Mit seiner Keynote setzt Sebastian Lancastremere den Ton für den zweiten Tag des ISPO Digitize Summit. Der Head of Global Sports Business von Microsoft weiß: Die Branche ist im Wandel. Ihr Motor: Künstliche Intelligenz!
„Ab 2020 werden 40 Prozent der Bevölkerung Digital Natives sein“, die Industrie muss sich diesem Fakt anpassen. In einer Zeit, in der Unternehmen wie Facebook mehr Mitglieder als China, Indien oder die Vereinigten Staaten Einwohner haben, rät er der Branche, das eigene Unternehmen als Soziales Netzwerk zu verstehen, aus dem man Daten sammeln und verwerten kann. Microsoft Sports Business berät große Unternehmen und Vereine wie LaLiga oder Real Madrid. doch auch Mittelständler können davon profitieren. Im Global Sports Innovation Center in Madrid bündelt Microsoft die Expertise von über 1500 Startups in über 30 Ländern. Lösungen, die dort heute für die großen Spieler der Branche gefunden werden, seien in wenigen Jahren auch für kleinere Unternehmen verfügbar.
Doch laut Steven Mc Auley, dem Mitgründer der Unternehmensberatung Tinybox, können Mittelständler schon heute KI-Anwendungen nutzbringend einsetzen. Ganz ohne große Investitionen oder komplizierte Umstrukturierungen. Der Grund: „Google, IBM und Microsoft, die wollen ihre Algorithmen trainieren“, die meisten Anwendungen seien deshalb umsonst und einfach per Web-App nutzbar. Ein Beispiel dafür ist Google Cloud AutoML. Dort stellt der Internetriese mächtige Machine-Learning-Tools frei verfügbar ins Netz.
Damit diese in Zukunft intensiver genutzt werden, müssen Manager in ihren Teams Akzeptanz für Veränderung schaffen durch Change Management. Besser noch, die Neugier wecken und damit die Lust am digitalen Wandel entzünden. Zum ISPO Digitize Summit 2019 bringt Mc Auley vier Tricks mit, die fast automatisch für Wandel in Unternehmen jeder Größe sorgen:
Um KI zu implementieren, braucht man zuerst einmal einen Anwendungsfall. Im wöchentlichen Jour fixe stellt jeweils ein Mitarbeiter ein Problem vor, dass sich mit Künstlicher Intelligenz lösen lässt. Dabei ist es egal, ob das Beispiel direkt aus der Firma kommt oder komplett fachfremd ist. Durch Lösungen aus dem Profi-Sport, der Gastronomie und der Retail-Industrie bekommt man ein Gefühl dafür, welche Probleme durch KI gelöst werden können.
Wer behauptet, das eigene Unternehmen könne vom digitalen Wandel nicht profitieren, spielt mit seinen Mitarbeitern „Kill your Company“. Gesucht werden Wege, das eigene Unternehmen innerhalb von zwei Wochen komplett an die Wand zu fahren. Im zweiten Schritt leitet man aus diesen Ideen Herausforderungen ab, mit denen die Firma aktuell konfrontiert ist und sucht nach Lösungen.
Als Steve Jobs Apple verlies und Pixar übernahm, setzte er sich dafür ein, alle Unternehmenstoiletten zu schließen. Alle, bis auf eine. Das klingt verrückt, hat aber einen Hintergrund: Jobs war der Meinung sein Unternehmen brauche einen Ort, an dem sich die Mitarbeiter aller Abteilungen über Probleme austauschen können, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Wem diese Idee zu radikal ist, lässt sich von SAP inspirieren. Am Standort in Palo Alto merkte man, dass die Kaffeeküche ebenfalls ein Ort des Austauschs ist. Seitdem hängt neben jedem Kaffeeautomaten ein Whiteboard, auf das Ideen und Probleme geschrieben werden können. In der „Friday Morning Coffee Conversation“ schaut jede Abteilung bei einer gemeinsamen Kaffeepause auf das Whiteboard und diskutiert, was sich die Woche über dort angesammelt hat.
Aus Shenzhen bringt Mc Auley folgenden Tipp mit: Ideen, Algorithmen und Prototypen sollten so schnell wie möglich umgesetzt werden. In der chinesischen Metropole sitzen Foxconn und andere Hardware-Hersteller. Bestellt man dort einen Prototyp, kann man den bereits am nächsten Tag seinen Kunden zeigen und Feedback einholen. In China nennt man das „good-enough“-Standard, ein funktionierendes Produkt, das man in einem zweiten Schritt perfektioniert.
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