So bitter es klingt, schaut man auf die Zahlen, ist unser Lebensstil im Allgemeinen nicht nachhaltig. Die meisten Menschen verbrauchen mehr als 2,2 t Kohlendioxid pro Jahr und Person - der Richtwert, mit dem die Klimaziele erreicht werden könnten. Der tatsächliche Ausstoß eines oder einer Deutschen ist im Durchschnitt mehr als fünfmal so hoch. Vielreisende liegen mit ca. 16 t CO₂/Jahr sogar noch einmal deutlicher über diesem Wert. Wer neugierig ist und seinen eigenen Wert berechnen möchte, kann dies mit verschiedenen Footprintrechnern, zum Beispiel auf Myclimate.
Auch das Campen schlägt sich in dieser Bilanz nieder. Mobilität trägt, neben anderen Faktoren, einen hohen Teil zum Verbrauch eines oder einer jeden bei, natürlich auch auf Reisen. Transport und Fortbewegung verursachen Emissionen, Feinstaub und beispielsweise durch Reifenabrieb auch Mikroplastik, das letztlich in der Natur landet.
Dabei werden beim Campen im Bus, Van oder Wohnmobil im ersten Moment weniger Ressourcen verbraucht als bei anderen Reisen, denn man spart sich den Flug und lebt auf engstem Raum, statt in einem teuren Hotel mit beheiztem Pool, Sauna und klimatisierten Zimmern unterzukommen. Aber spätestens, wenn die Wasserflasche oder der Tank im Van leer sind, wird man sich sehr schnell seines Gas- und Wasserverbrauchs bewusst. Reisen ist auch immer unweigerlich mit Konsum verbunden und schlägt auf die Ressourcenbilanz, wenn man mit Verbrennermotor unterwegs ist.
Wer nachhaltiger leben möchte, muss sich zuerst über das eigene Verhalten bewusst werden, im Alltag genauso wie beim Camping. Oftmals erfordert der umweltfreundlichere Urlaub etwas mehr Planung und Voraussicht, als einfach drauf los zu fahren. Dazu gehört zum Beispiel die Planung einer möglichst effizienten Route ebenso dazu wie das Mülltrenn-System im Urlaubsland zu kennen und zu befolgen. Selbst wenn zu Hause das Mülltrennen einfach dazugehört, landet im Urlaub oftmals alles im gleichen großen Sack, sei es nun aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit.
Wer einmal mit einem Wassertank haushalten musste, der kennt den einen oder anderen Kniff im Umgang mit Trinkwasser. Wasser in Plastikflaschen zu kaufen, klingt im ersten Moment sinnvoller, um das nächste Auffüllen hinauszuzögern - die Umwelt schont es allerdings nicht. Wasser zu sparen und stattdessen Alternativen zu benutzen, ist auch nicht immer die richtige Antwort. Putzmittel und Feuchttücher verbrauchen in der Produktion weitaus mehr Wasser und andere Ressourcen, als es ein wenig lauwarmes Wasser und ein Putzlappen tun.
Dieses Bewusstsein über den Gas- und Wasserverbrauch im Van kann sich auch positiv auf das normale Leben zuhause auswirken. Vielleicht hat man sich im Urlaub an kürzere Duschen bei niedrigeren Temperaturen gewöhnt oder auch den sparsamen Verbrauch beim Kochen mit Gaskocher. Allgemein sollte das Ziel sein, den eigenen Ressourcenverbrauch zu reduzieren - ob nun im Van oder zuhause.
Viele Annehmlichkeiten wie Klimaanlage, Heizung oder auch der Flachbildschirm im Camper haben einen hohen Strom- und Gasverbrauch - wenn es also ohne geht, ist das definitiv die grünere Option. Generell bedeutet ein nachhaltigerer Urlaub, auf manche Dinge zu verzichten oder sie zu reduzieren.
Das geht schon mit der Auswahl der Strecke los. Kurzurlaube lassen sich auch unweit von zu Hause in der Natur verbringen und für das Campingerlebnis an sich muss man nicht hunderte von Kilometern zurücklegen. Wenn es doch weiter weg gehen soll, sollten Camper*innen sich dafür Zeit nehmen. Besser langsam reisen und bewusst einzelne Orte und Stationen der Reise erleben, als möglichst viele Kilometer zurückzulegen und überall nur kurz eine Sehenswürdigkeit abzuhaken.
Sich zu informieren, zu reduzieren, wo es geht und zu kompensieren, wenn es nicht anders geht, macht den Urlaub also schon einmal etwas grüner. Klimakompensation sollte dabei kein Freifahrtschein sein, sondern unterstützend eingesetzt werden, um den eigenen Konsum auszugleichen.
Komplett nachhaltig zu reisen, scheitert meistens schon bei der Anschaffung des Fahrzeugs mit Verbrenner-Motor. Trotzdem können umweltbewusste Traveler*innen auch hier schon ansetzen. Zum Beispiel muss es nicht immer sofort ein eigener Van sein. Laut einer Studie des IFEU sind die Treibhausemissionen, die die Herstellung eines neuen Campervans oder Wohnmobils verursachen, deutlich höher als die eines PKWs. Auf die Jahre der Nutzung umgelegt, ergibt sich dabei ein nicht unerheblicher Verbrauch. Je größer der Van, desto höher die Emission. Vor allem, wenn man nur zu zweit oder sogar allein unterwegs ist. Bei einem gebrauchten Camper werden die Ressourcen der Herstellung im Vergleich zum Neufahrzeug eingespart, allerdings stoßen in die Jahre gekommene Fahrzeuge mehr Schadstoffe aus.
Hat man bereits einen Camper, ermöglichen es private Plattformen, diesen an andere zu vermieten, damit das Fahrzeug außerhalb des eigenen Urlaubs nicht nur herumsteht. Im Gegenzug können sich dann Vanmieter*innen darüber freuen, ressourcenschonender auf Reisen zu gehen. Und selbst wenn auf privaten Plattformen nichts zu finden ist, kann kommerzielle Vermietung eine Möglichkeit sein, die sich besser auf die Klimabilanz auswirkt
Neben der Herstellung und dem Verbrauch des Fahrzeugs kommt es unterwegs auch immer auf das Verhalten der Camper*innen an. Denn auch kleinere Trips und Mikro-Abenteuer unweit der Heimat können die Umwelt unnötig belasten. Wenn sie sich an die Basics für verantwortungsbewusstes Vanlife halten, können Camper*innen Schaden aber oftmals vermeiden.
Lagerfeuer etwa sollten wirklich nur in vorgesehenen und gekennzeichneten Bereichen entfacht werden und auch wieder sorgfältig gelöscht werden. Vor allem in den trockenen Sommermonaten, wenn die Waldbrandgefahr steigt, sollte man sich vorher erkundigen, was guten Gewissens möglich ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Dass menschliche Fäkalien sich ebenso problemlos in den Kreislauf einfügen und im Wald abgebaut werden, wie es bei Waldtieren der Fall ist, ist leider nicht ganz richtig. Urin ist dabei ein geringeres Problem, sofern nicht in rauen Mengen und solange keine Medikamente eingenommen werden. Bereits bei der Anti-Baby-Pille sollte man allerdings Vorsicht beim Wildpinkeln walten lassen, denn die Hormone können Fischen und Amphibien Schaden zufügen.
Vor allem in der Nähe von Gewässern sollte davon Abstand gehalten werden. Und auch beim Duschen, Zähne putzen oder Abspülen trifft das zu, selbst wenn man auf ökologisch abbaubare Seife und Geschirrspülmittel achtet.
Camping-Toiletten sollten nur dort ausgeleert werden, wo es vorgesehen ist. Dazu gehören weder Bäche oder Flüsse noch das Waschbecken am Campingplatz, wo sich der nächste vielleicht die Zähne putzen möchte. Am Campingplatz und an manchen Tankstellen gibt es meist spezielle Vorrichtungen.
So naturverbunden das Vanlife in den sozialen Medien daherkommt, kommt es gleichzeitig also auch immer auf den Einzelnen oder die Einzelne und sein oder ihr Verhalten an. Mit Fingerspitzengefühl und Planung kann auch ein Trip mit dem Camper grüner werden und gleichzeitig durch das gesteigerte Umweltbewusstsein positive Auswirkungen auf den Alltag danach haben.
- Awards
- Bergsport
- Bike
- Fitness
- Health
- ISPO Beijing
- ISPO Munich
- ISPO Shanghai
- Running
- Brands
- Nachhaltigkeit
- Olympia
- Outdoor
- Promotion
- Sportbusiness
- Textrends
- Triathlon
- Wassersport
- Wintersport
- eSports
- SportsTech
- OutDoor by ISPO
- Heroes
- Sport Fashion
- Urban Culture
- Challenges of a CEO
- Messen
- Sports
- Find the Balance
- Produktreviews
- Magazin