Die ISPO Academy Masterclass verfolgt ein klares Ziel: Nachwuchsdesigner an die Sportbranche heranzuführen und so die „Kunden und Entscheider von morgen“ in den Gestaltungsprozess der Sportprodukte von heute einzubinden. Designstudierende von neun internationalen Schulen nahmen an der dritten Masterclass teil, um gemeinsam Ideen für die Sportbekleidung der Zukunft zu entwickeln.
„Mit der Masterclass wollen wir neue Perspektiven für funktionale Bekleidung entwickeln. Wir wollen Funktion neu denken, neue Szenarien imaginieren angesichts der rasanten Veränderungen, die stattfinden,“ erläutert Nora Kühner. Die Teilnehmer entwickeln Produkte, die „funktionieren, in unsere Zeit passen und im besten Fall vorausschauen.“ Davon könne die Sportindustrie profitieren.
Die Teilnehmer wiederum erhalten in der ISPO Academy Masterclass wertvolle Einblicke in eine Branche, die „spannende und vielfältige Herausforderungen bietet“, sagt die renommierte Sportfashion-Designerin, die das Konzept der Masterclass 2015 zusammen mit Designkollege Rolf Günther entwickelt hatte.
Mit dem Motto „Sports New Clothes – modular – versatile – sustainable“ (übersetzt: „Des Sports neue Kleider – modular – vielseitig – nachhaltig“) war der thematische Rahmen der Masterclass 2018 zwar vorgegeben. In der Ideenfindung waren die Teilnehmer allerdings völlig frei. Dennoch kristallisierten sich schnell drei Schwerpunktthemen heraus, die alle Designstudenten von Österreich, über Schweden und Finnland bis nach Taiwan beschäftigten:
- Gesundheit: Die Beziehung von menschlichem Körper, Bewegung und Textilien sowie die Auswirkung von Bekleidung auf Gesundheit und Regeneration ist ein Thema, das die Teilnehmer im Masterclass Workshop beschäftigte und auch auf der ISPO Munich 2019 Schwerpunktthema sein wird.
- Humanisierte Technologie: Wie weit gehen wir beim Einbau von Technik in Funktionskleidung? Inwieweit greift man in den menschlichen Körper ein? Welche Verantwortung tragen hier Gestalter und Hersteller? Auch ethische Fragen zur Technologie wurden in der Masterclass diskutiert.
- Transformability: Die Möglichkeit, Dinge vielfach und für unterschiedliche Zwecke zu nutzen, ist ein wichtiges Trendthema für die Studenten und die Sportbranche, sagt Kühner. Das gehe über den reinen Multisport-Ansatz hinaus. Die jungen Menschen verlangten immer mehr Kleidung, die sie von morgens bis abends begleiten könne, die sich adaptieren und verschiedenen Situationen anpassen lasse, sagt die Expertin.
Tatsächlich in Prototypen umgesetzt wurden zwei Konzepte, die sich beide beschäftigten mit dem Thema Transformability bzw. Adaptability beschäftigten.
Fünf Designstudenten konzipierten einen Anzug, der durch unterschiedliche Textillayers verschiedene Kombinations- und Tragemöglichkeiten bietet: vom Office-Look über das Sportoutfit bis hin zum Anzug für das Abendevent. „Dahinter steckt die Idee der Adaptability“, erklärt Kühner. „Sportbekleidung ‚umzunutzen‘ und in neue Szenarien zu überführen“.
Der Gedanke ist grundsätzlich nicht neu. „Der Sneaker ist das beste Beispiel“, erläutert die Expertin. „Er bringt mich vom Trailrunning bis abends in die Oper“. Kühner weiß: „Dieses spartenübergreifende Denken, Sport und Style zu verbinden, das beschäftigt die jungen Leute.“ Damit müsse sich auch die Sportbranche mehr auseinandersetzen. „Man kauft nicht wie früher ein, mit einer Klamotte für die Arbeit, einer für den Alltag und einer für den Sport. Die Grenzen lösen sich immer mehr auf“. Das sei bereits in den Dresscodes der Arbeitswelt zu sehen, die immer legerer werden. Gerade die Sportbranche habe hier Potenzial, zum „Everyday-Compagnon“ zu werden, sagt Kühner. „Weil Sportbekleidung funktional ist, pragmatisch und leicht zu pflegen“ – und „sehr stylisch“ sein könne, betont Kühner.
Gleich zwei Teilnehmer brachten die Idee, eine Jacke in ein Zelt zu verwandeln, in die Masterclass mit. Dahinter stecke vor allem der „Wunsch nach Reduktion, auch in der Ausrüstung“, sagt die Fashion-Expertin. Hinzu käme das Bedürfnis nach Flexibilität, sich etwa spontan entschließen zu können, die Nacht draußen zu verbringen oder auf dem Open-Air-Gelände zu campen.
Das Ergebnis dieser Ideen und Bedürfnisse ist eine leicht wattierte Steppjacke, die sich in einen Schlafsack umwandeln lässt. Zwei zusätzliche Layers, die zum Zelt umfunktioniert werden können, ergänzen die Jacke.
Das Konzept der transformierbaren Jacke fand in der Branche großen Anklang. So lud das Nachhaltigkeitslabel bluesign Kühner und zwei Masterclass-Teilnehmerinnen auf seine Konferenz nach Mailand ein, um die Jacke vorzustellen. „Der internationale Zuspruch war groß“, berichtet Kühner. Die Erfahrung machte erneut deutlich, dass sie mit der Masterclass „am Puls der Zeit“ sei. „Transformability war auch ein Keyword für die Konferenz, da konnte man prima anknüpfen“.
Vor allem für die Generation der Digital Natives ist Transformation längst alltägliche Realität. „Transformation findet in allen Bereichen statt“, erläutert Kühner. „Nicht nur dass unsere Arbeitswelt und der Alltag digitaler wurde, auch die Sportbranche wird sich transformieren müssen, um zeitgemäß zu agieren,“ betont die Expertin.
Die vierte ISPO Academy Masterclass im Februar 2019 wird das Thema „Des Sports neue Kleider“ weiterführen. So viel verrät Kühner schon mal. „Wir bleiben bei der Guideline: Neue Kleider, neue Szenarien, Funktionen neu denken – angesichts der Möglichkeiten in Technologie und Wissenschaft.“
Auch das Thema Gesundheit wird eine große Rolle spielen. Ansonsten will sich Kühner „überraschen lassen, was die neuen Teilnehmer in den Workshop mitbringen.“ Dass es wieder spannende, herausfordernde und zukunftsträchtige Ideen sein werden, ist für Kühner aber jetzt schon sicher.
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