Eva Walkner, 38, ist in der Freeride-Szene schon lange eine Größe. Sie ist Doppelweltmeisterin auf der Freeride World Tour (FWT) – und sie liebt die Natur, das Powdern abseits präparierter Pisten. Dazu gehören aber auch das richtige Risiko-Management, detaillierte Lawinenkunde und natürlich das passende Equipment. Ein Lawinenrucksack „ist da bei mir, wie bei vielen anderen, inzwischen obligatorisch“.
Eva Walkner hat schon so einiges erlebt in ihrer Sportlerkarriere. Zuerst war sie Rennfahrerin im Österreichischen Skiverband, fuhr Weltcuprennen, doch mehrere Verletzungen bedeuteten das Aus. Sie schulte um – auf Sportjournalistin. Währenddessen entdeckte sie das Freeriden. Schnell wurde sie zur internationalen Größe, seit 2010 fährt sie bei der Freeride World Tour mit. 2015 und 2016 holte Walkner sich den Weltmeister-Titel. Insgesamt stand sie bereits 17 Mal bei der FWT auf dem Podium.
Im Interview mit ISPO.com erklärt die ABS-Teamfahrerin, welche vier Ausrüstungsgegenstände beim Freeriden immer dabei sind, wie der Lawinenrucksack das Leben ihrer Freeride-Kollegen rettete und warum das ABS-P.Ride-System ihr Sicherheitsgefühl beim Freeriden nochmal verbessert.
Welche Ausrüstung haben Sie beim Freeriden und für Skitouren immer dabei?
Eva Walkner: Zum Freeriden sollte man unbedingt das Standard-Equipment mitnehmen. Dazu gehören:
- Schaufel,
- Sonde,
- LVS-Gerät
- und ABS-Rucksack.
Der Lawinen-Rucksack gehört für mich, genauso wie für viele andere Fahrer, inzwischen zur Standard-Ausrüstung dazu. Dann kann man natürlich noch ein Erste-Hilfe-Set und einen Biwak-Sack einpacken. Ich habe immer noch eine dicke, aber sehr kleine Primaloft- oder Daunen-Jacke mit.
Sollte sich jemand verletzen, kann ich so noch ein bisschen Wärme spenden und wir können so beispielsweise verhindern, das die verletzte Person auskühlt. Helm und Rückenprotektor sind für mich sowieso obligatorisch.
Sie sagen, der Lawinenrucksack ist für Sie nicht mehr wegzudenken. Warum sind Sie da so überzeugt?
Ich nehme ja sowieso einen Rucksack mit, wenn ich ins Gelände gehe. Warum sollte ich einen normalen Rucksack nehmen? Der Lawinenrucksack wiegt nur ein bisschen mehr, und wenn ich an ein Worst-Case-Szenario denke, dann kann ich mit dem Lawinenrucksack das Unfallrisiko verringern.
Natürlich ist das keine Garantie, dass nichts passiert. Ich sage nicht, „ich habe einen Lawinen-Rucksack, deswegen fahre ich diesen Hang. Ohne ABS würde ich ihn nicht fahren“. Das wäre nicht die richtige Einstellung.
Wenn ich mich aber entscheide, dass ich einen Hang fahre und es sollte wirklich etwas passieren, dann habe ich mit dem ABS noch eine weitere Chance, die mein Leben retten kann. Jeder Freerider muss überlegt handeln und sich ständig weiterbilden. Ein Lawinenrucksack darf mental nichts ändern, man darf sich dadurch nicht stärker fühlen. Der ABS ist aber eine weitere entscheidende Risikominimierung.
Haben Sie Ihren ABS schon einmal ausgelöst?
Nur Testauslösungen habe ich bisher gemacht. Gott sei Dank ist mir noch nichts passiert. Es sollte das Ziel jedes Freeriders sein, das ABS-System nie auslösen zu müssen. Deshalb sollte jeder Freerider oder Skitourengeher viel Wert auf Ausbildung und Weiterbildung legen. Bei der Testauslösung war es eigentlich ganz einfach, man zieht und die Twinbags blasen sich sofort auf.
Sicher ist es super, wenn jeder beispielsweise kurz vor der Saison so eine Testauslösung macht. Dann weiß jeder, wie fühlt sich das an, wie stark muss ich an dem Griff ziehen. Bei Testevents bieten wir das auch immer wieder an. Das Material kann mein Lebensretter sein, deshalb ist es sehr wichtig, sich mit dem Lawinenrucksack und natürlich auch dem restlichen Safety-Equipment auseinanderzusetzen.
Inzwischen hat ABS das P.Ride-System. Das heißt, der Partner kann den Lawinenairbag ebenfalls auslösen. Diese Innovation ist auch entwickelt worden, weil Studien gezeigt haben, dass bei Lawinenunfällen 20 Prozent der Airbags nicht ausgelöst wurden...
Das ist sicher eine tolle Innovation von ABS. Viele Guides nutzen derzeit das System, das heißt, ich kann von oben oder unten als Guide den ABS auslösen. Das ist für mich eine megacoole Sache. Beim Filmen habe ich dieses Jahr den P.Ride verwendet, weil man beim Filmen doch ein bisschen mehr Risiko eingeht. Da habe ich einen Guide dabeigehabt, der hätte für mich ‚ziehen können’.
Das ist vielleicht ein etwas beruhigenderes Gefühl, wenn ich weiß, dass oben bzw. unten jemand steht, der das für mich regeln würde, falls ich wirklich nicht selber an den Auslösegriff ran kommen sollte.
Das Ziel sollte natürlich sein, dass alle Fahrer irgendwann auf das P.Ride-System umsteigen und jeder für jeden den Airbag auslösen kann.
Vergangenes Jahr starben Ihre enge Freundin, die Freeridern Matilda Rapaport, und die Snowboarderin und Freeride-Weltmeisterin Estelle Balet bei Lawinenunglücken. Glauben Sie, die beiden hätten mit P.Ride-System überlebt?
Bei Estelle war nicht die Verschüttung das Problem, sondern der Absturz durch eine Rinne. Bei Matilda weiß ich nur, dass es extrem lange gedauert hat, bis man sie gefunden hat. Mir wurden hier zu viele Geschichten und Versionen erzählt, das wäre jetzt Spekulation.
Aber es gibt im Hinblick auf das ABS-System sehr, sehr viele positive Geschichten, bei denen man sagen kann: Wenn die den ABS nicht gezogen hätten, dann wäre das ganz anders ausgegangen.
Welche Geschichten fallen Ihnen da ein?
Da ist zum Beispiel die ehemalige Freeride-Weltmeisterin Elyse Saugstad, die von einer großen Lawine beim Freeriden in den USA erwischt wurde. Sie sagt, „ich verdanke mein Leben dem ABS-Lawinenairbag“. Auch die Pro-Snowboarder Géraldine Fasnacht und Xavier de Le Rue sagen, dass der ABS-Lawinenairbag ihr Leben gerettet hat.
In einem Interview erzählt Xavier nach dem Unfall, dass er durch das ABS-System an der Schnee-Oberfläche blieb.
Mit dem P.Ride hat sich bereits enorm viel getan, inwieweit wird sich ABS noch weiterentwickeln?
Ich wünsche mir spezielle Produkte für Frauen. Denn natürlich macht es einen Unterschied, ob ein 90 Kilogramm schwerer Mann mit 1,90m oder eine 1,65m große Frau mit 55 Kilogramm den P.Ride trägt. Insgesamt hat sich im Bereich Passform und geringeres Gewicht in den vergangenen Jahren schon vieles verbessert und ABS will noch weitergehen und das Gewicht noch weiter reduzieren. Der neue P.ride Compact ist in Sachen Handhabung und Passform nochmal ein großer Schritt.
ABS hat ja erst kürzlich den Eigentümer gewechselt, die Marke wird sich auch abseits des Bereichs Lawinenairbags weiterentwickeln...
...Ja, da werden schon viele Ideen gesponnen und entwickelt. Das klingt immer irre spannend, wenn ich mit den Verantwortlichen von ABS rede. Toll wäre zum Beispiel, wenn ABS auch das ganze restliche Safety-Equipment anbieten würde. Ich glaube, da sind ziemlich viele, schlaue Menschen am Werk, die viele Überraschungen präsentieren werden. Da bin ich mir ganz sicher, dass da noch viel passieren wird und die Möglichkeiten noch lange nicht ausgereizt sind.
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