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ISPO.com
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Nachhaltigkeit/20.06.2024

Sport und Naturschutz: Wie Outdoor-Fans und -Brands zum Erhalt des Ökosystems beitragen können

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“Wir können es nicht alleine schaffen” und “Miteinander”. Als hätten sich die Speaker*innen der OutDoor 2024 abgesprochen, erfüllten diese Forderungen mehr als nur einmal die Messehallen. Das Ziel: Die Rettung des Ökosystems und der Biovielfalt. Warum uns das am Herzen liegen sollte und welche Lösungen es bereits gibt.

“Biodiversity is something that needs to be valued”

Arten sterben aus, natürliche Lebensräume schrumpfen und das ökologische Gleichgewicht gerät ins Wanken – verursacht durch Umweltverschmutzung, Klimawandel, Entwaldung und Übernutzung natürlicher Ressourcen. Das ist nichts Neues mehr, es ist ein Problem, dessen sich Industrie und Menschen immer mehr bewusst werden. Auf der OutDoor 2024 wurde dieses Thema nochmals betont. “Wir sind alle voneinander abhängig. Umwelt, Tiere, Menschen”, sagte Mackenzie Muir, Market Relationship Manager European Market bei The New Zealand Merino Company und sprach damit eines der wichtigsten Themen der Outdoor-Branche an: Biodiversity.

Wenn die Biodiversität beeinträchtigt ist, kann das schwerwiegende Folgen für das gesamte Ökosystem haben. Das Artensterben bedeutet einen Verlust von genetischer Vielfalt und auch unsere Gesundheit und Lebensqualität nehmen ab. Die Abnahme der Biodiversität bedeutet auch den Verlust von Nahrungsquellen, medizinischen Ressourcen und natürlichen Rohstoffen.

Gerade die Rolle der Outdoor-Branche ist hier paradox: So sehr Outdoor-Fans und -Branche die Natur mit ihrer Biovielfalt genießen und davon profitieren, so ist es auch die Outdoor-Branche, die einen hohen Anteil an der Zerstörung hat. “Mehr als ein Drittel der Textilien wird aus natürlichen Ressourcen hergestellt”, erklärte Anna Rodewald von GreenRoom Voice. 

Die Expert*innen sind sich daher alle einig: Die Outdoor-Branche muss handeln. “Es ist ein Stück für jedermann zu tun”, betonte Rodewald. Und Tanya Bascombe Joint, General Manager von EOCA, forderte: “Start, just start!"

We can’t do it alone: 5 Initiativen, die für Biodiversity kämpfen

01.

Respektiere deine Grenzen

“Beschützen wir doch gemeinsam unsere Heimat.” Mit diesen Worten stellte Michaela Kaniber, Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus, im Panel Talk “Freizeitlust – Naturfrust?“ das Projekt “Respektiere deine Grenzen” vor. Das Ziel: den respektvollen Umgang von Menschen mit der Natur fördern und sensible Lebensräume schützen. Der Verlust von Biodiversität bedeute oft auch das Verschwinden kulturell und ökologisch wertvoller Landschaften, die für Erholung und Tourismus wichtig seien. 

Dem möchte die Ministerin entgegenwirken, zum Beispiel mit Plakaten. Durch Beschilderungen und Markierungen werden besonders schützenswerte Gebiete gekennzeichnet, um sicherzustellen, dass Wanderer*innen und andere Outdoor-Fans diese Bereiche meiden oder sich besonders rücksichtsvoll verhalten. Ein wesentlicher Bestandteil der Initiative ist die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Bedeutung des Naturschutzes und die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt. Eine Modellregion gibt es bereits: die Ratzinger Höhe. Doch es gelte, das Plakat zu verbreiten und Naturräume sowie Landwirtschaft landesweit zu schützen. “Am Regal endet die Moral”, scherzte Kaniber zu einem ernsten Thema: Finanzierung. Wir würden maximalen Tier- und Naturschutz fordern, doch sobald der Preis dafür ins Spiel käme, sei Hilfe schnell vergessen. Was ist es uns also wert, unsere Natur zu schützen? Ihr Aufruf: ​Alle können mitmachen, Kommunen, Verbände, jede Unterstützung ist willkommen. Das Plakat soll bekannt werden.

02.

EOCA

200 Projekte, 5,6 Millionen Euro an Spenden, 65 verschiedene Ländern. Die European Outdoor Conservation Association (EOCA) vereint Unternehmen aus der Outdoor-Branche, um gemeinsam Naturschutzprojekte weltweit zu unterstützen. “Unsere Welt ist unser Garten”, erinnerte Tanya Bascombe, Joint General Manager bei EOCA, die Besucher*innen der OutDoor. Ob es um die Wiederaufforstung, den Schutz von Lebensräumen oder die Säuberung von Flüssen geht: Die Projekte und Umweltinitiativen werden sorgfältig ausgewählt und sollen messbare positive Auswirkungen auf die Natur haben, um diese zu bewahren und zu schützen. Darüber hinaus wurde betont, wie wichtig es ist, dass sich gerade die Outdoor-Branche aktiv am Naturschutz beteiligt. Unternehmen, die Mitglieder der EOCA sind, wie Osprey, Patagonia, Mammut oder The North Face, übernehmen bereits Verantwortung und leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Umwelt, die für ihr eigenes Business von zentraler Bedeutung ist. Bascombe: “Welchen Wunsch haben wir für unsere Industrie?”

03.

Plant for the Planet

“3 Billionen Bäume können wir wiederherstellen und es gibt noch Platz für 1,2 Billionen weitere”, erzählte Paul Grüneberg von Plant-for-the-Planet bei seinem Vortrag “Sport for Nature”. Plant for the Planet ist eine internationale Organisation, die sich voll und ganz dem Kampf gegen die Klimakrise verschrieben hat. Ihr Fokus? Die Renaturierung und der Schutz globaler Waldökosysteme. Und die spiele eine entscheidende Rolle in der Krise, so der Botschafter für Klimagerechtigkeit. Sowohl für die Bekämpfung der Klimakrise als auch zum Schutz der Artenvielfalt. So können die neuen Wälder, die durch die Neupflanzung einer Billion Bäume entstünden, bis zu 1012 Milliarden Tonnen CO2 binden. Außerdem beherbergen Wälder ganze 50% des Lebens auf dieser Erde. 

Wie geht Plant for the Planet ihre Vision an? Mit einer kostenlosen Plattform, auf der über 275 Projekte weltweit zu finden sind. Aber das ist noch nicht alles – sie unterstützen auch Forschungsprojekte, bieten kostenlose Beratung und IT-Tools an, investieren in Umweltbildung für Kinder und Jugendliche und kooperieren mit Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Besonders Sportler*innen und die Outdoor-Branche sind für sie wertvolle Partner*innen. Warum? Weil sie die Natur genauso lieben. “Wir schaffen es nicht allein”, appelliert Grüneberg an die ganze Outdoor-Community.

04.

Digitize the Planet

Digitalisierung und Naturschutz, Hand in Hand. Wie das geht, zeigte Thorsten Unseld während seines Talks zu “How we help users of outdoor products” und stellte die Initiative "Digitize the Planet" vor, die sich der digitalen Kartierung von Naturschutzgebieten widmet. Die Initiative will ein umfassendes digitales Archiv schaffen, das sowohl Umweltschützer*innen als auch der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Das Herzstück dieses Projekts ist eine offene Datenplattform, auf der detaillierte Karten und Informationen über diverse Ökosysteme und Schutzgebiete gesammelt und bereitgestellt werden. 

Ein zentraler Punkt des Vortrags: Die Digitalisierung des Freizeitsektors. Gerade hier bestehen zahlreiche Herausforderungen für den Naturschutz, erklärte Unseld, insbesondere blicke man auf den Bereich der Besucherlenkung. Da sich Tourist*innen zunehmend über digitale Medien informieren, seien die Regeln für die Nutzung der Natur oft nicht bekannt oder online schwer zugänglich. Hier setzt "Digitize the Planet" an: Mit seiner fortschrittlichen Technologie bringt die Initiative solche wichtigen Informationen zum Beispiel durch Outdoor-Apps direkt zu den Outdoor-Sportler*innen. Dies hilft nicht nur Outdoor-Fans, die Natur verantwortungsbewusster zu genießen, sondern ebenfalls der Outdoor-Branche. Diese kann so die Nutzung von Outdoor-Produkten nachhaltiger gestalten.

05.

We want Moor

Neben Initiativen, die auf den Stages der OutDoor präsentiert wurden, fand man auch zahlreiche Projekte, die im Sustainabilty Hub ausstellten. Eine von ihnen konnten Besucher*innen bei Retraced entdecken: We want Moor. Nur noch 0,1 % des deutschen Bodens ist von Moorgebiet bedeckt, im Vergleich zu ursprünglichen 5 %. Weltweit sind bereits 95 % der Moore zerstört. Was das für die Natur und den Klimaschutz bedeutet? 30 % des erdgebundenen Kohlenstoffes ist in Mooren gespeichert und werden diese zerstört, entweichen hohe Mengen an CO₂ in die Umwelt. Dem will We want Moor entgegenwirken, und zwar mit neuen Technologien, um “verloren geglaubte Moore” wieder zum Leben zu erwecken. “Moore sind Klimaschützer” – und auf jede Hilfe angewiesen!

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