Corona hat alles verschoben. Unsere größte Herausforderung ist es derzeit, dass wir möglichst viele unserer Gäste möglichst gut informieren, was bei uns diesen Sommer los ist.
Unser Vorteil: Wir hatten schon vor der Pandemie eine sehr moderne Buchungsplattform installiert und können unsere Gäste über die Website und über zielgenaue Mailings sehr direkt erreichen und informieren. Das beste System kann aber den direkten Kontakt nicht ersetzen. Am Ende ist den Gästen das persönliche Gespräch wichtig.
Wie wir uns in der Firma aufgestellt haben, funktioniert sowieso nur digital; und es funktioniert sehr gut. Wir haben den großen Vorteil, dass wir, gemessen an unserem Umsatz und am Programm, ein sehr schlankes Office haben. In normalen Zeiten ist das super, jetzt gerade aber sehr anstrengend. Seit Corona kriegen wir vier Mal so viele Anrufe wie vorher, das musst du erst einmal abarbeiten.
In den vergangenen Wochen haben wir die Zeit genutzt, um unsere Online-Plattform zu verbessern. Mit dem Relaunch wollen wir unsere Kunden noch besser und schneller informieren. Zusätzlich wird es bald eine Kunden-App geben. Weil eines ist klar: Verlässliche Information gibt Sicherheit. Wenn es dir gelingt, die Leute gezielt zu informieren, dann sparst du dir viel Arbeit.
Jetzt freue ich mich auf den Sommer. Der wird natürlich spannend, gerade am Berg. In der Höhe und auf den Hütten entzerrt sich das glaube ich ganz gut. Um es mal so zu sagen – ich denke, dass die Hütten diesen Sommer so sauber sein werden wie noch nie. Und mehr Platz wird auch sein – eigentlich ideal.
Die Digitalisierung hilft uns in vielen Bereichen. Sie wird aber nie das Erlebnis ersetzen, das du auf einer Hütte hast oder wenn du in Serpentinen einen steilen Weg aufsteigst. In der Abbildung unseres Sports sind wir im Digitalen maximal eingeschränkt. Das Riechen, Schmecken, der Wind, die Luft – das kannst du nicht ins Digitale transferieren.
Im Lockdown haben wir auf unseren Plattformen für digitale Abwechslung gesorgt. Wir haben bei uns auf der Seite des Alpenvereins das Angebot „Berge zuhause“. Da gibt es Fitness- und Trainingstipps, virtuelle Touren und Anleitungen für die Reparatur der Ausrüstung. Aber klar – Klimmzüge am Türrahmen können das echte Klettern nie ersetzen.
Trotzdem war das Digitale wichtig für unsere Mitglieder: In den Wochen, in denen man gar nicht an den Berg konnte, wurden in unserem Tourenportal genauso viele Jahreslizenzen abgerufen wie in den vergangenen Jahren. Auch die Zugriffszahlen sind während des Lockdowns in die Höhe geschossen. Da haben ganz offensichtlich viele Menschen die Zeit genutzt, um Touren zu planen, als digitale Ausflucht quasi. Wir haben gesehen, dass sich die Leute sehr lang und sehr intensiv mit den Inhalten beschäftigt haben.
Die nächste Herausforderung wird es sein, den Ansturm zu entzerren. Auf unserer Tourenplattform alpenvereinaktiv.com zum Beispiel setzen wir verstärkt auch auf Mittelgebirgstouren. Seit Ende 2019 bieten wir neben dem Bergwetter auch das Mittelgebirgswetter an. Damit wollen wir ganz bewusst den Anreiz schaffen, auch vor der eigenen Haustüre in der der Natur unterwegs zu sein.
Gerade mit den Auflagen, die wir noch haben, ist das Online-Buchungssystem für die Hütten wichtiger geworden. Für dieses Jahr gilt ja die Vorgabe: Keine Hüttenübernachtung ohne Reservierung. Gerade für die Hüttenwirte ist es wichtig, dass sie ihre Auslastung ein Stück weit planen können. Wir wollen mit dem Buchungsportal erreichen, dass nicht unnötig Betten leer bleiben.
Das gilt natürlich auch für die Kletterhallen, in denen du dir feste Zeiten buchen musst.
Klar muss ich mich eintragen und Zeiten reservieren. Dafür kann ich zu gebuchten Zeit aber auch sicher klettern und stehe nicht vor verschlossenen Türen, weil die maximal erlaubte Zahl an Kletterern schon erreicht ist. Und es hat ja auch was Gutes: Wenn man dann mal drin ist, ist es viel ruhiger und entspannter als üblich.
Die digitale Technik sehe ich durchaus zwiegespalten. Klar, die Kommunikation mit unseren Teilnehmern, auch die gesamte Anmeldeprozedur ist komplett digital. Das wird auch durch Corona noch verstärkt, das bauen wir weiter aus. In der Natur selber brauchen wir keine Digitalisierung, mal abgesehen von Notfallsystemen wie dem LVS.
Wenn wir draußen unterwegs sind geht es darum, die Natur zu spüren – deshalb sind wir ja draußen. Da möchte ich eben nicht die ganze Zeit auf ein Display starren, das lenkt nur ab von der Schönheit der Berge. Es gibt viele schöne Apps und andere digitale Angebote, gerade für Kinder. Da werden Dir an bestimmten Stationen Märchen erzählt oder es wird dir an Themenwegen irgendwas erklärt. Das führt aber nur dazu, dass die Kinder auch in der Natur ständig den Bildschirm vor den Nase haben. Ich persönlich finde das schwierig. Denn wir gehen ja raus, um die Natur zu genießen.
Corona hat uns bei den Snow & Alpine Awareness Camps nicht so kalt erwischt, wir waren schon vorher recht gut aufgestellt. Unsere Kurse bestehen ja immer aus zwei Teilen. Im Theorieteil gibt ein Bergführer oder ein Mountainbike-Guide eine Einführung in die alpine Sicherheit. Je nach Thema dauert das zwei bis vier Stunden. Diesen Part können wir schon heute komplett digital abbilden. Über die gängigen Plattformen kann eine beliebige Zahl an Menschen an diesem Teil des Camps teilnehmen – digital.
Der zweite Teil der Camps findet immer im Gelände statt und das immer in kleinen Gruppen. Diesen Praxistag kannst du digital nicht ersetzen. Das wollen wir auch gar nicht. Von den Guides und Bergführern kann man auf Tour nicht nur unheimlich viel lernen, sie sind auch vom Shutdown sehr hart getroffen worden. Da ist es doch klar, dass wir die jetzt wieder losschicken wollen.
Der Shutdown und die Reisewarnungen waren für die Wirtschaft natürlich brutal. Der Natur bei uns hat es aber gutgetan, dass so wenig losgewesen ist. Wer jetzt wieder losgeht, kann besondere Momente erleben.
Ich bin mir sicher, dass man den Tourismus sanft lenken kann. Das hilft der Natur, es macht aber auch das Erlebnis des Gasts schöner. Vielleicht sollte man zum Beispiel Besucherströme digital messen und dann entsprechend leiten, um zu viele Menschen auf einem Fleck zu vermeiden. Da gibt es dank der digitalen Technik viele Möglichkeiten.
Für uns war das eine harte Zeit. März, April und Mai sind genau die Monate, in denen wir noch Skitouren anbieten, aber auch schon mit unseren sechs großen Events der RUSH-Serie unterwegs sind. Dabei geht es mit dem Rad, später zu Fuß und schließlich auf Ski zum Beispiel von Wien auf den Großglockner oder – beim Venediger RUSH – von Salzburg auf den Großvenediger. Die konnten wir zum Teil verschieben, die großen Touren aber mussten wir heuer ersatzlos streichen.
Bei uns geht es ja um das intensive Erlebnis in der Natur, das kannst du nicht digitalisieren. Wir haben allerdings versucht, unsere Leute mit einem digitalen TV-Format zu motivieren und zu unterhalten. In Kooperation mit Alpentour.tv/ Studio 19 haben wir fünf Wochen lang jeweils donnerstags eine Stunde lang live den Digi-RUSH gesendet. Dabei sind wir auf der Trainingsrolle die Originalstrecken der RUSH-Serie abgefahren und haben uns mit prominenten Gästen unterhalten. Quasi ein Talk-Format auf dem Heimtrainer. Viele haben einfach nur zugeschaut, in der Spitze sind aber auch rund 250 Leute daheim selber mitgefahren.
Was uns dabei geholfen hat: Wir sind im Social-Media-Bereich traditionell gut aufgestellt. Die Wochen, in denen gar nichts ging, haben wir genutzt, um unseren Online-Auftritt weiter zu verbessern. Vor allem aber haben wir gemeinsam mit unseren Partnern neuen Formate und Angebote geplant. Wir arbeiten viel mit Tourismusregionen zusammen – für die muss es ja nach Corona weitergehen.
Die Digitalisierung hilft uns immer da, wo wir Menschen vernetzen können, wo wir schnell durchaus auch komplexe Inhalte vermitteln und Gäste informieren wollen. Wir investieren zum Beispiel viel Geld in professionell gemachte Bilder, Texte und Filme, um die Faszination des RUSH auch digital erlebbar zu machen. Das eigentliche Erlebnis aber, den RUSH zu spüren – den Wind, den Schnee, die Straße und die Kameradschaft im Team – das kannst du nicht digitalisieren.
Ich denke, dass wir einen guten Sommer haben können. Wichtig ist jetzt aber, dass wir den Gästen erklären, wie ihr Urlaub diesen Sommer aussehen kann. Zum einen brauchen wir schnell neue Formate, anhand derer wir die Besonderheiten der einzelnen Regionen gut herausarbeiten können – da werden die digitalen Medien eine wichtige Rolle spielen. Ich denke aber, dass wir darüber hinaus auch digitale Lösungen sehen werden, mit denen wir die Besucherströme erfassen und vielleicht sogar lenken können.
Im ersten Schritt werden das wahrscheinlich einfache Reservierungssysteme sein, in Zukunft sind aber auch intelligente Wegweisungen denkbar, die das Besucheraufkommen berücksichtigen. Die digitale Technik kann auf jeden Fall helfen, dass wir den nötigen Sicherheitsabstand einhalten und Corona den Garaus machen können.
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