Yusra Mardini sah sich in ihrem Leben existenziellen Hürden gegenüber – und ist an ihnen letztlich zu einer beeindruckenden Persönlichkeit gereift. Davon berichtete die 25-Jährige am Morgen des zweiten Messetags in München. Gemeinsam mit ihrer Schwester Sara musste Mardini 2015 aus Syrien fliehen. Die talentierte Schwimmerin landete zunächst in Berlin, 2016 dann mit dem Refugee-Team bei den Olympischen Spielen und schließlich als Bio-Pic auf Netflix. „Der Moment bei der Eröffnungszeremonie in Rio, als alle im Stadion für uns aufgestanden sind … das war größer als eine Medaille. Das hat mein Leben verändert“, berichtete Mardini auf der ISPO Main Stage. „Ich habe erkannt, dass es beim Schwimmen nicht nur ums Gewinnen geht. Dieser Moment hat mich zur Aktivistin und Anwältin für Flüchtlinge gemacht.“
Mardini wurde Botschafterin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR und gründete ihre eigene Foundation, die Flüchtlingen mit Sport und Bildung hilft. Inzwischen studiert Mardini Film- und TV-Produktion in Los Angeles: „Ich bin eine Storytellerin.“ Herausforderungen haben sie ja noch nie abgeschreckt.
Ihr wollt das Geheimrezept wissen, mit dem Gordon Herbert die deutsche Basketballnationalmannschaft zum Weltmeistertitel geführt hat? Nach einer einfachen, alten Formel und einer kühnen Vision: drei Medaillen in drei Jahren, bei der EM 2022 (Bronze), bei der WM 2023 (Gold) und bei Olympia 2024 (tbd.). „Three is the magic number! Drei Dinge können wir uns merken und versuchen, sie umzusetzen“, sagte Coach „Gordie“ Herbert bei seiner emotionalen Ansprache auf der Main Stage.
Der Kanadier sprach viel mit dem Publikum und nutze nachvollziehbare Bilder für seine Botschaft, wie eine Treppe, die Zwischenziele definiert. Vor allem sei es der Zusammenhalt im Team gewesen, der den Erfolg brachte: Jeder hatte seine Rolle, wurde herausgefordert, aber nicht überfordert. „Viele unterschätzen, wie wichtig Teambuilding ist. Das startet schon am ersten Tag, auch für uns als Trainerteam. Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen.“ In einem guten Team könnten auch Widrigkeiten viel besser verdaut und als Chancen wahrgenommen werden, das gelte auch im Unternehmenskontext. „Fehler und Misserfolge machen uns resilienter und helfen, uns neu zu kreieren. Ich selbst mache nichts mehr so, wie ich es noch vor fünf Jahren gemacht habe.“
Bei den ISPO Brandnew: Founders Fights war die Challenge eine andere. Jeweils zwei Start-ups traten in den Kategorien Performance, Outdoor, Sustainability und Technology im Fight gegeneinander an: Eine Minute, um zu attackieren, eine Minute, um zu verteidigen – bis hin zum Finale. Dabei ließen die Start-ups natürlich nicht die Fäuste, sondern nur gute Argumente sprechen. Mit diesen mussten sie nicht nur eine Expertenjury um Tennisprofi Mischa Zverev überzeugen, sondern vor allem das Publikum. Denn die Zuschauer*innen im Saal entschieden per Voting über Sieg oder Niederlage der Kombattanten.
Am Ende gewannen Haelixa (Sustainability), ArcX (Performance), Qwicklane (Outdoor) und Movmenta (Technology) ihre jeweiligen Kategorien. Doch frei nach dem Motto „Es kann nur einen geben" kürte das Publikum zum Schluss auch noch einen Overall-Winner: Haelixa, eine innovative Lösung, die DNA zur Markierung und Rückverfolgung von Produkten einsetzt, um komplexe globale Textil-Lieferketten zu entwirren.
Sport und Mode sind untrennbar verbunden, schon längst gehören Sportbrands zum alltäglichen Anblick in den Städten. Bei ISPO 520M by Highsnobiety trafen auf der ISPO Munich Outdoor, Style und Kultur aufeinander. Zwei Tage lang diskutierten Expert*innen von Fashion und Sportbrands bei ISPO 520M by Highsnobiety über die Wichtigkeit des Sports für das Fashion-Segment – und die Bedeutung von Fashion für den Sport.
Die Erkenntnis: Die Chance für beide Seiten, ihre bestehende Reichweite in andere Märkte auszudehnen, ist enorm. Das zeigte sich insbesondere bei der Vorstellung des Whitepapers „A Pulse Check Of the Luxury Consumer“ von The New Luxury, einer fortlaufenden Trenduntersuchung von Highsnobiety und der Boston Consulting Group. Es legte dar, wie das Verständnis von Luxus sich wandelt und wie sich die Ansprüche von gut verdienenden Konsumenten gewandelt haben.
So spielen heute etwa Themen wie Mental Health, Nachhaltigkeit und Community eine deutlich größere Rolle als noch vor wenigen Jahren. Die gute Nachricht für alle Brands, die auf dieses Kundensegment zielen: Wie die Untersuchung zeigt, sind diese Konsumentinnen und Konsumenten deutlich weniger von der Rezession betroffen und planen höhere Ausgaben, um ihren Lebensstil beizubehalten.
Die erste Ausgabe von Zeitgeist, der neuen Plattform für Mode, Musik und Lifestyle auf der ISPO Munich, präsentierte den französischen Designer Stéphane Ashpool, vielseitiger Kreativdirektor hinter „Pigalle Paris“ und Gründer des berühmten Basketballcourts im Pariser Rotlichtmilieu Pigalle. Seine Leidenschaft für Basketball beruhe insbesondere auf dem Gedanken der Inklusion, so Ashpool im Interview: „Basketball ist wie eine Brücke, die verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Ansichten verbindet und sie einander näher bringt.“
Dieser Gedanke der Inklusion hat auch seine innovativen Entwürfe für die Uniformen der französischen Olympiamannschaft inspiriert, so wird aus dem strahlendem Weiß der Tricolore ein Gelbton als Anspielung auf Frankreichs Minderheiten. Die Aufgabe war eine willkommene Herausforderung für den Designer. „Ich wollte die Flagge neu interpretieren, damit sie das heutige Frankreich besser widerspiegelt. Ich hoffe, dass meine Entwürfe in Erinnerung bleiben werden, weil sie sowohl traditionelle Vorstellungen von französischer Eleganz als auch einen gewissen Modernismus beinhalten.“ Kristian W. Andersen, Creative Director von Zeitgeist-ISPO, erklärte: „Stéphanes einzigartiger Designansatz verkörpert dieselben Ideen von Gemeinschaft und Inklusivität, die das Herzstück von Zeitgeist-ISPO bilden. Wir hätten uns keinen besseren Partner für den Start dieser neuen Plattform aussuchen können.“
Neue Designs und spannende Innovationen gab es auch bei den ISPO Award Gatherings, die am Mittwoch in Runde 2 und 3 gingen. Unter dem Beifall des Live-Publikums und mit Spannung verfolgt von denen, die die Verleihung im Livestream am Bildschirm verfolgten, überreichten Award Angel Nadine Wallner und Christina Rabl wie Pokale an die ausgezeichneten Brands.
Im dritten Gathering wurde außerdem der Public Choice Winner bekannt gegeben. Der von den Consumer Experts des ISPO Collaborators Club exklusiv vergebene Sonderpreis ging an den aus nachhaltigen Materialien produzierten Pursuit Shock Trekkingstock von Black Diamond.
Als feste Instanz der ISPO Munich präsentierte auch in diesem Jahr Textil- und Fashionexpertin Louisa Smith die Gewinner der ISPO Textrends Awards. Der Preis für das Overall Best Product der Textile Edition ging an Yamamoto Corporation, deren Material AURORA zu 100% aus erneuerbarer Energie hergestellt und Funktionen wie Abriebfestigkeit, Chlor- und Salzwasserbeständigkeit, UV-Beständigkeit, Schnelltrocknung und Wärmeisolierung bietet. In der Apparel Edition des Textrends Awards ging der Overall-Gewinn an das innovative Strickset von INTAI, das mit hohem Tragekomfort, kompromissloser Bewegungsfreiheit und raffiniertem Taschensystem überzeugte.
Noch bevor die Fabric- und Apparel-Brands ihre Awards überreicht bekamen, stand jedoch die vom Publikum mit großer Spannung erwartete Trendpräsentation der Expertin auf der Tagesordnung. Für die Saison Herbst/Winter 25/26 sind es laut Louisa Smith folgende Megatrends, die nicht nur die Textilindustrie von Bedeutung sind, sondern auch branchenübergreifend Einfluss nehmen:
- Megatrend 1: SHEEN
Das Thema Greenwashing beschäftigt die Branche weiterhin. Greenwashing muss beseitigt werden, denn die Verbraucher müssen und wollen Vertrauen in Marken haben, die sauberste Produkte liefern.
- Megatrend 2: LOGIC
In der Informationsflut, mit der wir in der digitalisierten Welt und den neu entstehenden Technologien tagtäglich leben müssen, ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den „gesunden Menschenverstand“ einzusetzen. Wer logisch denkt, kommt weiter.
- Megatrend 3: TIME
Dieser Megatrend zeigt die Notwendigkeit, immer nach vorne zu schauen und den Mut zu haben, neue Technologien, wie AI einzuführen und für sich zu nutzen, anstatt sich vor ihnen zu fürchten. So kann sich die Industrie weiterentwickeln und die Digitalisierung zur Effizienzsteigerung nutzen.
Expert*innen der Abfall- und Recyclingmesse IFAT klärten die ISPO Besucher*innen über die Challenges der Nachhaltigkeit auf. Es reiche nicht, dass Textilien recyclingfähig sind, denn das Beste fürs Klima sei, Produkte möglichst lange zu nutzen. Dazu müssten sie vor allem robust und reparabel sein. European Eco Design Regulationen sollen in den nächsten drei bis fünf Jahren die Weichen dafür stellen.
Recycling gar nicht erst nötig zu machen, weil die Produkte aus kompostierbarem Material bestehen, ist ein anderer Weg zur Kreislaufwirtschaft. Ideen dazu wurden im Material Lab präsentiert. Algen, Bohnen, Eierschalen, Wolle oder Pilzmyzel – die Natur bietet viele Möglichkeiten für nachhaltige Innovationen. „Ich spreche lieber von Effizienz anstatt Nachhaltigkeit. Denn Pilze wachsen unfassbar schnell, theoretisch auch direkt in vorgegebene Formen wie einen Fahrradhelm hinein“, sagte Niklas Koch von Mushlabs.
Laufen – ein Sport, der weltweit Millionen von Menschen begeistert und der lebendig wie nie ist, wie das exzellent besetzte RUNNER’S WORLD Symposium auf der Orange Stage in Halle B3 bewies. Urs Weber, Chefredakteur der deutschen RUNNER’S WORLD, startete mit den wichtigsten drei Trends des Laufsports in den Tag:
- Running hat weiterhin großes Wachstumspotenzial. Dieses Potenzial muss aber aktiv gehoben werden.
- Produkt-Innovationen sind der Motor und Beschleuniger der Branche. Nachhaltigkeit wird dabei immer noch unterschätzt.
- Die Motivation der Laufenden ändert sich: Statt um die Wette zu laufen, stehe der Erholungseffekt im Fokus – dadurch würden neue Zielgruppen erschlossen.
Bevor der Tag mit spannenden Präsentationen von Marken wie adidas TERREX, WINQS und ASICS und engagierten Diskussionen weiterging, zeigte Urs Weber einige aktuelle Umfrageergebnisse zum deutschen Laufmarkt, die Runner’s World erhoben hat. So würde die Leserschaft von RUNNER’S WORLD im Schnitt 38 Kilometer pro Woche laufen – und während 37 % an regelmäßigen Lauftreffs teilnähmen, seien nur 25 % in Sportvereinen.
Neue Erkenntnisse zu Lauf-Verletzungen
Höhepunkt des Symposiums war die Keynote von Stefan Grau, Professor für Biomechanik und Bewegungswissenschaft der Universität Kopenhagen. Er sprach über die neuesten Erkenntnisse seines Forschungsteams zur Entwicklung und Verhinderung von Lauf-Verletzungen.
In einer 52-wöchigen, von Medizinern begleiteten Studie mit 225 Läufern stellte sich heraus, dass die häufigsten Verletzungen durch Überlastung der unteren Extremitäten entstanden. Diese können man durch ausgewogene Ernährung, gute und lange Erholungsphasen, Aufwärmen vor dem Training, genug Hydration und ausreichend Schlaf vermeiden. Ebenfalls wichtig: Die richtigen Laufschuhe, die regelmäßig ersetzt werden sollten.
Mit dem Ende des zweiten Tages brach dann eine wilde Nacht an. Im Sports Travel Hub machte die Spanish Party die Crowd mit ansteckender Elektromusik heiß und überraschte mit Didgeridoo-Begleitung. Und laut wurde es nicht nur dort, auch aus den anderen Hallen schallte Gelächter und Musik. Überall versteckt konnten Besucher*innen die zahlreichen Party-Hotspots entdecken und mit einem kühlen Drink von Standparty zu Standparty tanzen.
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