Eins vorab, biwakieren ist nicht zelten. Biwakieren bedeutet, ein behelfsmäßiges Nachtlager im Freien aufzuschlagen. Für eine Nacht und im Normalfall ohne Zelt. Im Gegensatz zu Camping und Zelten ist es meistens geduldet, aber auch nicht überall. Vorher gilt es unbedingt, sich über die rechtliche Lage zu informieren, denn Unwissen allein schützt nicht vor hohen Bußgeldern.
In verschiedenen Ländern unterscheiden sich die Regeln signifikant. In manchen Regionen ist das Biwakieren im Notfall erlaubt, eine geplant Übernachtung aber nicht. In Deutschland zum Beispiel unterscheiden sich die Regelungen von Bundesland zu Bundesland. Es sollte sich von selbst verstehen, nicht in Nationalparks, Naturschutzgebieten und Schutzzonen zu übernachten.
Auch ist es etwas anderes, ob ich direkt neben einer Ortschaft biwakiere oder mich in den Bergen ein weiter Abstieg von der Zivilisation trennt. Daher ist biwakieren in den Alpen in der Regel auch geduldet, solange es dem eigenen Schutz dient, nicht vorsätzlich geplant ist und man sich rücksichtsvoll verhält.
Ein anderes Mittel um an einen rechtlich sicheren Schlafplatz zu kommen, ist den Besitzer des Grundstücks zu fragen. Oft hat dieser nichts dagegen, solang man seinen Lagerplatz zurücklässt, wie man ihn vorgefunden hat.
Nicht nur was die rechtliche Lage angeht, sollte man sich im Vorfeld Gedanken machen und eine informierte Entscheidung treffen, auch was die Auswahl angeht, wo man nun seine Isomatte ausrollt. Damit man als unruhiger Schläfer nicht meterweit vom ursprünglichen Schlafplatz aufwacht, sollte dieser möglichst flach und eben sein. Am Gipfel ist das in der Gruppe oft gar nicht so leicht und bei Wind unter Umständen auch nicht so gemütlich. Hier ist es manchmal sinnvoller, etwas windgeschützter weiter unten zu übernachten.
Auf einer Ameisenstraße gebettet, wird es sicherlich eine eher unruhige Nacht. Deshalb unbedingt checken, wie es mit Insekten aussieht. Bieten Felsvorsprünge und Höhlen möglichen Schutz, sollten lose Steine geprüft werden und nach Tierkot Ausschau gehalten werden, denn möglicherweise wohnt hier schon jemand.
Je nachdem wie hartgesotten, kann man zu jeder Zeit des Jahres draußen übernachten. Dabei kommt es aber auch auf die richtige Ausstattung an, denn mit einer leichten Steppdecke ist dir bei Wind und Wetter schlecht geholfen. Für eher unerfahrene Draußenschläfer eignet sich zum Einstieg vor allem der Sommer, denn das Wetter sollte auch in der Nacht möglichst mild, windstill und trocken sein. Es lohnt sich also, den Wetterbericht im Auge zu behalten und die Übernachtung unter freiem Himmel zu verschieben, wenn das Wetter eher unbeständig angesagt ist.
Um eine gute Nacht zu haben, ist die richtige Ausrüstung wichtig. Im Vergleich zum Zelten oder Campen ist man beim Biwakieren eher minimalistisch unterwegs. Zu den Grundlagen zählen jedoch meistens die großen Drei: Schlafsack, Isomatte und Biwaksack. Hier kommt es auf die richtige Auswahl an: Beim Schlafsack gilt es, auf die Wohlfühltemperatur zu schauen, die der Hersteller angibt. Hier lieber eine etwas kühlere wählen und wenn es doch warm ist, über Nacht den Reißverschluss öffnen, als in einem zu dünnen Schlafsack zu frieren.
Als Unterlage eignet sich am besten eine leichte, selbstaufblasende Isoliermatte, die aus reißfestem Material hergestellt ist, sollte sich doch einmal ein Steinchen unter der Matte versteckt haben. Gleichzeitig schützt sie davor, über den Boden zu viel Wärme zu verlieren. Minimalisten mögen vielleicht auf den Biwaksack verzichten, dennoch ist das Leichtgewicht zu empfehlen: Der Biwaksack dient als Windschutz und schützt vor Feuchtigkeit, sodass der Schlafsack seine Wärmeleistung nicht einbüßt.
Ansonsten sind Stirn- oder Taschenlampe ebenso wie die Standardausrüstung, die du auch für jede Wander- oder Bergtour einpackst, eine gute Idee. Kamera oder Smartphone nicht vergessen um Momente wie den Sonnenunter- und -aufgang festzuhalten oder auch das verschlafene Gesicht des Weggefährten, der sich im Schlafsack sitzend um den ersten Kaffee bemüht.
Übernacht lohnt es sich, die Ausrüstung windsicher und trocken zu verstauen: Beispielsweise können herumliegende Kleidungsstücke gern mal nass vom Morgentau sein, was bei der Trinkflasche weniger schlimm ist, als beim Pulli oder der Daunenjacke, die man gern trocken und wärmend beim Aufstehen im Morgengrauen übergeworfen hätte. Wer noch ein bisschen mehr Platz im Rucksack hat, kann sich hier auch noch hinsichtlich nachhaltiger Outdoor-Gadgets (Verlinkung einfügen, sobald Link vorhanden) inspirieren lassen.
In der Wildnis bist du für eine Nacht dir selbst überlassen. Und das gilt auch für die Verpflegung. Du solltest unbedingt genügend zu Essen und zu Trinken dabei haben, um dich abends und auch morgens zu stärken. Besonders, wenn am nächsten Tag noch ein weiter Weg zurückzulegen ist. Ein guter Tipp ist auch eine Thermoskanne mit Tee oder Suppe um sich nachts oder morgens zu wärmen.
Im Hinblick auf die Verpflegung ist auch jede und jeder für sich selbst verantwortlich, außer es wurde im Vorfeld explizit in der Gruppe besprochen. Wenn nicht, geh lieber nicht davon aus, dass dein Abenteuer-Kollege dich in seiner Vorratsplanung berücksichtigt hat und du beim Abendessen und Frühstück mit Rundumservice rechnen kannst.
Es gibt auch einige Sachen, die es beim Biwakieren in der Natur unbedingt zu unterlassen gilt. So ansprechend Lagerfeuer-Romantik sein mag: Feuer machen ist meistens nicht erlaubt und vor allem in Wäldern und in trockenen Sommern keine gute Idee.
Auch sollte man sich angepasst verhalten, was die Lautstärke angeht um die Tierwelt nachts nicht zu stören. Boombox und die Party-Playlist kann man also getrost für andere Gelegenheiten zu Hause lassen.
Sicherlich, die Natur ist für alle zur Erholung da, dennoch sollten wir sorgsam mit ihr umgehen. Oft sind wir nur dort zu Gast, wo Pflanzen und Tiere leben. Prämisse eines jeden Abenteuers in der freien Natur sollte es also sein, Flora und Fauna so wenig wie möglich zu stören und zu beeinträchtigen. Dazu gehört auch, seinen gesamten Müll wieder mitzunehmen und den Lagerplatz nicht verwüstet zurückzulassen.
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