Europas Outdoorbranche stellt sich den weltweiten Herausforderungen vital wie nie. Das war nicht nur am bunten Treiben in den Messehallen der OutDoor by ISPO zu sehen, sondern auch an den Branchenzahlen. Zum Messebeginn präsentierte die European Outdoor Group als exklusiver, ideeller Träger der OutDoor der ISPO mit ihrem State of Trade Report eine Bestandsaufnahme der Industrie.
Die wichtigste Erkenntnis: Die Branche geht sogar gestärkt aus der Pandemiezeit. Im Jahr 2021 knackte der Großhandelswert der Outdoorbranche erstmals die Marke von sechs Milliarden Euro. Mit 240 Millionen verkauften Produkten bleiben Outdoorartikel weltweit gefragt.
Mark Held, Non-Executive Chairman der EOG, brachte es bei der Vorstellung des Reports auf den Punkt: „Die Nachfrage nach Outdoorprodukten ist durch die Decke gegangen. Die Pandemie hat viele Menschen zum Nachdenken gebracht, was ihnen wirklich wichtig ist.“
So verzeichneten zahlreiche der über 100 im State of Trade Report beleuchteten europäischen Outdoorunternehmen 2021 Wachstumsraten im zweistelligen Bereich. Im Vergleich zum Jahr 2020 stieg der Wert der europäischen Marken vergangenes Jahr im Schnitt um 18,7 Prozent. Und selbst die Prä-Covid-Zahlen von 2019 überbot die Branche mit 7,5 Prozent höherem Wert und 5,3 Prozent mehr verkauften Einheiten.
Besonders starke Wachstumszahlen legten dabei die Footwear-Kategorie mit 22 Prozent Wertanstieg sowie Apparel (20 Prozent) vor. Auch Zeltunternehmen waren mit 16 Prozent Wertwachstum 2021 erfolgreich.
Den relativ betrachtet größten Anstieg der verkauften Stückzahlen legte der Bereich Outdoor Accessories mit 25 Prozent hin.
An den Zahlen zeigt sich, dass die Outdoorbranche weiter vom Outdoor- und „Staycation“-Boom profitiert, der in Pandemiezeiten weiter Fahrt aufgenommen hat.
„Der Outdoorsektor verfügt über eine ausgezeichnete grundlegende Widerstandsfähigkeit. Im Jahr 2021 konnten die Marken so von dem gestiegenen Bedürfnis der Öffentlichkeit, in die Natur zu gehen, profitieren, das durch die Einschränkungen in ganz Europa ausgelöst wurde. Unsere Branche hat sich sehr gut an die sich rasch verändernden Umstände angepasst, und insgesamt von den nachlassenden Beschränkungen profitiert“, sagte Pauline Shepherd, EOG Head of Market Research.
Dennoch werden die Herausforderungen für die Branche trotz milderer Corona-Varianten laut Shepherd nicht kleiner: „Es wird schwierig sein, diesen Boom aufrechtzuerhalten, und zusammen mit den anhaltenden Problemen in der Lieferkette und den steigenden Lebenshaltungskosten wissen wir, dass die Unternehmen in diesem Jahr und darüber hinaus vor einigen großen Herausforderungen stehen.“
So betreffen die Einschränkungen der Lieferkette durch steigende Rohstoff- und Transportkosten auch EOG-Mitgliedsunternehmen, wie Mark Held bestätigte. „Die Lieferketten sind an ihrer Belastungsgrenze. Die Preise für Transport und Rohstoffe steigen. Aber da geht es nicht nur um den Bedarf an Materialien, sondern auch die Schwierigkeit, Personal zu rekrutieren, vor allem im Technologiebereich“, so Held.
Dennoch: Die starke Anpassungsfähigkeit der vergangenen Jahre sollte die Branche optimistisch stimmen. So habe die Outdoorindustrie schon die Coronapandemie zum Anlass genommen, ihre relativ langen Lieferketten kritisch zu hinterfragen.
So machte auch Studienleiterin Shepherd Mut: „Der Outdoorsektor ist jedoch grundsätzlich in einer robusten Verfassung und kann diese Herausforderungen aus einer Position der relativen Stärke heraus angehen.“
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