Als Schwimmerin war Franziska van Almsick über ein Jahrzehnt lang an der Weltspitze. Inzwischen ist die Berlinerin auch als Geschäftsfrau im Sportbusiness erfolgreich. Auch auf der ISPO Munich 2018 war van Almsick zu Gast.
ISPO.com sprach mit der 39-Jährigen über ihre Projekte und die Gründe, warum es Frauen im Sportbusiness nicht immer leicht haben.
ISPO.com: Frau van Almsick, wenn Sie in einem Hotel beim Einchecken die Berufsbezeichnung angeben müssen, was tragen Sie da ein?
Franziska van Almsick: Das Feld lass ich einfach leer.
Als früherer Schwimmstar sind Sie immer noch sehr prominent und bei vielen Events gefragt, als zweifache Mutter auch in der Familie gefordert, als Geschäftsfrau stehen Sie vor vielen Herausforderungen – in welcher Rolle finden Sie sich heute am ehesten wieder?
In erster Linie bin ich natürlich Mama von zwei Kindern und die Familie steht für mich an erster Stelle. Aber auch die anderen Bereiche meines Lebens sind für mich sehr wichtig. Ich brauche die Abwechslung und den Ausgleich und bin dankbar, dass mich den Projekten widmen kann, die mir Spaß machen und mir am Herzen liegen. Mir ist es in den letzten Jahren sehr gut gelungen, zwischen all den verschiedenen Bereichen eine gute Balance zu finden, die mich glücklich und zufrieden macht.
Lassen Sie uns über die Unternehmerin Franziska van Almsick reden. 2013, nach Ihrer zweiten Schwangerschaft, sind sie bei Mybod-e Shape eingestiegen, ein Online-Trainingsprogramm. Wie fällt Ihre Bilanz aus nach vier Jahren?
Wir haben einen wachsenden Kundenstamm und sind glücklich, dass die meisten mittlerweile seit Jahren Stammkunden sind. Das zeigt uns, dass sich gerade in einem solch hart umkämpften Markt Qualität durchsetzt.
Online-Trainingsprogramme gibt es ja mittlerweile von recht vielen Anbietern, auch mit prominenter Absendern, etwa www.mariamachtdichfit.de – das Konzept ist überall ähnlich: Man kauft sich eine Jahresmitgliedschaft, ca 100 Euro, bekommt Trainingsanleitungen und Tutorials per Video und kann dann noch einzelne Services dazu buchen. Wo sehen Sie sich in diesem Markt nach vier Jahren, wo ist das Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu Ihren Wettbewerbern?
Unser Programm unterscheidet sich insofern von den anderen, dass es personalisiert ist und jeder nach seinen Bedürfnissen und Zielen trainieren kann und zwar wann und wo er möchte. Gleich zu Beginn wird ein Fitness-Check gemacht und festgelegt, was man selbst erreichen will. Dementsprechend wird dann das Training zusammengestellt.
Ich finde das sehr wichtig, denn jeder trainiert anders. Da kann man nicht ein Trainingsprogramm für alle nehmen. So einfach funktioniert es nicht. Aber wenn man ein personalisiertes Trainingskonzept erhält und dabei auch noch bei der Ernährung unterstützt wird, ist der Erfolg höher und langfristig. Und das spiegeln uns auch unsere Kunden immer wieder zurück.
Sie haben damals in Ihrem Online-Tagebuch berichtet, Sie hätten 14 Kilo in zwölf Wochen abgenommen. Seitdem geistert Ihr Trainingsprogramm als die „Franzi-Diät“ durch die Online-Welt. Wie sehr hat Mybod-e Shape von Ihrer persönlichen Geschichte profitiert?
Ich denke, es hat gezeigt, für was Mybod-e steht und was man erreichen kann.
Ist das Portal für Sie im ein wirtschaftlicher Erfolg? Planen Sie den Ausbau?
Wir sind mit unserer Online-Plattform sehr zufrieden und werden auch weiterhin auf Nachhaltigkeit setzen. Das bezieht sich auch auf unsere Kooperationen. Wir wollen keine Schnellschüsse, sondern langfristigen Erfolg in den nächsten Jahren. Wir werden unser Konzept nun auch für Firmen öffnen und ausbauen, da die Gesundheit und die Motivation der Arbeitnehmer für die meisten Arbeitgeber immer mehr in den Fokus rückt. Das sind schließlich die Eckpfeiler für den Erfolg und die eigene Wettbewerbsfähigkeit eines jeden Unternehmens. Viele integrieren das nun auch in ihr Betriebsmanagement.
Kommen wir zu den „Schwimmkids“, einem Verein mit dem Ziel, Grundschülern das Schwimmen beizubringen und somit einen wichtigen Beitrag gegen die zweithäufigste Todesursache bei Kindern zu leisten – das Ertrinken. Sind die „Schwimmkids“ für Sie so etwas wie ein Herzensprojekt?
Ja, absolut. Wir haben vor über zehn Jahren damit angefangen und sind mittlerweile in 16 Städten bundesweit aktiv und es kommen immer mehr dazu.
Sie setzen sich dafür ein, dass alle Grundschüler qualifizierten Schwimmunterricht erhalten. Mit welchen Maßnahmen?
Jeder zweite Grundschüler kann nicht richtig oder gar nicht schwimmen, wenn er die Grundschule verlässt. Das liegt zum einen daran, dass der Unterricht oft ausfällt oder gar nicht stattfindet oder die Klassen schlichtweg zu groß sind, dass eine einzelne Lehrkraft keinen qualitativ hochwertigen Schwimmunterricht abhalten kann.
Und genau da setzen wir an und stellen z.B. Lehrassistenten zur Verfügung, kümmern uns um den Transport in die Schwimmbäder, übernehmen die Verwaltungskosten oder bezahlen den Eintritt. Wir sind sozusagen das Bindeglied zwischen der Schule und den Schwimmbadbetreibern bzw. der Stadt. Im Mittelpunkt unsere Arbeit stehen die dritten und vierten Klassen. Wir betreuen gleichermaßen Kinder mit und ohne besondere Anforderungen oder Handicap.
Auf welche Erfolge können Sie mit den Schwimmkids schon verweisen?
Bisher konnten wir deutschlandweit etwa 8.000 Grundschüler mithilfe der Schwimmkids-Projekte fördern.
Fördergelder für Schulen und Maßnahmen, die mehr Kids zum Schwimmen bringen, sind das eine gute Sache. Aber genügt das? Was können, was sollten die Eltern tun?
Heutzutage können Kinder in der ersten Klasse Chinesisch, aber nicht schwimmen, dabei ist es so wichtig, da Kinder überall mit Wasser in Verbindung kommen und um die Gefahren wissen sollten. Eltern können sehr viel machen. Am wichtigsten ist es, dass sie als gutes Vorbild vorangehen und ab und zu mit ihren Kindern ins Schwimmbad gehen anstatt sich darauf zu verlassen, dass den Kindern in der Schule das Schwimmen beigebracht wird.
Und sie können früh anfangen, ihre Kinder an Wasser zu gewöhnen. Das kann beim Plantschen in der Badewanne oder beim Duschen geschehen. Ab einem Alter von ca. fünf bis sechs Jahren sind Kinder in der Lage, technisch sauber schwimmen zu lernen.
Zu den Unterstützern der Schwimmkids gehören laut Homepage die Sky Stiftung, die Volksbank BraWO und deren Kinderhilfswerk sowie die Stadt Heidelberg – das ist noch ein recht kleiner Sponsorenkreis. Welche Unternehmen bieten sich aus Ihrer Sicht da noch an?
Diese Unternehmen unterstützen uns schon fast seit Anbeginn und zwar städteübergreifend. Wir haben auch viele Firmen, die sich dafür einsetzen, dass in einer bestimmten Stadt die Unterstützung durch die Schwimmkids geleistet wird. Jedes Unternehmen kann mit einer Patenschaft für eine Stadt oder als fester Partner dazu beitragen, dass die Anzahl der Kinder, die sicher schwimmen können steigt.
Kommen wir noch zu einem anderen Thema, nämlich Frauen im Sportbusiness. Sie sind ja selbst mit einem Unternehmer verheiratet. Reden Sie manchmal darüber, warum es zwar genau so viele Sportlerinnen wie Sportler gibt, aber doch so wenige Frauen in Führungspositionen von Sportunternehmen? Wie kommt es, dass auch die Welt des Sportbusiness noch an der Spitze noch so männerdominiert ist?
Ich finde, dass sich immer mehr Frauen in Führungspositionen behaupten. Sicherlich sind es unterm Strich immer noch mehr Männer, aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass es heutzutage nicht überall leicht ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen.
Da liegt die Hauptlast mit den Kindern oft noch bei der Frau. Ich wünsche mir, dass die Vereinbarkeit zwischen Job und Familie noch mehr ausgebaut wird, so dass beide Elternteile die Möglichkeit haben, zu arbeiten und sich um die Familie zu kümmern.
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