Die Auszeichnung bei ISPO Brandnew in der Kategorie „Hardware Summer“ auf der ISPO Munich 2016 zeigt, dass diese Produktidee großes Potential hat. ISPO.com sprach mit Tripstix-Erfinder und Produkt-Designer Joaquin Parodi über das Startup.
ISPO.com: Herr Parodi, aufblasbare SUP-Boards gibt es bereits. Sie wollen jetzt ein Board bauen, das Hardboards gleichwertig ersetzt – wie kam's dazu?
Joaquin Parodi: Die Idee ist auf einer Geschäftsreise an den Atlantik entstanden. Auf dem Kurztrip wollte ich nicht das teure Übergepäck für mein Surfboard zahlen und reiste ausnahmsweise ohne Board. Am Nachmittag musste ich dann vom Café aus wehmütig den Surfern zusehen. Als ich an der Bar eine vakuumierte Packung Kaffee sah, die hart wie ein Stein war, kam mir die Idee, ein aufblasbares Surfbrett zu entwickeln, das durch eine mit Granulat gefüllte Vakuum-Kammer versteift wird. Die Idee zur VacuuAir-Technologie war geboren.
Und worin unterscheiden sich Ihre SUP-Boards von herkömmlichen aufblasbaren SUPs genau?
Herkömmliche aufblasbare SUPs werden alle aus einem Abstandsgewebe, dem Dropstitch-Gewebe, gefertigt. Dieses hat einige Nachteile.
Und zwar?
Bei dieser Konstruktion sind keine dünnen Rails möglich, die beim Surfen in der Welle aber essentiell sind. Tripstix-Boards können aufgrund der VacuuAir-Technologie wie Hardboards designt werden. Zudem sind aufblasbare SUPs nicht sehr biegesteif. Aber das ist vor allem beim Paddeln im Meer oder Wildwasser von Nachteil. Bei unserer Technologie kombinieren wir eine Druck- mit einer Vakuumkammer. Die Boards werden steif und können auch Schwingungen dämpfen. Zudem verbessern sich Brettgefühl und Manövrierfähigkeit. Unsere Boards lassen sich in der Hälfte der Zeit aufpumpen und brauchen viel weniger Druck als andere SUPs, um die Steife zu erreichen. Tripstix-Boards haben zwei Kammern und sind damit sicherer, da im Notfall auch eine Kammer immer genügend Auftrieb erzeugt.
Ist die VacuuAir-Technologie patentiert?
Wir haben die Technologie im Jahr 2012 zum Patent angemeldet. Das Patent ist veröffentlicht, aber noch nicht erteilt, also „patent pending“.
Startup-Finanzierung: Kapital und Stipendien
Obwohl Sie leidenschaftlicher Surfer sind, fertigen Sie im ersten Schritt SUP-Boards und keine Wellenreiter, warum?
Unser erster Prototyp war tatsächlich ein kleines Shortboard zum Wellenreiten, das wir auch direkt auf der Eisbachwelle in München getestet haben. Im Laufe der Entwicklung haben wir aber festgestellt, dass der SUP-Markt zunächst interessanter für uns ist. Zum einen sind dort schon aufblasbare Boards etabliert und zum anderen sind die Boards sehr groß und sperrig. Längerfristig wollen wir aber unbedingt auch Boards fürs Wellenreiten entwickeln und anbieten.
Wie haben Sie die Entwicklung der neuen Technologie finanziert?
Zu Beginn haben meine Partner Stefan Klare und Andreas Trapp unser Erspartes in das Projekt gesteckt, da Stefan noch promovierte und Andreas studierte. Dann haben wir ein Exist-Stipendium und ein Flügge-Stipendium bekommen.
Wurden Sie bei der Unternehmensgründung von Business-Coaches begleitet?
Wir haben sehr kompetent Hilfe und Unterstützung von der UnternehmerTUM GmbH in Garching bekommen. Auch hat uns Prof. Senner vom Fachbereich „Sportgeräte und -materialien“ der TU München mit Räumlichkeiten und Ratschlägen unterstützt.
Stand-Up-Paddling soll umgedacht werden
Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung mit dem ISPO Brandnew Hardware Summer Award?
Wir haben uns sehr über die Auszeichnung gefreut, da sie eine Belohnung für unsere Arbeit darstellt. Die Messe bot uns zudem eine tolle Gelegenheit, Feedback von potentiellen Kunden, Einzelhändlern, Distributoren und anderen SUP-Marken einzuholen.
Hat sich seit Ihrem Auftritt auf der ISPO Munich 2016 der Business-Alltag verändert?
Wir haben sehr viele Kontakte auf der ISPO geknüpft, mit denen wir jetzt im Gespräch sind. Durch das Interesse der Presse hat sich die Aufmerksamkeit erhöht, und wir bekommen täglich mehr Anfragen von Leuten, die an unseren Boards interessiert sind.
Welche Tipps haben Sie für andere junge Unternehmer, die sich mit einer Idee im Sportbusiness selbständig machen wollen?
Wir können sehr die Stipendiaten-Programme Exist und Flügge empfehlen, da diese das eigene finanzielle Risiko minimieren. Für Gründer aus Bayern macht es auch sicher Sinn, sich bei der UnternehmerTUM in Garching Rat einzuholen. Der Erfolg eines Projekts hängt nach meiner Erfahrung zum Großteil von der Motivation und Durchhaltekraft des Teams ab. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man mit einer Neugründung einen langen Weg einschlägt. Das ist normal, und man darf sich nicht entmutigen lassen.
Wie geht es für Tripstix in den nächsten fünf Jahren weiter?
Wir möchten unsere eigene Marke Tripstix etablieren, den bisherigen SUP-Markt revolutionieren und mit aufblasbaren Surfboards ein Umdenken in der Branche erreichen. Aufblasbare Boards von Tripstix können nämlich eine echte Alternative zu den herkömmlichen Wellenreitern bieten.
Wie wollen Sie diese Ziele erreichen?
Wir werden mit einem starken Partner zusammenarbeiten und keine Kompromisse bei der Qualität machen. Unser Know-how und der Patentschutz verschaffen uns einen Wettbewerbsvorteil, den wir in Zukunft konsequent nutzen werden.
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