Not macht erfinderisch. Und so eröffnet Marc Roufeil von der internationalen Community für Sporttechnologie Sports Tech World Series (STWS) die Sportstech-Konferenz im Rahmen der ISPO Munich Online 2021 mit den Worten: „Es war ein schwieriges Jahr. Aber ein innovatives Jahr – und es bietet aufregende Möglichkeiten für uns alle.“
Wieso Roufeil die Konferenz so einleitet, ist offenkundig. Corona beeinträchtigte im Jahr 2020 den gesamten Sport. Doch für die Sportstech-Sparte war das eigentlich sogar ein Gewinn, wie alleine die Beispiele der Fußballklubs Ajax Amsterdam und der Entwicklung in der Johan Cruyff Arena, sowie das Innovation Hub des FC Valencia zeigen. Beide sind in Teilen Vorreiter, aber stehen vor allem stellvertretend für die gesamte Sport- und Fußballbranche.
„Das Jahr half uns, größere Schritte zu machen, als wir sonst gemacht hätten“, sagt daher auch Sander van Stiphout, Director International der Johan Cruyff Arena des niederländischen Rekordmeisters Ajax Amsterdam, der daran arbeitet, das Stadionerlebnis zu verbessern. Auch wenn er natürlich einschränkt, dass seine Aussage so nur für die wenigsten Branchen gilt und ein leeres Stadion natürlich auch den wenigsten Fußballern Spaß macht.
Sie arbeiten beim AFC Ajax aber daran, dass sich zumindest Letzteres bald ändert – mit verschiedenen Mitteln, die das Ziel haben, den Stadionbesuch auch in Corona-Zeiten sicher zu gestalten:
- Untersuchung des Verhaltens von Aerosolen im Stadion mit der TU Eindhoven
- UV-C-Lichter wie in Krankenhäusern in den Umkleidekabinen, um sie sicherer und schneller sauber zu bekommen
- Tools, um das Social Distancing in den Tribünen zu überwachen u.a. mit Sensoren und mit Hilfe von Breitband-Technologie
So lange das mit den Stadionbesuchen noch nicht geht, macht der Klub in Amsterdam aber erst einmal noch Werbung mit gesellschaftlicher Relevanz: etwa mit Plakaten mit der Aufschrift „FF Vrijlopen“. Freilaufen bedeutet das im Fußball – Abstand halten im Leben mit Covid-19.
Zudem arbeitet Ajax an einem neuen Stadionerlebnis für die Fans – wenn sie schon nicht rein dürfen. „Wir haben da einige Partner, die alle ein kleines Stück zur Lösung beitragen“, sagt Max Reckers, Performance Technology Consultant. Die vereinseigene App sehe etwa an Spieltagen komplett anders aus als an normalen Tagen. Da können die Fans via Virtual Reality mit dem Smartphone neben den Spielern ins Stadion einlaufen, auch Livestreams können die Anhänger verfolgen.
Und wenn sie selbst wieder ins Stadion dürfen, dann läuft das künftig nicht mehr mit Papier-Tickets und -Geld, sondern im Sinne des Gesundheitsschutzes natürlich alles über die App: das Parken, die Karten und das Essen. Das hilft auch bei der Corona-Kontaktverfolgung – jeder User ist dann bekannt und erreichbar und auch den Schwarzmarkt kann der Klub damit eindämmen.
Mit ähnlichen Lösungen arbeitet der spanische Erstligist FC Valencia, berichtete Franco Segarra, Digital Innovation Director des Vereins, bei der ISPO Munich Online. Ihn beeindruckt besonders die Augmented-Reality-Lösung, durch die einem die Spieler plötzlich nahe sind. Die könne man später durchaus als Second Screen im Stadion benutzen.
Die Branchengrößen FC Bayern München, Real Madrid oder der FC Barcelona machen es mit Innovation Hubs oder Digital und Media Labs vor, der FCB kooperiert dabei auch unter anderem mit der Münchner Gründerkonferenz Bits & Pretzels. Ziel dabei soll sein, Startups – vor allem aus den Bereichen Sport, Foodtech und Media – mit dem FC Bayern zu vernetzen und bei seinen Digitalisierungsplänen zu unterstützen.
Das ist auch der Plan von Valencia, wenngleich Segarra unterstreicht: „Nicht jede Innovation ist digital – und nicht alles Digitale ist innovativ.“ Das VCF Innovation Hub fußt daher letztlich auf vier sogenannten „Main Verticals“:
- Medical (z.B. Verletzungsvorbeugung, Ernährung, Regeneration)
- Academy (z.B. Player Tracking, Scouting, Sports Performance, eSports)
- Smart Stadium (z.B. 5G, Paperless Ticketing, Payments, Mobility, Eco/Sustainability)
- Fan Management (z.B. AR/VR, Social Media, AI, Gamification, Blockchain)
Beim FC Valencia versammeln sie nicht die Weltmarktführer, sondern „eher Start-ups aus dem lokalen Umfeld und versuchen, ihnen Raum zu geben, mit uns zu gestalten und uns gegenseitig zu beeinflussen“, sagt Segarra. Mit zwölf Firmen arbeitetet der Klub gerade im Innovation Hub zusammen, darunter tatsächlich neun Start-ups: etwa für Social Listening, ein AI und ein AR startup, E-Learning-Firmen oder zwei Medizin-Start-ps.
Mit Hyperloop werde zudem an einem Verkehrskonzept gearbeitet. Das Estadio Mestalla sei zwar eines der ältesten in Spanien, doch es biete auch viel Raum für Veränderungen. Franco Segarra ist wirklich zufrieden über die Entwicklung seines Innovation Hubs, aber: „Die eigentliche Herausforderung in einem Fußballverein ist: Wie kann man innovativ sein und gleichzeitig die Tradition bewahren?“, fragt der Digital Innovation Director.
Denn am Ende, sofern das denn bald wieder geht, sitzt im Stadion von Valencia ein 80-Jähriger neben einem 14-Jährigen. Mit verschiedenen Interessen und ganz unterschiedlichen digitalen Hürden.
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