Alice Martin trug bei ihrem Auftritt auf der ISPO Munich Online ein T-Shirt mit der Aufschrift „Close the Loop“. Es war ein gutes Beispiel dafür, wie man Kunden in der Sport- und Outdoor-Industrie das Thema Nachhaltigkeit verständlich näherbringen kann.
Das T-Shirt, so berichtete die Corporate Responsibility-Managerin von Mammut, ist nämlich aus Fasern hergestellt, die aus recycelten Seilen gewonnen worden. Der Kreis ist geschlossen: Alte Seile landen nicht mehr auf dem Müll, sondern werden zu einem wertvollen Ausgangsmaterial für neue Produkte.
„Wir müssen dem Kunden die Möglichkeit geben, Teil der Lösung zu sein. Und nicht mehr Teil des Problems“, erklärt Martin. Das Problem: Bisher landen fast alle Produkte der Sport- und Outdoor-Industrie nach Ende ihrer Lebensdauer auf dem Müll. Im Textilbereich sind es nach Angaben der Europäischen Union (EU) 99 Prozent.
Die Lösung: Nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Alte Produkte werden recycelt und wiederverwendet. Aber wie erreicht man mit diesem Prozess die Kunden? Und zwar alle – sowohl die, die dafür bereits sensibilisiert sind. Als auch jene, denen man die Bedeutung von Nachhaltigkeit für die Zukunft des Planeten erst näherbringen muss?
Ganz sicher hilft, wenn man wie im Fall „Close the Loop“, eine gute Geschichte erzählt und die Kunden einbezieht. So wie es auch Tecnica macht. „Wer neue Skischuhe von uns kauft, hat die Möglichkeit seine alten Skischuhe jeder Marke zurückzugeben. Daraus wird durch Recycling Rohmaterial gewonnen, das für neue Produkte verwendet wird. So verhindern wir, dass die alten Schuhe in den Müll gehen und lösen zugleich ein konkretes Bedürfnis der Kunden. Und die Händler profitieren auch noch, weil es neue Käufer anlockt“, beschreibt Maurizio Priano, Brand and Marketing Direktor von Blizzard-Tecnica.
Seine Aufforderung an die Sport- und Outdoor-Branche: Das Thema Nachhaltigkeit muss immer aus Sicht der Kunden-Bedürfnisse gedacht werden! Immer mehr Menschen seien zwar grundsätzlich an der Nachhaltigkeit ihrer Käufe interessiert, aber das Thema müsse den Kunden verständlich nähergebracht werden. „Wir müssen die Informationen dazu vergleichbarer und einfacher machen. Wir brauchen am besten
nur ein Label über alle Marken hinweg, das den ökologischen und sozialen Impact des Produktes wiedergibt“, so Martin. Also kein kompliziertes Fachchinesisch, sondern am besten möglichst wenige klare Zahlen wie zum Beispiel den CO2-Fußabdruck einer Ware.
„Die Kunden bringen in puncto Öko-Labels ein gesundes Misstrauen mit. Deshalb brauchen wir komplette Transparenz, um ihr Vertrauen zu gewinnen“, ist Julian Lings, Senior Sustainability Manager von Icebreaker, überzeugt. Dazu bedarf es aber auch Offenheit in der Branche beim Thema Nachhaltigkeit. „Konkurrenten müssen zusammenarbeiten und transparent sein. So, wie es zum Beispiel in Sachen Lieferkette schon einige machen“, sagt Alicia Martin. Man müsse, so Maurizio Priano, in der Branche die Expertise teilen, um den Prozess zu beschleunigen.
Das ist eine Überlebensfrage, denn für die Kunden hat durch die Corona-Pandemie neben der Gesundheit vor allem das Thema Nachhaltigkeit an Wert gewonnen. Martin: „Repair, Re-Commerce und Recycling hat auch wirtschaftlich ein riesiges Potenzial.“ Vor allem, wenn man dem Kunden dazu eine gute Geschichte erzählt wie die vom T-Shirt, das aus einem Kletterseil entstanden ist…
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