„Fachkräftemangel verschärft sich weiter“, „Baugewerkschaft warnt vor Fachkräftemangel“ – es vergeht derzeit kein Tag ohne Schlagzeile über die Schattenseite der geringen Arbeitslosenquote in Deutschland. Das Recruiting von Fachpersonal ist für Unternehmen schwieriger denn je, für das Aktionsbündnis Prävention ist das keine schlechte Nachricht.
Denn so wird die Aufmerksamkeit auf die betriebliche Gesundheitsförderung (BMF) gelenkt. Bei der Podiumsdiskussion auf der Health & Fitness-Bühne der ISPO Munich konfrontierten die Experten die Zuhörer mit spannenden Ansätzen. Denn wer gesunde und fitte Mitarbeiter hat, reduziert die Ausfallquote und damit auch die Kosten.
„Wir haben eine große Studie gemacht und haben nach dem Nutzen von Regeneration gefragt, also: Was kostet die Investition und was bekomme ich rein betriebswirtschaftlich zurück“, sagte Walter Eichendorf von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGU). Das Ergebnis: „Für einen Euro, den ich in die Prävention stecke, bekomme ich zwei Euro heraus. Da wäre ich als Unternehmer doch doof, wenn ich das nicht machen würde!“
Es sei Zeit für eine echte Bewusstseins- und Verhaltensänderung, findet Eichendorf und berichtete von der Aktion „Kommmitmensch“, die als riesige Kampagne angelegt ist und zum Ziel hat, „Menschen dafür begeistern, Sicherheit und Gesundheit als zentrale Werte bei ihren Entscheidungen und Aktivitäten zu berücksichtigen“.
„Wir wollen alle Unternehmen erreichen“, sagte Eichendorf. Deshalb würden „alle Arbeitgeber, alle Schulen und alle Hochschulen in Deutschland“ in den kommenden Monaten Post erhalten, um zum Mitmachen zu bewegen.
„Es geht uns nicht darum, Leute nur dazu zu bringen, die Treppe zu nehmen oder ihre Haut zu schützen“, sagte Eichendorf. „Sondern wir wollen das Wertegerüst nachhaltig ändern. Und das ist ein langer Prozess, das wissen wir.“ Deshalb sei die Kampagne, die ihren Start im Oktober 2017 hatte, auf zehn Jahre angelegt.
Eine normale Arbeitswoche in Deutschland dauert 40 Arbeitsstunden, das sind nicht einmal 24 Prozent der gesamten Zeit. „Die Arbeitsbelastung hängt also kaum davon ab, ob jemand 38 oder 41 Stunden arbeitet“, sagt Eichendorf – und bekommt Unterstützung von Ingo Froböse, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS): „Unser Problem ist nicht, dass wir zu viel arbeiten. Es ist vielmehr so, dass nun die Zeit darüber hinaus stressig geworden ist.“
In seinem spannenden Impulsvortrag auf der ISPO Munich wies Gesundheitsexperte Froböse auf die große Bedeutung der Pause hin. Für Arbeitnehmer gelte genauso wie für Spitzensportler: „Wenn du es nicht schaffst, nach einer Belastung eine ausreichend lange Pause einzulegen, verlierst du an Vitalität und Lebensqualität.“
Der dauerverletzte Marco Reus von Borussia Dortmund sei ein gutes Beispiel dafür, „dass die BGF-Maßnahme der ausreichenden Regeneration anscheinend nicht gegriffen“ habe, sagte Froböse.
Vom Spitzensport könne man noch weitere Dinge lernen: „Vor dem Sport gibt es das Warm-up, danach das Cool-down“, erklärt Froböse. Und beides sei wichtig. „Stress erzeugt Hitze – und diese muss wieder raus aus dem Körper. Erst dann kommt man tatsächlich zur Ruhe und regeneriert aktiv.“
Es wäre also ein Fehler, sich direkt nach der Arbeit vor den Fernseher zu legen. „Dann regenerieren Sie nicht gut, weil Sie den Stress und die Hitze nicht aus Körper und Geist bekommen“, warnt Froböse.
Eine gute Pause beinhalte zudem die richtige Ernährung und gesunden Schlaf: „Regeneration bedeutet, dass unsere inneren Organe am nächsten Morgen zu einer gemeinsamen Melodie gefunden haben, die man anhören kann“, sagte Froböse.
Zurück zum betrieblichen Gesundheitsmanagement. Professor Ingo Froböse hat einen einfachen Tipp für alle Arbeitgeber: „Stellen Sie Ihren Mitarbeitern kostenlos Wasser zur Verfügung. Das kostet fast nichts, hat aber einen großen Einfluss.“
Ein guter Ratschlag, fand Helmut Fleischer. Der Inhaber einer Unternehmensberatung nannte ein Beispiel, das ihn beeindruckt hat: „An ihrem ersten Tag bekommen die Studierenden am Münchner Campus M21 eine leere Wasserflasche geschenkt, die sie an vielen Wasserstation kostenlos befüllen können – ich finde das eine Superidee, weil die Uni damit deutlich macht: Eure Gesundheit ist uns wichtig.“
Mit der Wertschätzung steigt die Zufriedenheit – und wer glücklich ist, der ist auch seltener krank und kann mehr leisten. Das gilt fürs Privat- wie fürs Berufsleben. Eine einfache Rechnung, die immer mehr Arbeitgeber verstanden haben.
Oder wie es Jochen Niehaus, Chefredakteur von „Focus Gesundheit“, auf der Podiumsdiskussion zusammenfasste: „Man hält Mitarbeiter nicht in einem Betrieb, der die Menschen krank macht.“
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