Seit der Eröffnung des ersten Globetrotter-Geschäfts im Jahr 1979 hat der deutsche Outdoor-Einzelhändler eine bewegte Geschichte hinter sich. Andreas Bartmann, Geschäftsführer der Globetrotter Ausrüstung GmbH, war fast durchgehend dabei.
Im Interview mit ISPO.com erinnert er sich an die wichtigsten Momente der Firmengeschichte, von Aufbruchsstimmung und Expansion über den Start des Online-Handels 1996 und die Überwindung der Krise von 2015.
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„Seit 40 Jahren um die Welt“ lautet das Motto zum Firmenjubiläum von Globetrotter. Was war 1979 die Gründungsidee?
Andreas Bartmann: Das war eine ganz spannende Zeit. Die Zahl von Abenteurern und Weltreisenden wurde immer größer, ausgehend von Inter Rail. Dann reichte Europa nicht mehr aus, und es wurde die ganze Welt. Es gab aber keine Geschäfte und Treffpunkte für diesen Kreis von Reisebegeisterten, lediglich ein paar spezialisierte Sportgeschäfte, aber das wurde der Sache nicht gerecht. Das war der Auslöser, wo man sagte: Warum macht man nicht ein Geschäft auf von Individualisten für Individualisten? So ist das mit einer gewissen Spontaneität und Naivität entstanden.
Sie sind seit 40 Jahren dabei und nach wie vor geschäftsführend tätig. Was war für Sie besonders bewegend?
Man ist sehr dankbar, was man in 40 Jahren erleben durfte. Ein Highlight war der Umzug 1984. Wir sind von 100 bis 150 auf 1.200 Quadratmeter umgezogen, hinter einem Hamburger Bahnhof, dort, wo unser heutiges Stammhaus steht. Das war bezahlbar und der Sprung auf ein anderes Level. Auch das Frühjahr 1990 war ein besonderes Highlight, unmittelbar nach der Grenzöffnung.
In Hamburg fragten uns Sportkletterer aus der ehemaligen DDR, ob wir nicht nach Dresden kommen und ein Geschäft aufmachen wollten. So haben wir gleich nach der Grenzöffnung unsere erste Filiale in Dresden eröffnet, eine unbeschreibliche Aufbruchstimmung! Und 1994 haben wir ein Logistikzentrum mit 6.000 Quadratmetern im Hamburger Bereich aufgebaut. Wenn man da vor den Regalen stand, das war gewaltig!
Der Aufbau des Logistikzentrums ging einher mit Ihrer Internetpräsenz. Wie hat sich die Digitalisierung auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
Die Digitalisierung hat den Handel natürlich unglaublich massiv beeinflusst. Ein Fluch und Segen zugleich. 1996 waren wir einer der ersten der Branche, die eine Verkaufsplattform im Internet hatten. Man war aber ab dann der Getriebene. Wir waren der Branchenprimus, das setzte uns einem hohen Erwartungsdruck aus. Man musste immer eine Nase voraus sein. Das Thema Alleinstellung, Markttransparenz und Digitalisierung war eine ganz neue Herausforderung für uns.
2002 haben Sie dann die erste große Filiale in Berlin eröffnet …
Ja, das war ein Riesensprung. Ein Outdoor-Geschäft mit 4.000 Quadratmetern – die ganze Branche erklärte uns damals für verrückt. Outdoor war Anfang 2000 noch eine Nische und hatte nicht die Bedeutung von heute. Die Filiale hat mit Kältekammer und Wasserbecken erste Akzente gesetzt, das war kein Standard in Europa.
Globetrotter war 2015 in der Krise, die Umsatzzahlen sanken kontinuierlich. Nun ist das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs und mit 18 Erlebnis- und City-Filialen größter Outdoor-Händler in Deutschland. Was hat die Übernahme durch die Fenix Gruppe bewirkt?
2015 war Globetrotter in einer stark veränderten Marktstruktur nicht mehr zukunftsfähig. Wir standen mit anderen Playern in einem Wettbewerb, die das Thema Sport, Freizeit und Outdoor erkannt hatten und sich teilweise mit viel Geld Marktanteile erkauften. Wir mussten erkennen, dass wir Strukturen öffnen mussten. Die Einbindung in die Fenix Gruppe hat die nötigen Synergien geschaffen und letztlich auch die Kraft im Markt wiederhergestellt. Als Teil des Konzerns können wir mit großen Playern im Markt mithalten.
Sie haben seit 2017 das Konzept des City Stores in Innenstadtlage mit kleinerer Verkaufsfläche nun auf acht Standorte erweitert. Was ist Kern dieses Konzepts?
Back to the roots! Die Stores sind kompakter und persönlicher geworden. Mann kann alles mit Regalen vollknallen und auf Quadratmeterumsatz setzen. Aber für uns muss ein Geschäft auch Begegnungsstätte sein. Dazu gehört unsere sogenannte „Clubhütte“, wo man zusammensitzen und diskutieren kann oder Vorträge und Events stattfinden. Dazu gehört auch das Thema Repair mit einem kleinem Tresen, wo Kunden die Möglichkeit haben, hochwertige Produkte reparieren lassen zu können.
Was versteht Globetrotter unter Nachhaltigkeit, und welche Nachhaltigkeitskonzepte verfolgt das Unternehmen?
Beim Thema Nachhaltigkeit haben wir durch die Einbindung von Fenix einen Riesensprung gemacht. Das ging schon damit los, dass wir eine eigenständige Abteilung entwickelt und neue Mitarbeiter eingestellt haben, die Nachhaltigkeit in allen Bereichen hinterfragen, nicht nur im Bereich Produkt. Nachhaltigkeit ist bei uns ein Thema, das alle Unternehmensbereiche durchdringt. Das geht bis ins Backoffice rein. Und Nachhaltigkeit spiegelt sich natürlich im qualitativ hochwertigen Produkten wider. Uns spielt in die Karten, dass die Kunden etwas Hochwertiges kaufen wollen.
Sie haben das Logo „Eine grünere Wahl“ zur Kennzeichnung bestimmter Produkte neu eingeführt …
Wir versuchen, Nachhaltigkeit bei Globetrotter zu standardisieren. „Die grünere Wahl“ ist bei uns das Produkt, das die wesentlichen Nachhaltigkeitsstandards erfüllt, und wir geben unseren Kunden eine entsprechende Orientierung. Aber es ist auch unsere Benchmark, uns jedes Jahr zu verbessern. Wir haben eine klare Unternehmensstrategie skizziert, nach der wir in allen Unternehmensbereichen in Sachen Nachhaltigkeit immer Erster in unserer Branche sein wollen. Wir müssen für eine intakte Natur kämpfen, denn sie ist auch das entscheidende Fundament unserer Branche.
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