„Nach der Wiedereröffnung ging es verhalten los, aber seit Ende der ersten Woche laufen wir verglichen mit dem gleichen Vorjahreszeitraum auf 80 Prozent“, berichtet Karl Picard vom Rockstore Wuppertal vom derzeitigen Umsatz in Zeiten der Corona-Krise.
Dabei stand zunächst ein „Schock“, als die Läden am 18. März 2020 schließen mussten: „In der ersten Woche haben wir nichts ausgeliefert, um den Maßnahmen Folge zu leisten.“ In der zweiten Woche bot der Rockstore den Kunden Gutscheine über die sozialen Medien an: „Da wurden auch sehr viele gekauft, was ich auf unsere gute Kundenbindung zurückführe“, resümiert Picard. Ab der dritten Woche starteten die Wuppertaler einen Lieferservice mit Beratung per Videotelefonie: „Dabei haben wir ganz nette Umsätze gemacht, aber bei weitem nicht das, was wir normal gemacht hätten.“
Auch Jens Holst, Filialleiter von Globetrotter München, berichtet, dass das Runterfahren Mitte März ein „komisches Gefühl“ gewesen sei: „Das fühlte sich an, als ob jemand den Schalter umlegt – einfach so! Durch unser Multichannel konnten wir einiges über den Onlinehandel auffangen. Wir waren weiter da, nur eben virtuell.“ Zusätzlich konnte er mit seinem Team einen Teil des Onlinehandels direkt aus dem Geschäft verschicken.
Sehr aktiv in der Zeit des Lockdowns war man bei AlpenStrand in Landshut. Über Facebook startete Geschäftsführerin Katja Mendel zahlreiche Aktionen, darunter einen Gutscheinkauf, bei dem ein Spendenanteil an den Förderkreis des Landshuter Klinikums floss. „Als der Lockdown kam, haben wir unsere Mitarbeiter sofort daheim gelassen“, berichtet Mendel.
Mit Inhaber Armin Dantl arbeitete sie jeden Tag im Laden und wurde auf Facebook und Google Business aktiv. Dadurch gingen Bestellungen über Telefon, Facebook, E-Mail und Whatsapp ein, die sie persönlich ausfuhren. Dabei war ihr besonders wichtig, ihre Stärken als inhabergeführtes Fachgeschäft auszuspielen und weiterhin beraten zu können. Jedem ausgelieferten Paket legten sie eine kleine Überraschung bei, etwa das Spiel „Stadt Land Strand“. „Wir wollten den Kunden Dankbarkeit zeigen, dass sie bei uns bestellen“, so Mendel.
Auch X-Sport in Kastellaun betrieb während des Lockdowns einen kostenlosen Lieferservice. „Wir konnten damit nicht die Umsätze auffangen, die wir normal an diesen Tagen gemacht hätten, waren aber gut beschäftigt“, berichtet Ladeninhaber Frank Hirt. Er blieb über die sozialen Medien mit den Kunden in Kontakt. „Ich glaube, das ist jetzt unser Gamechanger“, blickt er zurück. „Seitdem wir wieder offen haben, haben wir gut zu tun.“
Lauf-, Trekking- und Wanderschuhe sind seit der Wiedereröffnung am 20. April bei allen Shops der Hauptumsatztreiber; außerdem Schlauch- und Halstücher, die als Mund-Nase-Maske genutzt werden können. Bei Globetrotter München laufen außerdem besonders „Radzubehör, Wassersport und Campingartikel“, wie Jens Holst berichtet. „Das sind zur Zeit Bedarfskäufe, ganz klar!“
Unter Berücksichtigung der Umstände sind die Umsätze also bei allen vier Läden noch zufriedenstellend. Wegen des Mund-Nasen-Schutzes haben die Kunden jedoch wenig Lust, groß im Haus zu stöbern, wie Katja Mendel beobachtet: „Die Leute sind in gebremster Stimmung.“ Sie seien aber extrem freundlich und geduldig.
Probleme bereitet allerdings die Liefersituation. „Die Hersteller agieren sehr unterschiedlich“, berichtet Karl Picard. „Die einen haben anstandslos auch kleinteilige Ware direkt zum Kunden und die Rechnung zu uns geschickt. Andere Lieferanten sind in Kurzarbeit gegangen und teilweise bis heute nicht erreichbar.“ Frank Hirt von X-Sport beschreibt die Lieferschwierigkeiten sogar als „brutal“: „Wobei das sehr unterschiedlich ist. Manche Hersteller liefern schnell und pünktlich, andere sind eine Katastrophe.“
Katja Mendel ist aufgefallen: „Umso kleiner die Firmen, umso besser die Partnerschaft und die Unterstützung.“ Neben den Lieferproblemen sieht sie ein weiteres Problem in den Rabattaktionen in den B2C-Onlineshops der Produzenten: „Für uns ist es schwierig, wenn aktuelle Ware im Onlineshop des Herstellers 20 Prozent günstiger angeboten wird. Wenn ein Kunde bei uns etwas kauft und den Rabatt später entdeckt, hat er das Gefühl, wir hätten ihn abgezockt.“
Sie fordert daher: „Mein größter Wunsch an die Industrie ist, dass sie kreativ wird und nicht in den Alltag übergeht. Wann wir für die nächste Saison ordern, ist für mich im Moment einfach nicht das Problem. Für mich ist die Aufgabe, diese besondere Zeit mit der Positivität, die für den Sport wichtig ist, gut durchzustehen.“
Für eine bejahende Einstellung plädiert auch Karl Picard: „Mir geht es darum, nicht zu jammern, sondern Positives zu streuen.“ Jens Holst fügt hinzu: „Ich bin seit 1982 in der Outdoor-Branche und seit langem nicht mehr so motiviert gewesen wie jetzt. Die Begeisterung der Besucher im Laden ist hoch motivierend. Der Retail lebt! Die Kunst besteht jetzt darin, das Positive aus der Schließung zu nehmen.“
Für die nächsten Wochen schließen Rockstore und AlpenStrand Rabattaktionen aus, während Globetrotter der Situation angepasste Aktionen durchziehen wird und X-Sport derzeit zehn Prozent Corona-Rabatt auf alles gibt. „Besondere Aktionen planen wir aber nicht. Dafür fehlt uns komplett die Zeit“, so Frank Hirt. Ebenso wenig Karl Picard, der sowieso wenig von großen Werbeaktionen hält und lieber auf Kundennähe setzt: „Wenn wir nett zu unseren Kunden sind, ist das viel besser! Einfach einen guten Job zu machen, ist die beste Werbung.“
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