Gerüstbauten werden neben Frachtcontainern und Food Trucks stehen, eine Lounge mit Tischen und Sitzen wird Coworking-Atmosphäre verbreiten und zum Austausch über das „Outdoor von morgen“ einladen. Kurz gesagt: „Die Halle wird wie ein kleines Dorf sein“, findet Constanze Fuchs, Community Manager Sportsfashion / Health & Fitness bei der ISPO Group. Die Rede ist von Halle B4 bei der OutDoor by ISPO (30. Juni bis 3. Juli 2019), in der ein Teil der Fläche unter dem Titel THE BORDERLANDS™ stehen wird. Nicht nur wegen der neuen Präsentationsmöglichkeiten bietet die Messe den Marken hier die Chance, aus dem Alltag auszubrechen.
THE BORDERLANDS™ soll auch für die Zukunft von Outdoor stehen. Gemeinsam mit der Onlineplattform Vanish.today, einer medialen Plattform für Outdoor Life & Style, aus den USA hat OutDoor by ISPO ein neuartiges Konzept entwickelt: Technische und urbane Produkte werden ergänzt um Fotografie, Design, Kunst und Food.
„Ziel ist es, die Grenzen von ‚outdoor‘ auszuloten und neu zu stecken“, sagt Fuchs, die daher neue Unternehmen und Besucherzielgruppen anziehen will, die zuvor nicht unbedingt daran gedacht hätten, die Outdoor-Messe zu besuchen. Sie denkt dabei etwa an Firmen aus dem Modebereich. Ausgestellt wird etwa auch der Wanderschuh der Zukunft sein, der mithilfe von Bastelarbeit, aber auch 3D-Druck entstanden ist.
In dieser Halle erweitert sich so auch die Auswahl der Aussteller. Das Technikmagazin Techhunter wird sich ebenso präsentieren wie Adidas, das wie andere Aussteller neben dem üblichen großen Messestand als Ergänzung auch Platz in der Zukunftswerkstatt einnimmt. Im Mittelpunkt steht dabei der Dreiklang: „Nature, Future, Culture“. Alle drei Komponenten sollen zusammenwirken, um Innovation im Sportbusiness zu fördern.
Das ist der Grund, wieso Mode und Technik dort Seite an Seite stehen werden. „Das mag für manches Unternehmen aus dem ursprünglichen Outdoor-Bereich anfangs vielleicht noch befremdlich wirken, aber wir wollen einen Ausblick auf die Zukunft wagen“, sagt Fuchs. Die Unternehmen werden sich in dieser Atmosphäre wohl auch schnell daran gewöhnen.
Denn zur Zukunft zählt eben, dass sich Sport und die Bekleidung dafür schon in der Gegenwart verändert haben – von der Leibesertüchtigung zum Lifestyle. Das verändert auch die Anforderungen an die Hersteller. Es genügt nicht mehr, nur reine Sportkleidung herzustellen, die Unternehmen müssen inzwischen Grenzen verschwimmen lassen: zwischen Arbeit und Freizeit oder sogar Arbeit und Betriebsfitness. „In den Mega-Citys in Asien machen manche Menschen nachts ihre Rennrad-Touren, um dem Smog zu entgehen. Das erfordert neue Denkweisen.“
Immer mehr Menschen trainieren inzwischen auch auf dem Weg von der Arbeit nach Hause oder gleich zuhause im Wohnzimmer, andere Kunden flanieren aber mittlerweile auch mit Outdoor-Jacken durch die Stadt oder tragen sie bei der Arbeit, weil es ihrem Style entspricht.
„Die lange Zeit gepflegte, sehr einseitige Ausrichtung der Kollektionen allein auf Outdoor High Performance greift in unserer Zeit zu kurz“, sagt auch Sportfashion-Designerin Nora Kühner. „Wir müssen Funktion neu denken und im zeitgemäßen Kontext entwickeln.“
Daher wird auch die ISPO Academy Masterclass Teil von THE BORDERLANDS™ sein. Die Masterclass fand zuletzt bei der ISPO Munich 2019 und insgesamt bereits viermal statt. Sie richtet sich im Sportbereich an die „Designer von morgen“. Auch bei der OutDoor by ISPO wird es ihr Ziel sein, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, den Sport durch innovative Ideen weiterzuentwickeln und damit den Fokus der gesamten Industrie zu weiten.
„Aufgrund des tollen Feedbacks, das wir am Stand auf der ISPO Munich 2019 erhielten, sehen wir THE BORDERLANDS™ auch als die richtige Location für uns – da gehören wir hin!“ sagt die Designerin Kühner, die die Denkwerkstatt entwickelt hat und leitet. „Der Sportbranche zeitgemäße Ideen und neue Wege aufzuzeigen, ist von Beginn an die Triebfeder der Masterclass.“
Auch Fuchs findet die Verknüpfung passend, aufgrund der ähnlichen Zielgruppe, und weil die jungen Designer Ideen haben, „die die Augen für zukünftige Lösungen öffnen“. „Das ist genau die Inspiration, die wir suchen“, raunten gleich mehrere Unternehmen Kühner bei der ISPO Munich 2019 zu. Sie will die Masterclass daher zum festen Bestandteil der Sportwelt machen.
Die Zusammenkunft in der ohnehin ideenreichen Halle B4 könnte nun einen erfolgreichen Aufbruch in die Zukunft des Outdoor-Bereichs bedeuten. „In den bisherigen vier Workshops hat sich gezeigt, dass die Designtalente die richtigen Fragen stellen, spannende Impulse geben und Perspektiven für den Sport abseits kurzlebiger Trends gestalten“, sagt Kühner.
Anders als bei der ISPO Munich werden nun weniger Jungdesigner am Workshop (etwa 15 statt 29) teilnehmen, zudem verändert sich die Zielsetzung: Statt wieder „bei Null zu starten“ sollen die vier besten Konzepte der ISPO Munich 2019 dieses Mal ausgebaut werden. Die Teilnehmer werden auch öffentliche Kreativ-Debatten über Health & Fitness oder Outdoor-Fashion im 21. Jahrhundert mit Messebesuchern und Ausstellern führen.
Unterschiedliche Outdoor-Blickwinkel garantiert nicht nur die Auswahl der Aussteller, sondern auch die Auswahl der Design-Studenten, die am Workshop teilnehmen. Die kommen aus ganz unterschiedlichen Teilen der Welt – die Bandbreite des Kurses reicht von Finnland über Schweden nach London, Portland in den USA und Chinas Hauptstadt Peking.
Sport treiben in der Natur und Sport treiben in der Stadt sind also auch schon unter den jungen Entwicklern zwei Pole. So können die Designer gemeinsam Ideen für multifunktionale Sportkleidung auf der ganzen Welt entwickeln.
„Die sich daraus ableitenden Anforderungen an Sportbekleidung und -ausrüstung müssen endlich Eingang in die Produktgestaltung finden“, findet Kühner. THE BORDERLANDS™ und die Masterclass versuchen nun die gesamte Sport- und Outdoor-Industrie dafür sensibilisieren.
Für die Frachtcontainer und das Gerüst wird der Einsatz auf der OutDoor by ISPO in diesem Jahr übrigens sicher nicht der letzte sein: „Es wandert wenig in den Müll“, sagt Fuchs. „Unser Konzept ist nachhaltig. Nach der Messe wird das Gerüst wieder Einsätze auf der Baustelle haben.“
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