Die große Party fällt vorerst aus. Eigentlich sollte der 24. Juli 2020 für Tokio ein Festtag werden. Dann nämlich sollten die Olympischen Sommerspiele mit einer riesigen Zeremonie eröffnet werden. Stattdessen müssen Sportler, Fans und das IOC 364 Tage warten, ehe die wegen Corona verschobenen Spiele am 23. Juli 2021 dann doch beginnen sollen. Doch nun steht vielleicht sogar dieses Datum auf der Kippe.
ISPO.com beantwortet die wichtigsten Fragen zu den verschobenen Spielen von Tokio.
Viele Sportler haben sich jahrelang auf Olympia 2020 vorbereitet – nur um durch die Verlegung das große Ziel vor Augen zu verlieren. Für viele bedeutet dies nicht nur finanzielle Einbußen durch wegbrechende Partner und Sponsoren, sondern vor allem auch ein mentales Loch. „Es ist eine schwierige Situation, zumal auch die komplette Wettkampfsaison ausgefallen ist. Aber wir stellen uns im Training immer neue Aufgaben“, sagte etwa Marcus Schwarzrock, Bundestrainer der Doppelvierer-Ruderer im NDR.
Für einige Stars wie Simone Biles bedeutet die Olympia-Verschiebung ein unfreiwilliges weiteres Jahr als Sportler: Sie wollte ihre Karriere nach den Spielen 2020 eigentlich beenden. Nun hängt sie noch ein Jahr dran, um sich 2021 zur erfolgreichsten Turnerin der Olympia-Geschichte zu machen.
Vor allem für Youngster ist die Olympia-Verschiebung hingegen eine Chance. So hofft etwa der erst 19-Jährige Skateboarder Lenni Janssen, dass ein weiteres Jahr Vorbereitung seine Chancen erhöht, zur Skate-Weltelite aufzuschließen und so sein Ticket für Tokio zu lösen.
Janssens Chancen stehen nicht schlecht, denn die Qualifikationsturniere für das Skater-Feld von Tokio stehen erst noch an. Bislang sind laut IOC lediglich 57 Prozent des Teilnehmerfelds für die Olympischen Spiele 2021 qualifiziert. Wie genau die Modalitäten zur Qualifikation der restlichen Athleten aussehen sollen, ist das vielleicht größte Streitthema innerhalb des IOC. Schließlich beeinträchtigen Reise- und Trainingsbeschränkungen den fairen Wettkampf.
Eine besonders kreatives Qualifikationsturnier richteten kürzlich die US-Gewichtheber aus: 115 Athleten konnten sich in einem virtuellen Turnier, das via Videokonferenzen ausgerichtet wurden, für den US-Kader für Tokio qualifizieren.
Vom 23. Juli bis 8. August 2021 sollen die Sommerspiele von Tokio stattfinden. Doch das IOC steckt vor einem Dilemma: Geisterspiele – also Olympia ohne Zuschauer in den Arenen – hat IOC-Präsident Thomas Bach ausgeschlossen. Doch niemand kann vorhersagen, inwieweit Covid-19 auch im kommenden Jahr die Welt noch im Griff hat.
„Wir wissen nicht, wie die Situation in einem Jahr sein wird“, so IOC-Präsident Thomas Bach. Das IOC arbeite bereits an „einer Vielzahl von Szenarien“ für die Spiele in Tokio.
Und auch bei den Einwohnern Tokios ist der Termin 2021 umstritten. Ende Juni erschienen Umfrageergebisse, wonach 51,7 Prozent der Tokioter für eine erneute Verschiebung oder eine komplette Absage der Spiele seien.
Das IOC hat eine erneute Verlegung der Sommerspiele 2021 zuletzt ausgeschlossen. Doch inzwischen mehren sich Stimmen auch in eigenen Reihen, wonach sich Peking, Ausrichter der Winterspiele 2022, auf etwaige Veränderungen einstellen müsse. „Um an den Punkt zu kommen, an dem Peking im Jahr 2022 vielleicht entscheiden muss, dass sie es nicht machen können, denken sie auch darüber nach, welche anderen Möglichkeiten sie haben", sagte IOC-Mitglied Richard Pound der Nachrichtenagentur AFP.
Das Organisationskomitee der Winterspiele von Peking 2022 erwartet indes keine Verschiebung: „Soweit wir wissen, ist die Position des IOC klar und unverändert“, teilte es mit. „Peking 2022 führt zurzeit strenge Kontrollmaßnahmen gegen Corona durch und treibt die Vorbereitungen für die Spiele wie geplant voran.“ Bereits Ende 2022 sollen alle Wettkampfstätten für die Winterspiele fertig sein.
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