Die Masterclass auf der ISPO Munich 2022

Die ISPO Academy Masterclass richtet sich im Sportbereich an die "Designer von morgen" und hat sich zum Ziel gesetzt, frischen Wind in die Sportindustrie zu bringen. Ganz wichtig: Die Masterclass ist kein Wettbewerb. Stattdessen liegt der Fokus darauf, multidisziplinäres Denken, offenen Austausch und Zusammenarbeit zu fördern.

In einem sich wandelnden globalen Umfeld mit übersättigten Märkten und homogenen Produktangeboten will die Masterclass die Konformität mit zukunftsweisenden Ansätzen aufbrechen. Sie vermittelt sportbezogenes Wissen und erforscht das kreative und funktionelle Potenzial von Performancewear im 21. Jahrhundert.

Another tomorrow: Driving the evolution of sports apparel & equipment

Der heutige aktive Lebensstil erfordert neue Produkte und eine vielseitige einsetzbare Bekleidung. Höchste Zeit, das Design für den Sport und seine Rolle als Schnittstelle zwischen menschlichen Bedürfnissen und Technologie auf eine neue Ebene zu heben.

Das waren die Challenges auf der ISPO Munich 2022:

Gemäß diesem Leitmotiv entwickelten unter Leitung der renommierten Designexpertin Nora Kühner 20 Teilnehmer von 9 internationalen Design-Schulen und Universitäten, darunter einige der weltweit führenden Ausbildungsstätten, innovative Konzepte für die Zukunft.

Was war 2022 die Fragestellung für den Workshop und auf welcher Basis ist sie entstanden? 
Von Beginn an, das heisst seit der Masterclass-Premiere auf der ISPO Munich 2016, lautet unser übergreifendes Thema „Another Tomorrow – die Evolution von Sport-Bekleidung und -Ausrüstung. Draußen. Drinnen. Virtuell.“ Unter dieser Überschrift setzen wir bei jedem Workshop unterschiedliche, aktuelle Schwerpunkte. Gerade die Herausforderungen der letzten drei Jahre haben uns sehr klar gezeigt, dass wir umdenken und neue Perspektiven für eine nachhaltige und verantwortliche Zukunft entwickeln müssen. So ging es im Workshop im November 2022 vorrangig um Fragen zur Transformation unserer Branche, aber auch unserer Lebensweise. Wie wollen, wie können wir leben, arbeiten und produzieren? Welche Produkte brauchen wir? Wenn wir zum Beispiel auf Outdoor-Jacken schauen, sei es fürs Bergsteigen, Wandern oder Skifahren, sehen die seit einem Jahrzehnt alle ziemlich gleich aus. Das wirft die Frage auf: Haben wir den perfekten Schnitt und die perfekte Konstruktion gefunden? Was ja sein könnte, aber warum erzeugen wir dann jedes Jahr immer mehr vom Gleichen und vergrößern die Altkleiderberge? Oder sind wir einfach etwas ausgebrannt und haben keine Ideen, die wirklich neue Perspektiven schaffen und dem Rechnung tragen, was um uns herum passiert?  

Gab es etwas beim Workshop, dass dich besonders überrascht hat?
Design ist für mich eine Schlüsseldisziplin, um kühne Vorstellungen und Narrative zu imaginieren und visualisieren. Ein Teilnehmer der Masterclass 2018 fasste das kurz und bündig in den Satz „Design is so much more“. Daher freut es mich sehr zu sehen, wie eine stetig wachsende Zahl angehender Designer*innen ihren Beruf umfassend und ganzheitlich versteht. Es geht um Arbeitsprozesse und das gesamte Denken rund um das Design selbst. Nachhaltigkeit beginnt beim ersten Nachdenken über neue Produktentwürfe. Welche Materialien wählen wir aus? Kann ich diesen Stoff oder jenen Reissverschluss guten Gewissens einsetzen? Entspricht meine Auswahl den CSR Guidelines der Brand, für die ich arbeite? Welchen Lifecycle kann ich dem neuen Produkt geben? Der Workflow in der Produktentwicklung muss sich also grundlegend ändern. Und ich finde es toll, dass angehende Designer*innen sich damit kreativ und konstruktiv befassen. Das reicht bis zur „Education of the Consumer“, die sie ganz selbstverständlich als Teil der Aufgabe einer Brand und eines Designers sehen. Design geht heute weit über den Entwurf eines Kleidungsstücks, Rucksacks oder Skischuhs hinaus. Es geht um neues Design-Denken und das wird von der nächsten Generation bereits gelebt.

Connecting through clothes

Team: Elina Puro, Maria Rossi, Ida Mitiska
Old to gold. Das ist das Motto dieses Konzepts. Eine bekannte Hürde der Activewear-Branche ist übermäßiger Verbrauch und übermäßige Produktion. Doch gelöst werden kann dieses Problem nicht nur von einer Person. Diese Idee sieht deshalb vor, sich zu diesem Zweck zusammenzuschließen und zusammenzuarbeiten. Mittels einer Plattform, in der Klamotten geteilt werden können, wird eine Gemeinschaft geschaffen und Menschen und Kleidung zusammengebracht.

Back to the future

Team: Hannah Kaspari, Brian Dennerlein, Emma Peer
Viele Kleider bleiben oft fast ungetragen im Schrank oder werden weggeschmissen. Dieses Konzept will den Wert der Kleidung aufpäppeln und Kleidungsstücken ein zweites Leben schenken. Dies wird durch wandelbare Kleidung ermöglicht, die dem Kleidungsstück mehr als nur einen Nutzen verleiht. Wie das aussieht? Eine Jacke, die sich in eine Einkaufstasche verwandelt oder ein Mantel, den man auch als Hängematte nutzen kann, zeigen, wie die Zukunft aussehen kann. Besonders wird dabei auch auf einen regenerativen Lebenszyklus geachtet: Kleidungsstücke werden eingesammelt, das Design mit zusätzlicher Funktionen entworfen, Design und gesammelte Kleidungsstücke werden kombiniert und das neue Produkt zum Leben erweckt. Am Ende seines Lebens soll das Material wiederverwendet werden.

Balance brings you comfort

Team: Trashi Puntso Katagiri, Wen Hui
In einer chaotischen Welt möchte dieses Team Balance schaffen. Dafür entwickeln sie ein Design Körperanzug, der sich durch Morphing und durch Einsatz elastischer Teile zu einem bequemen Anzug transformiert. Genutzt wird dafür die Living Lining® Technologie von Burton. Diese reagiert auf Körperwärme und passt sich dieser an. Das Material beschleunigt den Feuchtigkeitstransport, wenn es heiß ist und bewahrt die Wärme, wenn es kalt ist. Damit sorgt der Anzug den ganzen Tag über für angenehmen Komfort. Eine besondere Funktion: Sonnenkollektoren versorgen den Träger mit Energie, um beispielsweise das Handy laden zu können.

Outdoor Living Room 

Team: Soh Huey Rhu, Tan Yadan 
Ein Ausflug in die Natur kann wunderschön werden, zu viel Equipment kann das jedoch zerstören. Mit diesem Konzept ist das Vergangenheit: Dieses Design zeigt Kleidung, die so anpassungsfähig ist, dass sie sich sogar in ein Sofa verwandeln lässt. Flach gefaltet findet sich ein aufblasbares Sofa im Rücken der Jacke. Auch hier ein Feature on top, das Freude macht: Das USB-Aufladegerät. Dieses Design soll den Wert und die Wertschätzung für Kleidung zurückbringen.

The future of bespoke

Team: Alice Hebrard, Hannah Cooper, Susanna Suojanen
Dieses Konzept zeigt: Die Zukunft ist inklusiv. Ein System für maximale Inklusion und individuelle Anpassung. Besonders bei Paralympic Athlet*innen ist aufgrund der Vielzahl verschiedener Behinderungen ein hoher Bedarf an Maßanfertigung nötig. Die Basis des Design-Prozesses bildet ein individueller Körperscan. Anschließend wird das Produkt gemeinsam mit den Athlet*innen entworfen, um ein Kleidungsstück zu schaffen, das ihren Bedürfnissen entspricht. Der 3D-Strick ermöglicht eine abfallfreie, nahtlose sowie zeit- und kosteneffiziente Produktion.

Heat Dystopia

Team: Chalin Hüge, Axel Eveque, Katharina Öhe
Ein Blick in die Zukunft kann beängstigend sein, vor allem in Hinblick auf den Klimawandel. Und die Auswirkungen werden immer intensiver. Hitze-Dystopie, Waldbrände und Dürre zwingen Menschen dazu, vor extremer Hitze zu fliehen. Für diesen Zweck muss Kleidung verändert werden. Die Lösung: Ein Bodysuit und eine Jacke mit Rauch-/Staubschutz sowie thermoregulierender Eigenschaften. Dabei wird auf 100 % Wolle sowie ausrangierte Zelte und Fallschirme zurückgegriffen, um Nachhaltigkeit zu garantieren. Die Jacke verfügt zudem über eine thermochromatische Schicht, welche auf Hitze reagiert und den Träger somit bei steigenden Temperaturen warnt. Farblich wird sich an der Natur orientiert.

Inflatable Suit

Team: Stella Burbidge, Gaia Brogiotti, Manon Garcia, Eva Kühn
Auch das letzte Konzept kann Leben retten. Künftige Szenarien zeigen stetigen Klimawandel und katastrophale Wasserbedingungen, wie Überflutungen, welche Landschaften, Zuhause und Leben zerstören. Vor allem in Gebieten mit niedrigem Wasserspiele leben Menschen unter extremen Bedingungen. Inflatable Suits sollen davor schützen. Dafür wurde eine anatomische Studie durchgeführt, um die Körperteile zu identifizieren, die am meisten geschützt werden müssen. In diesen Bereichen lässt sich die Kleidung beim Auslösen aufblasen und schützt so die Träger*innen. Außerdem besitzt die Kleidung Sicherheitsmerkmale wie Tracking und Personaldaten. Produziert wird die Kleidung aus Material, welches aus dem Plastik im Ozean gewonnen wird. Dieses wird recycelt und kann nach Gebrauch zurückgeschickt und erneut wiederverwendet werden.