Den April hat es in der aktuellen Corona-Pandemie besonders stark getroffen: Während im März die Geschäfte in vielen Ländern zumindest noch ein paar Tage oder Wochen geöffnet waren, bedeutete die Krise im April für die meisten Händler in Europa den kompletten Shutdown. Es war ein Moment, in dem niemand wusste, wie sich die Lage entwickeln würde. Klar war nur, dass die Situation gesundheitlich, wirtschaftlich und existenziell bedrohlich war. Für einen ersten Überblick startete ISPO am 9. April eine internationale Online-Umfrage zu den Auswirkungen der Corona-Krise im Sportfachhandel. Die Umfrage gibt einen konkreten Eindruck über den tatsächlichen Zustand im Handel.
- Nur 9 Prozent der befragten Händler konnten im April ihre Geschäfte ganz normal öffnen.
- Fast die Hälfte aller Händler (44 Prozent) mussten ihre Geschäfte komplett schließen.
- 34 Prozent konnten immerhin das Onlinegeschäft aufrechterhalten, während die stationären Läden dicht machen mussten.
Die Talfahrt bei den Umsätzen hatte sich bei vielen bereits im März angekündigt:
- Insgesamt verzeichneten 83 Prozent der Händler im März einen Rückgang der Umsätze im Vergleich zum Februar.
- Fast ein Fünftel (17 Prozent) der Händler sogar um mehr als 80 Prozent.
- Genauso viele Händler (17 Prozent) spürten im März noch gar keine Auswirkungen und machten sogar Gewinne, weil die Geschäfte noch nicht schließen mussten.
Bei der Prognose für den April verdüstert sich das Gesamtbild deutlich:
- Fast die Hälfte aller Befragten rechneten für den April mit mehr als 80 Prozent Umsatzverlust.
- Dass der Shutdown auch den Mai komplett beherrschen würde, konnten sich hingegen nicht alle vorstellen. Zwar rechneten einige Händler auch im Mai mit dem gleichen Szenario und Umsatzverlusten mit mehr als 80 Prozent, die Mehrheit der Händler ging jedoch von weniger dramatischen Einbrüchen aus.
- Da stationäre Geschäfte geschlossen und direkte Kontakte zwischen Menschen verboten waren, entwickelten 72 Prozent der Händler neue Strategien, um den Verkauf aufrecht zu erhalten.
- Stationäre Händler richteten Abholservices für Produkte am Geschäftseingang ein sowie Lieferdienste vom Store zum Kunden.
- Multichannelhändler nutzten ihre stationären Filialen und verschickten von dort Pakete.
- Viele Händler haben in der Krise digitale Medien genutzt, um weiter in Kontakt mit den Kunden zu bleiben. Die bevorzugten Kanäle waren E-Mails, Social Media und die eigene Website.
- Die Bedeutung des E-Commerce ist in der Krise vielen schmerzhaft bewusst geworden. Fast die Hälfte der befragten Händler betreiben keinen Onlinehandel. 20 Prozent davon wollen jetzt aber damit anfangen.
Angesichts der bevorstehenden Orderrunde für die Saison SS 2021 können sich 73 Prozent der Händler vorstellen, auf den Besuch von Showrooms zu verzichten und stattdessen über digitale Tools zu ordern. Mit 27 Prozent sehen fast ein Drittel der Befragten darin keine Alternative.
Viele Händler mussten angesichts der Schließungen Mitarbeiter beurlauben, in Kurzarbeit schicken oder sogar entlassen.
- Immerhin die Hälfte brauchte zu keinen derartigen Maßnahmen greifen und konnte die Belegschaft weiterhin beschäftigen.
- Zwei Prozent hatten im Onlinehandel so viel zu tun, dass sie sogar neues Personal einstellten.
- 46 Prozent waren gezwungen, ihre Mitarbeiter ganz oder teilweise nach Hause zu schicken.
- Davon gab ein Drittel an, die Mitarbeiter während des Shutdowns nicht bezahlen zu können.
- Andere (28 Prozent) zahlten trotz Beurlaubung die vollen Löhne aus, gaben aber mehrheitlich an (68 Prozent), dazu nur ein bis drei Monate in der Lage zu sein.
- Mit staatlichen Hilfen können nicht alle rechnen: Ein Drittel der Händler erwartet keine finanzielle staatliche Unterstützung für die Zahlung von Löhnen.
Waren zu Beginn der Krise Fixkosten wie Mieten und Gehälter im Fokus der Diskussion, so zeigt die Umfrage, dass sich die Mehrheit der Händler (41 Prozent) in erster Linie um die finanziellen Verpflichtungen gegenüber den Lieferanten sorgt. Erst dahinter rangieren die Kostenpunkte Gehälter (28 Prozent), Miete (12 Prozent) und Steuern (12 Prozent).
- Hohe Kredite wollen die meisten Händler nicht aufnehmen: Die Hälfte (46 Prozent) wäre bereit, einen Kredit von bis zu 50.000 Euro aufzunehmen, 11 Prozent mehr als 500.000 Euro.
- Würde die Situation des Shutdowns noch länger dauern, befürchten 41 Prozent der Händler, ihr Unternehmen nach ein bis drei Monaten ganz schließen zu müssen. 7 Prozent müssten schon vorher für immer zusperren. Ein Fünftel wäre in der Lage, die Situation ein ganzes Jahr durchzuhalten.
An der Umfrage haben 132 Händler aus mehr als 20 Ländern teilgenommen. Die meisten davon (21 Prozent) stammen aus Deutschland, gefolgt von Österreich, Italien, Schweiz und Frankreich. 65 Prozent der befragten Händler betreiben ein stationäres Geschäft, 35 Prozent zwei oder noch mehr. 10 Prozent sind reine Onlinehändler, 58 Prozent bedienen beide Kanäle. Bei den Sortimenten überwiegen die Kategorien Outdoor (73 Prozent), Wintersport (41 Prozent), Sports Fashion (34 Prozent) und Running (29 Prozent).
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