Was in den USA begann, ist längst ein weltweites Phänomen: Am Black Friday – dem Freitag nach Thanksgiving – locken Händler, Shops und Marken mit Sonderangeboten. Und die Kunden nehmen die Aktionen dankbar an. Nicht umsonst hat der Tag seinen Namen daher, dass der Einzelhandel hier den Turnaround von roten in schwarze Zahlen schafft. Gerade im Jahr der Corona-Krise, die viele Händler und Marken schwer gebeutelt hat, ruhen viele Hoffnungen der Branche auf dem Vorweihnachtsgeschäft, das mit dem Black Friday eingeläutet wird.
Doch die Rabattschlacht hat auch ihre Schattenseiten: Schließlich verursacht der erhöhte Online-Handel Verpackungs- und Paketmüll. Die für Kunden so bequeme Retoure-Möglichkeit endet nicht selten in Retouren-Vernichtung und damit Verschwendung von Ressourcen.
Daher nutzen einige Sport- und Outdoor-Marken den Black Friday dazu, mit besonderen Aktionen mitten im exzessiven Shoppingrausch Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Naturschutz zu schaffen. 2020 steht dabei der Second-Hand-Gedanke im Mittelpunkt. ISPO.com stellt Aktionen aus der Sport- und Outdoor-Branche vor.
Die schwedische Outdoor-Marke Haglöfs setzt ihre Tradition fort und boykottiert den Black Friday. Am 27. November sind die eigenen Brand Stores und der Haglöfs Webstore geschlossen. Lediglich in Stockholm öffnet Haglöfs, doch auch dort wird es weder Rabatte, noch überhaupt Produkte aus dem aktuellen Sortiment geben. Stattdessen können Kunden dort Second-Hand-Ware probieren und kaufen und bekommen damit einen Vorgeschmack auf das Programm "Haglöfs Restored", das offiziell erst im Herbst 2021 startet.
Fredrik Ohlsson, CEO von Haglöfs: „Unsere neue Haglöfs Restored-Kollektion ist genauso funktionell und gut aussehend wie unsere reguläre Kollektion, hat aber einen zusätzlichen Umweltnutzen. Indem wir Artikel wiederaufbereiten, die sonst nicht mehr gebraucht oder weggeworfen würden, und ihnen ein neues Leben geben, vermeiden wir Abfälle, Emissionen und Wasser im Herstellungsprozess und verhindern, dass noch hochwertiges Material auf der Deponie landet.“
Der Outdoor-Händler Globetrotter ruft zum 23. November die „Grünere Woche“ aus. Wer gebrauchte Ausrüstung in eine Filiale bringt, bekommt von Globetrotter ein Gutschein-Angebot. Globetrotter selbst startet ab Ende November dann selbst in einigen Filialen mit dem Verkauf von Second-Hand-Ausrüstung - natürlich über die Grünere Woche hinaus.
Zudem spendet Globetrotter zehn Prozent des Umsatzes mit „Eine Grünere Wahl“-Produkten an den Deutschen Wanderverband. Bei Umsatz mit der hauseigenen Exklusiv-Marke Frilufts spendet Globetrotter sogar 20 Prozent.
Der kanadische Outdoor-Hersteller Arc'teryx setzt ebenfalls auf Second Hand und kündigte an, zum Black Friday grün zu werden: Kunden können ihre gebrauchten Arc'teryx-Produkte abgeben und erhalten dafür Gutscheinkarten im Wert von 30 Prozent des ursprünglichen Verkaufspreises. Das Projekt „Used Gear Month“ läuft bereits seit dem 1. November.
Katie Wilson, leitende Managerin für soziale und ökologische Nachhaltigkeit des Unternehmens, sagte: „Als Marke sind wir verpflichtet, unsere Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten und alles in unserer Macht Stehende zu tun, um verantwortungsvoll und nachhaltig zu wirtschaften. Mit unserer Black-Friday-Kampagne hoffen wir, das Bewusstsein für die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft in der Bekleidungsindustrie zu schärfen und unsere Kunden zu ermutigen, uns beim Aufbau eines Sortiments für unser Used-Gear-Programm zu unterstützen.“
Ortovox geht mit seinem „Blacksheep Friday“ in die zweite Runde. Diesmal schließt die deutsche Bergsport-Marke ihren Onlineshop über das komplette Wochenende von Freitag bis Sonntag. Gleichzeitig werden alle Ortovox-Mitarbeiter am 27. November freigestellt, um etwas Sinnvolles draußen in der Natur zu machen, so etwa, Müll aufzulesen.
Der Südtiroler Outodor-Hersteller Salewa hat zwar einen Black Friday Sale, spendet allerdings 20 Prozent des Tagesumsatzes für die Instandsetzung einer alten Schäferhütte im Südtiroler Val di Funes.
Die US-Outdoor-Handelskette REI schließt wie schon in den vergangenen fünf Jahren ihre Geschäfte am Black Friday und ruft ihre Mitarbeiter mit dem Hashtag #OptOutside dazu auf, in die Natur zu gehen. Und das mit gutem Gewissen, denn für den ausgefallenen Arbeitstag werden die Angestellten bezahlt.
Patagonia macht schon seit Jahren mit konsumkritischen Parolen auf sich aufmerksam. In diesem Jahr fordert das US-Unternehmen mit der „Buy less, demand more“-Kampagne auf der ganzen Welt dazu auf, weniger zu konsumieren und gleichzeitig mehr von Textilherstellern und Politik einzufordern. Denn nur informierte Konsumenten werden die Bekleidungsindustrie letztlich dazu zwingen, ihre schmutzigen Praktiken aufzugeben, so die Argumentation von Patagonia.
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