Wintersport/06.12.2021

Lawine – was tun? So verhalten Sie sich richtig in und bei einem Lawinenabgang

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Lawinen bedeuten Lebensgefahr – die richtige Reaktion entscheidet über Leben und Tod. Allein in den Alpen sterben jährlich mehr als 100 Menschen bei Lawinenabgängen. Gerät man selbst in eine Notsituation mit einer Lawine, sollte man die wichtigsten Verhaltenstipps im Kopf haben: Lawine – was tun?

Naturschauspiel und tödliche Gefahr: eine Schneelawine rast talwärts
Naturschauspiel und tödliche Gefahr: eine Schneelawine rast talwärts

Lawinen sind nicht die Ausnahme, sondern Normalität. Ihre Zahl wird weltweit auf eine Million pro Jahr geschätzt. Dabei erreichen abgehende Schneebretter Geschwindigkeiten von über 300 km/h und entfesseln enorme Kräfte.

 

 

     

     

    Gefahrenstufen kennen, Risiken vermeiden

    Wer als Ski- oder Snowboardfahrer in eine Lawine gerät, braucht gutes Gerät, Sachkenntnis, schnelle Hilfe und vor allem Glück. Zwei von drei Verschütteten überleben das Lawinenunglück nicht.

    Ungeachtet aller technischen Verbesserungen im Lawinenschutz und bei der Ausrüstung bleibt der beste Schutz, Risikogebiete zu meiden. Konkret unterscheidet man in der europäischen Laweninengefahrenskala fünf verschiedene Gefahrenstufen mit jeweils folgenden Empfehlungen außerhalb der gesicherten Zonen: 

    • 1 = gering: „Allgemein sichere Verhältnisse“
    • 2 = mäßig: „Mehrheitlich günstige Verhältnisse. Vorsichtige Routenwahl, vor allem an Steilhängen der angegebenen Exposition und Höhenlage.“
    • 3 = erheblich: „Teilweise ungünstige Verhältnisse. Erfahrung in der Lawinenbeurteilung erforderlich. Steilhänge der angegebenen Exposition und Höhenlage möglichst meiden.“
    • 4 = groß: „Ungünstige Verhältnisse. Viel Erfahrung in der Lawinenbeurteilung erforderlich. Beschränkung auf mässig steiles Gelände / Lawinenauslaufbereiche beachten.“
    • 5 = sehr groß: „Sehr ungünstige Verhältnisse. Verzicht empfohlen."

    Video: Airbag rettet Snowboard-Profi

    Lawinengefahr selbst einschätzen lernen

    Wer das Risiko jenseits der präparierten Pisten eingeht, sollte sich der Gefahr bewusst sein. Nicht immer trifft es „nur“ die anderen! Gerade erfahrene Skifahrer oder Tourengänger werden häufig zu Lawinenopfern, weil die Häufung der sportlichen Ausflüge in den Tiefschnee das Risiko erhöht.

    Zu den essentiellen Schutzmaßnahmen zählt, die richtige Ausrüstung mitzuführen.

    Wichtig: Die „richtige“ Ausrüstung bedeutet auch, als Freerider über Produkt-Innovationen auf dem Laufenden zu bleiben. Jüngstes Beispiel: Zum „Product of the Year Ski 2016/2017“ wurde mit dem Avabag von Ortovox der leichteste Lawinenrucksack gewählt, der zurzeit am Markt erhältlich ist.

    Dank der innovativen Reduktion seiner Bestandteile – vor allem der Venturi-Einheit – bringt es das Airbag-System nur noch auf 640 Gramm, und das bei einer erhöhten Zuverlässigkeit.

     

    Lawinen-Schutzmaßnahmen sind:

    • Nie alleine gehen: Wer verschüttet wird, ist auf Hilfe angewiesen. Meist liegen zwischen Leben und Tod im Schnee kaum 15 Minuten.
    • Regelmäßig Schulungen besuchen, die zum Beispiel von Skischulen und vom DSV angeboten werden.
    • Auf gefährdeten Hängen Abstand zu anderen Snowboardern und Skifahrern halten.
    • Aufmerksam sein, um Gefahren zum Beispiel durch Geräusche unter dem Schneedecke frühzeitig zu erkennen.

     

     

     

    Lawinenabgang – jetzt geht es um Leben und Tod 

    Wer unausweichlich in eine Lawine gerät, kann seine Chancen durch richtiges Verhalten erhöhen. Dazu zählen der optimale Einsatz der Ausrüstung, die Vermeidung eines frühen Kontrollverlustes und der Schutz vor Verletzungen. 

    5 Tipps zum richtigen Verhalten in einer Lawine:

    • Versuchen Sie, auf den Beinen zu bleiben und seitlich aus der Lawine hinauszusteuern.
    • Besteht keine Chance zur Flucht (was meist der Fall ist), trennen Sie sich rechtzeitig von Ski und Skistöcken. Bretter und Stöcke erhöhen nicht nur das Verletzungsrisiko sondern auch die Gefahr, tiefer verschüttet zu werden.
    • Der Abwurf der Stöcke hat Priorität! Stecken die Hände in den Schlaufen, sind die folgenden Sicherungsmaßnahmen wahrscheinlich nicht durchführbar.
    • Bedienen Sie ggf. die Ausrüstung (Lawinen-Airbag, AvaLung-Weste) und versuchen Sie, sich mit Schwimmbewegungen an der Oberfläche der Lawine zu halten.
    • Bilden Sie mit den Händen einen Hohlraum vor Mund und Nase, bevor der verdichtete Schnee zum Stillstand kommt und Ihnen kein Bewegungsspielraum mehr bleibt. Zusätzlich sollten Sie versuchen, eine gehockte Stellung einzunehmen: Arme vor die Brust, Hände als Atem-Hohlraum vor Mund und Nase.

    Wer vollständig verschüttet wurde, hat nur selten die Möglichkeit, sich selbst zu befreien. Dafür ist der Schnee zu dicht und der Bewegungsspielraum zu gering. Dabei ist es unerheblich, ob man 20 Zentimeter oder 2 Meter unter der Oberfläche ist. (Im Durchschnitt sind es übrigens 70 bis 80 cm.)

    Von entscheidender Bedeutung kann jedoch die Tiefe für die Helfer sein. Wichtig: Die Rettungsmaßnahmen müssen sofort beginnen, denn jede Sekunde zählt.

    Wer den Lawinenabgang aus der Distanz beobachtet, sollte versuchen, Betroffene und ihre abschließende Position im Auge zu behalten. Die genaue Kenntnis der Lage ist wichtigste Voraussetzung einer rechtzeitigen Bergung. Diese Beobachtung kann also Leben retten, gerade wenn kein Lawinenball die Position des Betroffenen markiert.

     

    7 Tipps für Lawinen-Helfer:

    • Begeben Sie sich an die vermutete Verschüttungsstelle und versuchen Sie, die genaue Position durch optische oder akustische Signale zu bestimmen. Achten Sie dabei auf Ihre persönliche Sicherheit, also zum Beispiel die Gefahr von Nachlawinen.
    • Markieren Sie den vermuteten Suchbereich, um sich dauerhaft zu orientieren.
    • Gehen Sie strukturiert und ruhig, aber schnell vor. Bei mehreren Personen sind die Aufgaben zu verteilen: Bergrettung informieren, Überblick der Situation verschaffen – gerade bei mehreren Verschütteten.
    • Starten Sie die Suche mit dem LVS (Verschütteten-Suchsystem), indem Sie dem stärksten Signal folgen und den Suchradius immer weiter einschränken. Die sichere Beherrschung des Gerätes zählt zu den Pflichten für alle Wintersportler, die sich jenseits der Pisten bewegen.
    • Ist kein LVS verfügbar, starten Sie die Suche mit Sonden. Bleiben Sie in jedem Fall am Unfallort, bis die Rettungskräfte eintreffen.
    • Nach der Ortung des Verschütteten sollte sofort mit dem Ausgraben begonnen werden. Dafür kann eine Lawinenschaufel verwendet werden. Wichtigste Aufgabe ist die Freilegung des Kopfes und eine Kontrolle, ob die Atemwege frei sind.
    • Leiten Sie die notwendigen Maßnahmen der Ersten Hilfe ein und versuchen Sie, das weitere Auskühlen des Geborgenen zu verhindern. Vorsicht beim Bewegen des Verschütteten. Sie können bei einer Unterkühlung zu ernsthaften Herz-Kreislauf-Problemen führen.

    Das Wichtigste ist jedoch, erst gar nicht in eine Lawinen-Notsituation zu geraten. Informieren Sie sich bereits vor einer Skitour über die Lawinengefahr. Nutzen Sie den Lawinen-Lagebericht des Deutschen Alpenvereins und vermeiden Sie jede Gefahrensituation. Wir wünschen Ihnen viel Spaß und Gesundheit!

    Ein Tipp zum Schluss: Der ISPO Award prämiert jedes Jahr die besten Sportprodukte, darunter auch Innovationen bei Lawinen-Airbags und im Bereich Freeriding.




    ISPO Logo Autor: ISPO.com