Während Ski und Snowboard gut gewachst im Keller ruhen, haben Klettergurte und Kletterseile normalerweise Hochsaison. Im Winter ist es genau andersherum, auch wenn‘s nicht wirklich so gedacht war. Schließlich ist Klettern 365 Tage im Jahr möglich, bei Schneesturm halt in der Kletterhalle.
Bei vielen Kletterfreunden sieht die Praxis jedoch anders aus. Feiertagsstress, Beziehungskrise … es fehlt an Zeit und Motivation. Da kann die Ausrüstung aber nichts dafür – und das kann man für sie tun:
Kinder, wie die Zeit vergeht
Trotz bester Qualität: Ausrüstung ist vergänglich. Sie besitzt eine vom Hersteller definierte Mindest-Lebensdauer, die sogenannte Ablagefrist, nach der sie ausgetauscht werden muss (je nach Hersteller und Produkt verschieden, bei Mammut-Seilen z.B. 10 Jahre).
Ist die Ablagefrist vorbei, sollte man keine Kompromisse machen. Anders als beim Mindesthaltbarkeitsdatum von Lebensmitteln ist ein zeitlicher Sicherheitspuffer im Klettersport zwingend. Fast alle Ausrüstungsgegenstände beim Klettern zählen zur sogenannten PSA, der Persönlichen Schutzausrüstung, in der obersten Kategorie IIl. Das heißt nichts anderes, als dass ein Versagen tödliche Gefahren birgt.
Besser einmal mehr informieren
Fälle von Materialversagen innerhalb der vom Hersteller angegebenen Nutzungsdauer sind selten, doch sie kommen vor. Wenn der Fall eintritt, hat er schlimme Folgen – so wie bei einem 17-Jährigen in Tirol, bei dem 2012 auf dem Klettersteig Ottenalm-Diretissima das Klettersteig-Set versagte.
Erhalten Hersteller Kenntnis von unerwarteten Risiken, reagieren sie mit Rückrufaktionen – in der Autoindustrie längst Gewohnheitssache. Ob tatsächlich eines der von Ihnen persönlich verwendeten Produkte betroffen ist, erfahren Sie beim Hersteller oder auf den Übersichtsseiten von Bergsteiger-Portalen, hier zum Beispiel beim Schweizer Alpen-Club Sektion Basel.
Seile: Sehen und Fühlen
Ob ein Kletterseil intakt ist, lässt sich auch sehen und erfühlen. So sollte man die Kletterseile zum Saisonstart Meter für Meter durch die Hände gleiten lassen und prüfen. Verdickungen, Verdünnungen und Risse sind ein sicheres Zeichen für Handlungsbedarf.
Nicht immer ist es übrigens notwendig, ein schadhaftes Seil zu entsorgen. Gerade wenn der Defekt nahe am Seilende auftritt, kann gekürzt werden. Dafür verwendet man einen Seilschneider oder ein scharfes Messer. Der Seilschneider hat als Heißschneidegerät den Vorteil, dass die Fasern gleich wieder verklebt werden (Preis circa 80 – 170 Euro). Bei Verwendung eines Messers muss das Verkleben in einem zusätzlichen Arbeitsschritt geschehen, zum Beispiel mit Hilfe eines Feuerzeugs. Anschließend sollte man die Schnittstelle mit Tape sichern und die neue Länge am Seil vermerken.
Achtung: Das Kürzen hat nicht nur Einfluss auf die Seillänge, sondern verschiebt auch die Mittelmarkierung. Diese muss neu gesetzt werden. Der Deutsche Alpenverein empfiehlt dafür die Verwendung von Tinten Edding 3000, Retract 11 und Staedtler Lumocolor.
Verschmutzungen entfernen
Fallen beim Test der Kletterseile Verschmutzungen auf, ist eine Reinigung möglich. Die DAV Sicherheitsforschung empfiehlt, lokale Schmutzstellen mit lauwarmem Wasser und einer Bürste zu behandeln. So lässt sich eine großflächige Schwächung der Imprägnierung vermeiden.
Viele Hersteller erlauben aber auch eine Reinigung in der Waschmaschine. Dabei gilt
- Mildes Synthetik-Waschmittel verwenden
- Waschgang für Wolle nutzen
- Nicht schleudern
- Nicht in den Trockner geben
Das Seil sollte anschließend liegend (nicht hängend) getrocknet werden.
Test der Funktionalität
Spätestens mit dem Start der neuen Saison ist es auch angezeigt, die vorhandene Ausrüstung zu hinterfragen. Zwei Fragen stehen dabei im Mittelpunkt:
- Sind Seile, Karabiner, Gurt- und Sicherheitssysteme noch perfekt auf das eigene Kletterverhalten abgestimmt?
- Gibt es neue Produktentwicklungen, die die Sicherheit an der Wand erhöhen und mehr Flexibilität beim Klettern geben?
Ein gutes Beispiel sind die Sicherungsgeräte. Der Deutsche Alpenverein empfiehlt hier die Nutzung sogenannter Halbautomaten, die über eine Blockier-Unterstützung verfügen. Der Vorteil gegenüber dynamischen Sicherheitsgeräten ohne diese Funktion wird mit einem Plus an Sicherheit begründet. Nun hat das Münchner Unternehmen Auroco mit „Epic“ auf der ISPO 2016 erstmals ein tragbares System präsentiert, das den Kletterer über eine elektronische Steuerung automatisch sichert. Die Jury sah damit ein neues Sicherheitslevel erreicht und würdigte die Entwicklung mit einem ISPO Award in Gold. Ist also ein Wechsel sinnvoll? Eine Frage, die bei vielen Produkt-Innovationen steht – übrigens auch bei der Bekleidung – und die man sich im Zuge des Saison-Checks bewusst stellen sollte.
Vom Profi getestet
Ausrüster und Kletter-Shops bieten zum Teil an, die Kletterausrüstung professionell zu testen. Möglich ist das für
- Abseil- und Sicherungsgeräte
- Steigklemmen
- Seilrollen
- Bandschlingen
- Schließringe
- Karabiner
- Mitlaufende Auffanggeräte
- Rigging-Platten
- Helme und Bandfalldämpfer
- Auffanggurte
- Haltegurte
- Dynamikseile
- Halb-Statikseile
Die Kosten für den einzelnen Test beginnen ab drei Euro – ein Einsatz, der sich lohnen kann. Wer vor Ort keine Möglichkeiten hat, kann die fraglichen Ausrüstungsteile einfach einsenden, zum Beispiel bei der Alpinsport-Basis in Garmisch-Partenkirchen. Braucht es Ersatz, hilft das verfügbare Sortiment des Anbieters sicherlich, die Lücken wieder zu füllen, oft versandkostenfrei und zu guten Online-Konditionen.
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