Ein ruhiges Bauerngehöft in der Nähe von Bayrischzell. Die umgebende Berglandschaft zart mit erstem Schnee bepudert. Idylle pur. In einem Teil des Gebäudes, dem Haupthaus der Hofanlage, geschäftiges Treiben. Der Hasenöhrl Hof, eine urgemütliche Koch- und Eventlocation der gleichnamigen Besitzerin und Köchin Bärbl Hasenöhrl, stellte einen Teil der Räumlichkeiten für das vierte Jury-Meeting des ISPO Awards in diesem Jahr bereit.
Und Platz wurde benötigt. Nachdem der Ablauf und das Konzept des ISPO Awards vor nunmehr einem Jahr angepasst wurde, hat die Branche die neue Ausrichtung vollends angenommen. Da der Award jetzt ganzjährig (u. a. in Form eines Review-Berichtes auf ISPO.com) und zum Wunschzeitpunkt der Gewinner vergeben wird, trifft sich die Jury nun quartalsweise, um die Einreichungen regelmäßig bewerten zu können. Alle Gewinnerprodukte und -servives können weiterhin auf den beiden ISPO-Messen, der OutDoor by ISPO und der ISPO Munich, begutachtet und die Award-Gewinner beim ISPO Award Gathering gefeiert werden. Vor der diesjährigen, erstmalig im November stattfindenden ISPO Munich und einer neuen ISPO Award-Ausstellung standen dementsprechend viele neue Produkte zur Wahl. Weit über 100 Einreichungen mussten von einer Jury, bestehend aus Branchenexpert*innen und den sogenannten Collaborators, sportaffinen Konsument*innen, bewertet werden. Die Anzahl an Einsendungen kann ganz klar als Erfolg gewertet werden.
Kann die pure Masse an Produkten auch den hohen Qualitätsstandards des ISPO Awards standhalten? Genau dieses galt es, durch die Jury herauszufinden. Fester Teil der Jury auch in diesem Quartal der ISPO.com Editor-at-Large Andi Spies, seines Zeichens passionierter Surfer und Snowboarder sowie breit aufgestellter Produktfachmann und Gear-Nerd. Flankiert wurde der Wahlmünchner erneut von seinen beiden Kolleginnen Dr. Regina Henkel, Fachfrau in Bezug auf Textil und Fasern sowie der begeisterten Skitourengeherin und Professorin für Sportjournalismus und Digitalisierung Martina Wengenmeir. Die drei eingangs beschriebenen Collaborators bestanden bei diesem Jurymeeting aus Franziska Höll, Laboringenieurin mit Spezialwissen in Bezug auf Leichtbaumetalle wie Carbon, dem Laufcoach André Meyer und dem Sportwissenschaftler & Ingenieur Dominic Rasp. Sein Spezialgebiet Biomechanik mit Forschungsschwerpunkten auf ACL-Verletzungen bei Skispringen und Running. Diesen sechs Juroren oblag es nun, die zahlreichen Produkte einzusortieren und nach diversen Kriterien zu bewerten
Eine zusätzliche Challenge – der Zeitdruck. Denn auch dieser Juryrunde blieben nur zwei Tage Zeit, um die Produkte zu bewerten. Ein straffes Timing und rauchende Köpfe standen kulinarischen Köstlichkeiten und ein, zwei sportlichen Aktivitäten zum Ausgleich gegenüber. Eine Aktivität sei an dieser Stelle kurz erwähnt: Crossgolfen stand am zweiten Tag auf dem Programm. Als Titel und Ansporn stand eine AlpenPlus-Skikarte bereit, vom Siegerteam entgegengenommen zu werden. Und so wurde im Regen zwischen Hole-in-One und Schlägen weit aber den Zielbahnen alles an Golfkenntnissen in den Ring geworfen. Das Team Henkel/Rasp sicherte sich den Sieg.
Um die Produkte einzusortieren, auf bestimmte Details hinzuweisen, eine erste Einschätzung abzugeben, wurde die Expertenrunde vom Autor dieses Artikels, freier Sportjournalisten und erfahrener Testredakteur für Magazine wie dem skiMAGAZIN, moderiert. Dadurch wurde die Flut an Informationen ergänzt um eine zusätzliche neutrale Meinung und auch den Hinweis auf die ein oder andere Besonderheit eines Produktes.
Und so wurde trotz des straffen Zeitplanes getestet, angefasst, diskutiert, teilweise um Entscheidungen gerungen und Vor- und Nachteile eines Produktes abgewogen. Ein Prozess, der sich lohnte. Denn eines kann gesagt werden: Die schiere Anzahl an wirklich spannenden Innovationen, vorwiegend im Bereich der Fasertechnologien, war schlichtweg beeindruckend. „Es passt optimal zur Outdoor-Thematik, dass die Hersteller verstärkt Wert auf Nachhaltigkeit legen“, beschreibt Dominic Rasp seine Eindrücke der eingereichten Produkte. „Ich empfinde es als gut, wenn nachhaltige Materialien die eigentliche Innovation sind.“
Neben den neuen Stoffen und Materialien stehen weiterhin Produkte für den Easy-Entry im Fokus. Eine veränderte Sportwelt hinterlässt auch bei Herstellung und Produktentwicklung ihre Spuren.
Als weitere Trends lassen sich eine konsequentere Ausrichtung Richtung robusterer, auf Langlebigkeit ausgelegter Produkte feststellen sowie der Wille, Monomaterialien für einen funktionierenden Kreislauf herzustellen. Dadurch wurde ein neues Level an Nachhaltigkeit und vorausschauenden Produkten erreicht. Eine immer größer werdende Rolle spielen zudem KI-Technologien und durchdachte Verbindungen von Textilien mit technischen Nutzungsmöglichkeiten wie Apps. Es lohnte zudem ein zusätzlicher Blick, denn nicht immer waren die Novitäten und Innovationen auf den ersten Blick ersichtlich. Und so rückte manches Mal ein ISPO Award-Kandidat erneut in den Fokus.
58 Produkte erreichten am Ende die erforderliche Punktzahl, um mit dem ISPO Award ausgezeichnet zu werden. Um diese Punktzahl zu erreichen, wird jedes Produkt nach strengen Kriterien und einem Punktesystem bewertet. Dies geschieht neutral und unabhängig. Waren es im Sommer nur 16 Produkte, die prämiert wurden, stehen nun bedeutend mehr Gewinner fest. „Trotz der hohen Gewinneranzahl in diesem Jurymeeting hält sich die Anzahl an vergebenen ISPO Awards im Jahresdurchschnitt die Waage zu den Vorjahren. Im Jahr 2019 hatten wir sogar noch mehr ISPO Award-Gewinner“, erklärt Christina Rabl, Product Ownerin des ISPO Awards. „Die Qualität steht dabei über allem und entscheidet, ob ein Produkt einen ISPO Award gewinnt oder nicht.“
Dass sich trotz der Masse an Einsendungen auch die Qualität der eingereichten Produkte massiv erhöht hat, zeigt, dass die Branche auf einem guten Weg ist, ihr gesamtes Potenzial zu nutzen. Die Gewinner werden vom 28. bis 30. November im Future Lab der ISPO Munich 2022 zu sehen sein.
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