nun eine Begegnung mit jemand in einem fremden Land ist oder ein toller Sonnenuntergang mitten in der Mojave Wüste nach einem anstrengenden Tag ist. Daraus ziehe ich meine Energie und werde mich noch Jahre danach daran erinnern.“
Natürlich gab es auf seinen Abenteuern nicht nur schöne Momente, sondern auch immer wieder angsteinflößende. „Wenn du Radfahrer bist, ist Verkehr bei Weitem das Gefährlichste“, erzählt Deichmann. Bei einem Beinahe-Unfall holte ihn 2019 in Russland ein LKW-Spiegel fast vom Fahrrad. „Seitdem verfolge ich keine Geschwindigkeitsrekorde mehr, denn für die musst du als Radfahrer auf den großen Straßen unterwegs sein.“ Ansonsten setzt er sich offen mit seinen Ängsten auseinander.
Laut Deichmann geschieht bei seinen Rekorden 95 Prozent im Kopf. Zu seiner mentalen Stärke leisten auch vergangene Erfolge oder schwere Momente ihren Teil. „Ich kann mir jetzt in Erinnerung rufen, dass ich einen Schneesturm in Sibirien oder Lebensmittelvergiftung in der Sahara überstanden habe.“ Auch bei neu auftretenden Problemen wird sich also eine Lösung finden.
Das eigene Leben herausfordernd zu machen und Probleme zu lösen, darin sieht er auch das größte Potenzial für die persönliche Weiterentwicklung. „Ich liebe Microadventures als Konzept. Nicht jeder muss um die Welt reisen, aber hast du schon mal bivakiert oder bist 100 Kilometer geradelt, hast dein Zelt irgendwo aufgeschlagen und bist am nächsten Tag wieder zurück nach Hause?“ Für viele ein Schritt aus der Komfortzone, bei dem Skills entwickelt werden, die man für vieles gebrauchen kann.
Und für alle, die das Ganze professioneller angehen wollen und auf der Suche nach Finanzierung oder Sponsoren sind, gibt Deichmann den Tipp, erstmal in Vorleistung zu gehen. Auch hier gilt: Machen, statt großer Ankündigungen.
Und auch in seine eigenen Finanzen gewährt er einen Einblick: „Natürlich brauche ich Sponsoren, denn ich lebe ja davon und will es auch noch viele Jahre. Bei neuen Projekten frage ich mich immer: Würde ich es auch machen, wenn ich kein Geld damit verdiene?“ Die Antwort darauf müsse immer „Ja“ lauten, auch für die Authentizität seiner Personal Brand. Zu großen Teilen finanziert er sich über Sponsoren und Motivationsreden bei Unternehmen. Daneben tragen seine Bestseller, Dokus oder Werbespots zum Einkommen bei. Und auch bei seinen Partnern gilt, dass sie für ihn passen müssen, wie etwa Ryzon, zu denen er eine enge, vertrauensvolle Beziehung pflegt.
Neben unseren Fragen hatte Jonas Deichmann auch selbst eine. „Viele Sportarten sind nachhaltig, aber nicht alle, denn Sport ist ein sehr breites Thema. In manchen Sportarten und Bereichen der Sportindustrie muss das Thema deutlicher auf die Agenda und adressiert werden. Die Lösungsansätze der Sportindustrie dazu würden mich wirklich interessieren.“ Denn wie man global besser mit umwelttechnischen Herausforderungen umgeht, treibt ihn persönlich um und betont er immer wieder als wichtigen Punkt während seinen Abenteuern. Damit ist er nicht alleine. Denn diese Frage beschäftigt viele Vordenker*innen der Branche, die bereits mit Feuereifer Lösungen für die Zukunft suchen.
Was sind einige der bemerkenswertesten Projekte von Jonas Deichmann?
Deichmann hat bereits die USA zweimal durchquert und plant nun, 120 Triathlons auf der Langdistanz an 120 aufeinanderfolgenden Tagen zu absolvieren.
Warum sucht Jonas Deichmann ständig neue Herausforderungen?
Er betrachtet das Leben außerhalb der Komfortzone als eine Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung und schafft einzigartige Erinnerungen, die ihm Energie geben.
Wie geht Jonas Deichmann mit Ängsten und Risiken während seiner Abenteuer um?
Deichmann akzeptiert Ängste und bleibt fokussiert. Er betont die Bedeutung von Mentaltraining und hält es für wichtig, sich in schwierigen Situationen sicher zu fühlen.
Wie finanziert sich Jonas Deichmann für seine Abenteuer?
Deichmann sichert sich Sponsoren und Einkommen aus Bestsellern, Dokumentationen und Motivationsreden bei Unternehmen. Er betont die Authentizität seiner Partner und finanziellen Entscheidungen.
Warum ist Nachhaltigkeit im Sport für Jonas Deichmann wichtig?
Deichmann interessiert sich dafür, wie der Sportsektor nachhaltiger gestaltet werden kann. Er betont die Dringlichkeit, umwelttechnische Herausforderungen anzugehen, und unterstützt Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft.
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