Outdoor-Multitalent und Spitzenathlet Kilian Jornet richtete am Morgen des vierten Event-Tages einen Appell an die Branche. „Wir als Outdoor-Spezialisten sind die Industrie, die am engsten mit der Natur verbunden ist. Wir bekommen auch die Auswirkungen wie den Klimawandel oder die Gletscherschmelze am meisten mit“, sagte der diesjährige Preisträger des ISPO Pokals in seiner Impulse Speech.
„Es ist toll, dass ISPO Nachhaltigkeit zur Priorität auf der Agenda macht. Für die ganze Sportindustrie ist dabei Zusammenarbeit der Schlüssel für den Wandel.“ Der Katalane gab so den Startschuss in einen Event-Tag, bei dem sich alles um das Thema Nachhaltigkeit drehte.
Die Sustainable Development Goals (SDG) der UN sind ein ambitionierter Rahmen für die Nachhaltigkeitsbemühungen der Sport- und Outdoorbranche. Aber wie können Sportmarken sie am besten umsetzen? Richard Collier, CEO von Jack Wolfskin, rät zur Fokussierung auf einzelne Ziele: „Finde heraus, welches SDG am besten zu deiner Marke passt und verfolge es energisch. Denn es ist unmöglich, alle Ziele auf einmal zu erreichen.“
Ähnlich sieht es Bluesign CEO Jill Dumain. „Verbinde die Nachhaltigkeitsziele mit deinen Kernkompetenzen: Wenn du Kayaks baust, setze dich für Wasserqualität ein“, empfiehlt sie.
Auch der Green Deal der EU-Kommission ist vor allem für Textilhersteller ein Schritt hin zu mehr Nachhaltigkeit. „Er ist Chance und Verpflichtung zugleich. Für die Outdoorbranche ist das gut, denn sie ist hier ohnehin schon weiter als andere Branchen. Aber es gibt noch viel zu tun, und das nun auch vom Gesetzgeber vorgegeben. Je eher wir das umsetzen, desto besser.“
Rebecca Johanson, Sustainability and R&D Manager bei Helly Hansen, mahnt, dass es zum Kampf gegen den Klimawandel unabdingbar ist, schon in den nächsten neun bis zwölf Jahren die CO2-Emissionen radikal zu senken: „Es gibt da eine Dringlichkeit.“
Adidas stellte seinen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz vor, mit dem bis 2024 die ausschließliche Verwendung von recyceltem Polyester und bis 2050 das Erreichen von Klimaneutralität erreicht werden sollen. Bereits jetzt nutzt Adidas 60 Prozent recyceltes Polyester. Carla Murphy, General Manager Adidas Outdoor, erklärte außerdem das aus Kreisläufen bestehende Material-Prinzip der Marke:
- Recycled Loop: aus recyceltem Material werden Produkte
- Circular Loop: aus alten Produkten werden am Ende ihres Lebenszyklus neue
- Regenerative Loop: Materialien aus regenerativen Natur-Ressourcen
Auch Gore präsentierte seine Nachhaltigkeitsbemühungen. Achim Löffler, Gore Global Business Leader Consumer Oriented Fabrics, stellte in seiner Keynote unter anderem die aktuellen Forschungsbemühungen für eine neue GORE-TEX Membran vor, die ohne ökologisch bedenkliche PFCs auskommen soll, sowie ein Projekt, das das Verleihen von GORE-TEX Kleidung in ausgewählten US-amerikanischen Skiressorts testet.
Gore will bis 2050 komplett klimaneutral arbeiten und strebt bis 2030 eine Reduzierung der CO2-Emissionen in den eigenen Produktionsstätten und Büros um 60 Prozent an.
Die Haglöfs Nordic Expedition Down Jacket ist das ISPO Award Product oft he Year im Outdoor-Segment! Am Nachmittag wurde die Funktionsjacke, die auch in extremer Kälte warm hält, prämiert. Ihre Isolierung hält auch unter extremen, nassen und feuchten Bedingungen bis zu 10.000 Minuten lang trocken und warm – und das bei einem hohen Wärme-Gewichts-Verhältnis: In Größe L wiegt sie nur 850 Gramm.
Für Victor Adler, Global Marketing Director bei Haglöfs, ist der Preis die Krönung eines besonderen Jahres: „Wir sind sehr glücklich und fühlen uns geehrt, den prestigeträchtigen ISPO Produkt des Jahres Award für unsere Nordic Expedition Down Hood zu erhalten.“
Die Sport-Branche muss sich entscheidend wandeln. Das ist das Ergebnis der Premieren-Studie von McKinsey in Zusammenarbeit mit dem Weltverband der Sportindustrie (WFSGI). Acht Schlüsselthemen entscheiden demnach über den künftigen Erfolg der einzelnen Marktteilnehmer.
„Wir stehen an einem Wendepunkt. Das New Normal nimmt immer schneller Form an und die Sport-Branche muss sich wandeln“, fasste Alexander Thiel, Partner bei McKinsey, die Ergebnisse der Studie „Sporting Goods 2021“ auf der ISPO Munich Online zusammen.
Das Runner’s World Laufsymposium ist seit Jahren der große Laufsporttreff auf der ISPO Munich. Bei der diesjährigen digitalen Ausgabe nahmen Urs Weber und hochkarätige Gäste die neuesten Trends und Entwicklungen unter die Lupe.
Die Grundstimmung der Branche nach 2020 brachte Weber selbst auf den Punkt: „In diesen sehr negativen Zeiten sehen wir einige sehr positive Zahlen“. Die Anzahl der Läufer ist 2020 gestiegen, ebenso wie die Bereitschaft, mehr in qualitatives Laufequipment zu investieren. „Das Jahr 2020 hat sich komplett gedreht. Unser Launch wurde einer unserer besten überhaupt“, bestätigte auch Sebastian Bär, CEO von Joe Nimble.
On Co-Founder Caspar Coppetti wies auf den Trailrunning-Boom hin: „Jeder ist aus den Städten in die Natur geflüchtet. Zudem sind Trailrunning-Schuhe flexibel, können etwa auch für leichte Wanderungen genutzt werden. Sie profitieren vom Outdoor-Comeback.“
Andrej Zwer, Category Director Adidas Outdoor, berichtete vom Ansturm auf den Adidas-Outdoor-Onlinehsop, der durchgehend ausverkauft war: „Die Welt stand still, das Trailrunning nie.“
Erzwungenermaßen still stehen angesichts der Corona-Lockdowns die Fitnessstudios. Wie geht es weiter mit der Fitness-Branche und wie gelingt der Restart? In einem Panel gaben hochkarätige Branchenvertreter ihre Einschätzung ab.
Martin Seibold, CEO von Fitness First, rechnet mit zwei schwierigen Jahren 2020 und 2021 mit Studio-Schließungen, letztlich aber einer Verdopplung der Studiogänger in den nächsten zehn bis 15 Jahren. „Der Sport wird von der Pandemie profitieren. Gesundheit steht mehr denn je im Fokus“, so Seibold. Er sieht für die Zukunft eine Spezialisierung der Studios auf einzelne Teilbereiche des Fitness-Trainings in Europa nach US-amerikanischem Vorbild.
Ralph Scholz, CEO von Leisure Connected, setzt auf einen Run auf die Studios zum Restart, da im zweiten Lockdown im Winter der Ausgleich durch Outdoor-Sportarten gefehlt hat: „Dieser zweite Lockdown wird im Nachhinein sehr wichtig bei der Reaktivierung von Mitgliedern werden.“
Benjamin Roth, CEO und Co-Founder Urban Sports Club, sieht für die Zukunft bei den Endkunden einen Bedarf nach Experiences. Mit reinem Training zu Hause sei dies nicht erfahrbar: „Online-Trainings sind ein Addon, aber sie werden Studio-Besuche nicht ersetzen.“
Darauf setzt auch Oliver Sekula, CEO bei ACISO Fitness & Health, der von der Politik eine schnelle Öffnung der Fitness-Studios forderte: „Fitness-Studio sind mit ihrer positiven Wirkung für das Immunsystem ein Teil der Lösung. Das müssen die Regierungen schnellstmöglich begreifen. Die Menschen wollen nach dieser schrecklichen Zeit trainieren. Sie brauchen Bewegung, ihr Körper sehnt sich danach. Das ist für Studios und Händler eine echte Chance.“ Als bleibenden Trend sieht Sekula das Hybrid-Training bestehend aus Studio-Workouts und Training daheim.
Am Nachmittag wurden mit dem Laufschuh On Cyclon und dem Smart-Mirror VAHA zwei innovative Produkte zu ISPO Award Products oft he Year 2021 im Segment Running & Fitness gekürt.
Der Cyclon von On glänzt nicht nur durch Top-Funktionalität bei umweltfreundlicher Produktion, sondern auch mit seinem Abo-Modell: Zum Ende der Lebensdauer werden die abgenutzten Treter gegen neue eingetauscht.
Der VAHA ist Designmöbel und Fitnesstrainer in einem: Er bietet viele Workouts aus den Kategorien Cardio, Kraft, Yoga, Tanz und Beweglichkeit, zusätzlich sind Personal-Trainings per Video-Call und Ernährungsberatung auf dem Spiegel möglich.
Als Fußball-Torhüter war Timo Hildebrand deutscher Nationalspieler und mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister. Inzwischen organisiert er Yoga-Festivals und eröffnet mit dem Vhy! Ein eigenes veganes Restaurant in Stuttgart. Moderatorin Jennifer Sarah Boone hat mit Hildebrand über seinen Weg zum Yoga und veganer Ernährung gesprochen.
„Ich kenne Yoga schon aus meiner Nationalmannschaftszeit 2006 bei der WM. Ich bin 2015 an der Hüfte operiert worden und habe nach einem Weg gesucht, wie ich mich in meinem Körper besser fühlen kann. Yoga ist eine gute Methode, um sich nach den Fußballschäden wieder in Form und die Balance zu bringen“, so Hildebrand, für den Yoga inzwischen „absolut in der Mitte der Gesellschaft angekommen“ ist. Vor allem im Corona-Lockdown ist Yoga für Hildebrand der Weg zu körperlicher und geistiger Gesundheit: „Viele sind zu Hause gebunden und es gibt eine Menge Online-Angebote. Im Grunde muss man nur die Matte ausrollen und kann mit YouTube-Videos loslegen. Das ist ein guter Ersatz für jemanden, der sonst joggen geht, Fahrrad fährt oder ins Fitness-Studio geht.“
Adam Ondra ist einer der erfolgreichsten Sportkletterer unserer Zeit. Er kletterte erfolgreich die schwierigste Route der Welt und etablierte einen neuen Schwierigkeitsgrad - 9c. Auch beim Big-Wall-Klettern hat der tschechische Kletterer gezeigt, was er drauf hat: Er bezwang die Dawn Wall in nur acht Tagen - bei seinem allerersten Trip nach Yosemite. Der Film "The A.O." im Public Stream zeigte alles über die Kräfte, die Ondra zu neuen Höhen treiben.
Und der Star des Films war selbst live dabei und beantwortete Fragen zu seiner einzigartigen Karriere. So verriet er der ISPO-Community, dass er auf jedem Trip Proteinriegel und warmes Wasser oder Tee dabei hat. „Ich achte sehr auf die Qualität meiner Zutaten. Ich vermeide Fast Food und esse dreimal täglich warme Mahlzeiten“, erklärte Ondra seinen Ernährungsplan.
Sein größter Wunsch für die Zukunft ist nicht etwa eine 10a zu klettern, sondern „in der Lage zu sein, so lange wie möglich weiter zu klettern, und das gar nicht zwingend auf allerhöchstem Niveau.“ Nun aber gilt seine volle Aufmerksamkeit der Kletter-Premiere bei Olympia in Tokio.
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