Diese Frage haben sich Nordisk-CEO Erik Møller und sein Team gestellt. Die Antwort: Das Asgard Eco Konzeptzelt. Ein Zelt, das nach vier bis sechs Wochen unter der Erde komplett verschwinden würde. Denn alles an dem Zelt ist kompostierbar. Die Fenster bestehen aus Jute, die Abspannseile aus Sisal und Kokosfasern, die Heringe sind aus Bambus gefertigt (die übrigens stabiler und einfacher herzustellen sind als die Aluminium-Variante), für die Knöpfe wurden Muscheln verwendet. Das Baumwollmaterial ist mit Bienenwachs beschichtet und somit wasserabweisend. Das Zelt gibt es noch nicht zu kaufen, aber Møller ist gespannt wie es auf der OutDoor by ISPO bei den Fachbesucher*innen ankommt. Bei hoher Nachfrage könne das Zelt durchaus in Produktion gehen. Dabei müsse der Verbraucher nicht viel tiefer in die Tasche greifen als bei „gewöhnlichen“ Zelten. Nach Worten Møllers soll es um die 1800 Euro kosten.
Hersteller VAUDE ist in der Outdoorbranche seit über einem Jahrzehnt Vorreiter für Klimaneutralität und Nachhaltigkeit. Trotz weltweiter Lieferkette und 50 Lieferanten schafft Vaude 2022 zusammen mit myclimate auf globaler Ebene klimaneutral zu werden. Dabei sind 88 Prozent der gesamten Kollektion Green Shape zertifiziert, im Bereich Outdoor sogar das Vollsortiment. Die eigene Produktion in der Nähe vom Bodensee ist bereits seit 2012 klimaneutral. Dabei verfolgt der Outdoorhersteller einen ganzheitlichen Ansatz: vom Design des Produkts, über die Materialauswahl und Umweltaspekte bei der Herstellung, bis hin zu Pflege und Reparatur. So steht am Anfang die Frage im Raum „Brauchen wir das Produkt wirklich?“, erzählt Benedikt Tröster von Vaude. Denn der Gedanke gehe immer mehr hin zu Multi-Use. „Trage weniger, erreiche mehr“, sei das Motto bei Vaude. Aber nicht nur die Hersteller, auch der Endkunde sollte sich nach Worten Trösters die Frage stellen: Brauche ich diese neue Jacke wirklich? Kann ich meine Jacke nicht beim Wandern und beim Biken anziehen?
Bei einem Thema sind sich die Hersteller einig: Nachhaltigkeit heißt nicht immer nur, dass das Produkt 100 Prozent aus recycelten Rohstoffen besteht oder komplett kompostierbar sein muss. Langlebige Produkte, die im besten Fall ein Leben lang halten und repariert werden können, gehören ebenso zu einer nachhaltigen Strategie und Zukunft. Auch kleine Hersteller sind dieser Überzeugung: WeeDo stellen lustige und nachhaltige Outdoor-„Fun-“wear für Kinder her. Sie versuchen über das fertige Produkt hinaus nachhaltig zu sein: WeeDo bietet neben einem Reparaturservice auch einen „Second Life“-Service an. Alte Produkte werden gegen einen Gutschein umgetauscht und anschließend weiterverkauft.
Bereits seit 160 Jahren im Allgäu beheimatet ist EDELRID, Hersteller für Sicherheitsequipment, unter anderem spezialisiert auf dynamische Seile fürs Klettern und alpine Touren. EDELRID stößt in Sachen Nachhaltigkeit auf besondere Herausforderungen: Die Produkte des Herstellers sind PSA-Produkte (persönliche Schutzausrüstung), von denen das Leben des Nutzers abhängt. Die Produkte sowie die dabei verwendeten Materialien (unter anderem Polyamid 6.6) unterliegen strengen Normen. Bisher war es nicht möglich PSA-Produkte aus recycelten Materialien herzustellen, da das Material nach jedem Verarbeitungszyklus an Qualität verliert. Doch EDELRID ist es gelungen das Seil Neo 3R aus recycelten Seilresten herzustellen. Bei der Herstellung der 3R-Seile entstehen jedes Jahr mehrere Millionen Meter Seilreste. Diese "Abfälle" werden nun in einem speziell entwickelten Prozess geschreddert, granuliert und neu ausgesponnen, sodass Garn aus 100 Prozent recyceltem Material entsteht.
Die Seile, die aktuell verkauft werden, bestehen „nur“ aus 50% recyceltem Garn, so Felix Schäfer, Vertriebsleiter bei EDELRID. Denn problematisch sei, dass ein Seil aus 100 Prozent Neumaterial günstiger ist, als das nachhaltige, aus Abfallprodukten produzierte Seil. Endverbraucher*innen würden nach Worten des Vertriebsleiters Fritz Schäfer den hohen Preis wahrscheinlich nicht annehmen. Die Nachfrage nach dem Neo 3R Seil ist allerdings hoch: die Hälfte der Aufträge mussten storniert werden. Das zweite nachhaltige Sicherheitsprodukt der Firma EDELRID ist der Zodiac 3R Helm. Das Polyamid der Seilreste wird eingeschmolzen und für den Kunststoff der Außenschale verwendet, Innenschale aus recyceltem Polyester.
Viele weitere Informationen zum Thema Nachhaltigkeit bekommen die Besucher*innen der OutDoor by ISPO im Sustainability Hub. Dort zeigt GreenroomVoice wie große Unternehmen und Zulieferer wie Icebug, Globetrotter oder American Wool Nachhaltigkeit umsetzen. Ein Blick hinter die Kulissen sozusagen. Im Hub werden vor allem drei Schwerpunkte behandelt: Rückverfolgbarkeit, Transparenz und welche Auswirkungen die Klimaschutzmaßnahmen der Hersteller haben.
In der ISPO Award Exhibition Area sind die innovativsten Outdoorprodukte der Zukunft ausgestellt. Hier zeigt sich: Nachhaltigkeit ist und bleibt ein dominierender Trend. Drei Produkte stechen in Sachen Nachhaltigkeit heraus. Als erstes: die Terra Scout Stirnlampe von Silva. Der schwedische Hersteller zeigt, dass Nachhaltigkeit auch bei Hardware möglich ist. Die verwendeten Kunststoffe und Leuchtmittel sind aus recycelten Materialien. Zudem verzichtet Silva auf das Färben des Materials, bei dem oftmals chemische Abfallprodukte entstehen.
End-of-Life, also was am Ende der Nutzung mit einem Kleidungsstück passiert, wird eine immer wichtigere Rolle spielen. Darauf setzt der neuseeländische Hersteller Kathmandu mit der NXT Level Bio Down Jacke. Die Materialien sind natürlichen Ursprungs und somit ist die komplette Jacke biologisch abbaubar.
Wie Kreislaufwirtschaft funktionieren kann, zeigt Sportartikelhersteller Schöffel mit seiner CIRC Pants LOOOP Hose. Der recycelbare Polyester aus dem die Hose zu 100 Prozent besteht, kann am Ende dank eines hocheffizienten Recyclingverfahrens wieder zu 100 Prozent in Polyester umgewandelt werden.
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