Alex Honnold ist eine Ikone der Free-Solo-Kletterszene, doch zukünftig könnte sich der Schwerpunkt des US-Kletterers aufs Sportklettern verschieben. Der Grund: Frau Sanni McCandless brachte am 17. Februar Tochter June zur Welt. Im Interview mit "Outside" deutete Honnold an, dass die Vaterfreuden auch eine Umorientierung mit sich bringen könnten.
"Ich vermute, dass der größte Unterschied darin bestehen wird, wie ich meine Zeit verbringe. Ein kleines Kind zu haben, ist eher förderlich für kurze, intensive Trainingseinheiten, die sich zum Bouldern und Sportklettern eignen", so Honnold. "Wenn ich viel solo unterwegs bin, verbringe ich in der Regel sehr viel Zeit draußen am Fels, was schwieriger werden dürfte, wenn ich mich um ein Kind kümmern muss. Aber ich bin für alles offen, wir werden sehen. Ich denke, mein Kind wird Vorrang haben."
Eines aber verkündet Honnold schon jetzt: Seine Tochter dürfe später auch mit Hand Jammies, also Kletterhandschuhen für Risse, klettern: "Das Klettern mit Hand Jammies ist immer noch Freiklettern, also ist es für meine Kinder auch akzeptabel. Außerdem will ich ja, dass ihre Hände nicht so unförmig werden wie meine."
Alex Honnold lebt seit Beginn seiner Karriere in einem Camping-Bus. Er sagt, dies sei für ihn am praktischsten. In seinem Van könne er von Klettergebiet zu Klettergebiet reisen und unabhängig bleiben. Zu Beginn seiner Karriere fuhr er mit dem alten Bus seiner Familie.
Inzwischen besitzt er einen etwas größeren Bus mit etwas mehr Komfort. Auch ein Campus-Board für kletterspezifisches Krafttraining ist integriert.
Schon 2012, als Alex Honnold 27 Jahre alt war, gründete er die Honnold Foundation. Seine Stiftung unterstützt kleine soziale und Umweltorganisationen, die konkrete und nachhaltige Projektziele haben.
Honnold sagt, er gibt rund ein Drittel seines Einkommens für seine NGO aus. Vor fünf Jahren soll er schon 50.000 Dollar investiert haben. Manchmal bringt er sich auch selbst ein. So ist auf der Homepage der Honnold-Stiftung zu sehen, wie Honnold in Angola Solaranlagen auf Dächern von Lehmhäusern anbringt.
Einer der Gründe, warum er mit Free-Solo-Klettern angefangen habe, sei seine Schüchternheit gewesen, sagt Honnold: „Als Jugendlicher sicherten mich meist meine Eltern, die mich auch zum Klettern fuhren.“ Wenn er allein unterwegs war, traute er sich nicht, andere Kletterer zu fragen, ob sie mit ihm Klettern.
„Da ging ich dann lieber an eine andere Wand und versuchte sie Free Solo“, sagt Honnold. Inzwischen habe sich das aber geändert, fügt er mit einem Lächeln hinzu.
Berühmt geworden ist Alex Honnold durch seine Free-Solo-Erfolge. Schon 2008 erstaunte er die Klettergemeinde mit einem Free Solo der Route „Moonlight Buttress“ in Utah, es folgten unzählige spektakuläre Free-Solo-Erfolge. Zuletzt der „Freerider" am El Cap.
Doch Honnold schätzt, dass er nur maximal fünf Prozent seiner Routen Free Solo klettert. So bekam er eine der höchsten Auszeichnungen im Bergsport, den Piolet d’Or (goldenen Eispickel), auch nicht für eine Free-Solo-Route, sondern für die Fitz Traverse in Patagonien.
Zusammen mit Tommy Caldwell überschritt er 2014 mehrere Gipfel in den Anden. Die Route ist über fünf Kilometer lang und der Höhenunterschied liegt zusammengerechnet bei über 4000 Metern.
Fragt man Alex Honnold, ob er schon mal Todesangst gehabt hat, dann erzählt er, dass er als 19-Jähriger bei seiner ersten Schneeschuh-Tour abrutschte, ja, da habe er Todesangst gehabt. „Und dann noch ein paar Mal beim Klettern“, sagt er und fügt schnell hinzu, „aber nie Free Solo“.
Alex Honnold ist Purist. Er braucht wenig zum Klettern. Was der 31-Jährige aber fast immer dabeihat, ist Musik. „Die Lieder dauern alle so zwischen drei und vier Minuten, so kann ich abschätzen, wie lange ich in einer Route unterwegs bin“, sagt Honnold.
„Meist höre ich Rock und Punk Rock – im Shuffle-Mode.“ Aber auch „Lose Yourself“ von Eminem ist dabei. Nur an schwierigen Passagen schalte er die Musik ab.
Der „Freerider“ am El Capitan war der Lebenstraum von Alex Honnold. Die Nachricht vom Free Solo in der 1000-Meter-Wand verbreitete sich im Sommer 2017 weltweit wie ein Lauffeuer und versetzte die gesamte Kletter-Szene in Erstaunen. Honnold suchte da schon wieder die Einsamkeit.
Statt sich feiern zu lassen, zog es ihn nach Alaska. Er sei froh gewesen, dort in Ruhe in seinem Camping-Bus entspannen zu können, sagt er. Während also die Welt in Klettergebieten von den USA bis nach Griechenland über Honnolds unglaubliches Free Solo redete, saß er in seinem Bus in Alaska und las.
Bereits Ende der 2016er-Saison hatte Honnold versucht den El Capitan Free Solo zu besteigen, den Versuch brach er aber ab. Damit er die Sicherheit hatte, dass beim nächsten Versuch alles glattging, trainierte er noch intensiver. Er kletterte sehr lange Routen und machte kaum Trainingspausen.
Sein Trainingsziel Free Solo am El Capitan verriet er auch vielen Freunden nicht. Deshalb musste sich Honnold viele Sprüche und Ratschläge anhören. Die Begründung für seine Trainingsumstellung wollte er aber nicht verraten. „Schlussendlich hat mir der Erfolg recht gegeben“, sagt Honnold.
Auch die Ernährung stellte Honnold in der Vorbereitung auf das Free Solo am El Capitan um. Seine Schwäche seien Desserts, diese habe er sich verboten. „Mag sein, dass das vielleicht ein paar Prozent gebracht hat“, sagt Honnold, „vielleicht aber auch nicht.“
Viel wichtiger sei ihm aber die mentale Komponente gewesen: „Ich wollte einfach nicht in der Wand sein und denken: Oh Mann, hätte ich diese Kekse mal lieber nicht gegessen.“
Generell ernährt sich Honnold vegetarisch. In der Vorbereitung für den „Freerider“ lebte er fast vegan. Nur auf Eier verzichtete er nicht.
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