Die großen Sporthändler-Verbünde Intersport und Sport 2000 haben in den letzten Wochen erstmals virtuelle Messen für ihre Mitglieder durchgeführt. Eine wahre Revolution für die Giganten, die in der Vergangenheit eher als etwas unbeweglich galten. Die Online-Shows waren allerdings erst der Anfang der Veränderungen, die in nächster Zeit in der Sportbranche anstehen werden. Davon zeigten sich die Industry Leader bei einer Panel-Diskussion auf den ISPO Re. Start Days überzeugt.
„Wir müssen dauerhaft in den ‚Evolution Mode‘ gehen. Corona ist dabei eine Art Brandbeschleuniger. Unsere Businessmodelle sind in die Jahre gekommen, damit können wir in Zukunft nicht mehr bestehen. Wir müssen die Änderungen im Konsumentenverhalten beachten, sonst werden wir überflüssig“, erklärt Christoph Engl, CEO der Oberalp Group. Konkret heißt das nicht nur, dass immer mehr Kunden sowohl auf Offline und Online-Kanäle zurückgreifen und deshalb eine Omnichannel-Ansatz gefragt ist.
Sondern auch, dass die Händler immer nachdrücklicher eine Anpassung der Lieferzyklen durch die Marken an die realen Wünsche der Konsumenten fordern. „Wir müssen in dieser Frage mit der Industrie in eine Diskussion kommen. Wir können nicht die ganzen Wintersachen im August oder September im Geschäft haben, wenn der Konsument frühestens Mitte November danach zu suchen beginnt. Die Kunden wollen die Sachen kaufen, wenn sie sie brauchen, und nicht, wenn die Marken die Läden beliefern wollen“, spricht Intersport-Vorstand Mathias Boenke Klartext.
Eine weiteres Anliegen des Sporthandels ist, dass die Marken die schier unendliche Produktvielfalt in bestimmten Bereichen reduzieren. Boenke nannte dazu das Beispiel Fußballschuhe, wo permanent neue Modelle auf den Markt geworfen werden: „Das ist für den Kunden zu unübersichtlich.“ Außerdem spielt das Thema gesellschaftliche Verantwortung eine immer größere Rolle für die Konsumenten. Marken werden nicht mehr nur an ihren Produkten gemessen, sondern welche Haltung sie zu wichtigen gesellschaftlichen Problemen wie Nachhaltigkeit, Klimawandel oder Rassismus einnehmen.
„Immer mehr Menschen wollen wissen, wofür wir eigentlich stehen. Das können die Marken auch durch ihre Produkte ausdrücken. Die Kunden wiederum bilden durch den Kauf dieser Waren eine Community und drücken so ihre Meinung aus“, glaubt Christoph Engl. Auch der Sporthandel spürt das wachsende Interesse ihrer Kunden an Themen wie Nachhaltigkeit oder gesellschaftlicher Verantwortung beim Einkaufen. Gerade deshalb bleibt trotz der durch die Pandemie beschleunigten Digitalisierung die persönliche Beratung extrem wichtig. Intersport verzeichnete laut Boenke nach der Wiedereröffnung der Geschäfte im Mai zum Beispiel eine Verdopplung der Umsätze gegenüber dem Vorjahr.
„Unsere Kunden möchten auch weiterhin andere Menschen treffen und sie wollen die Produkte erklärt bekommen. Menschliche Beziehungen bleiben extrem wichtig“, sagt Boenke. Die gleiche Meinung vertritt auch Mathias Hupach, CEO von Sport 2000 auf EU-Ebene: „Wir müssen mehr auf den Konsumenten hören. Sie wollen Online, aber sie wollen auch Offline. Wir brauchen lokale Experten in unseren Läden, die Communitys bilden.“
Wie genau die Sportbranche in der Zukunft, nach Corona, aussehen wird, ist auch für die Führungskräfte der Branche derzeit unklar. Christoph Engl: „Große Pläne machen keinen Sinn. Wir müssen in der momentanen Situation von Woche zu Woche schauen und uns permanent weiterentwickeln.“
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