Conrad Mayer ist Vorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands. Der Münchner Hotelier (Conrad-Hotel de Ville) vertritt rund 1200 Mitglieder aus Hotellerie und Gastronomie in der DEHOGA Bayern. Im Interview mit ISPO.com erklärt der Diplom-Kaufmann, wie und wo die Besucher der ISPO Munich jetzt noch ein bezahlbares Zimmer bekommen – und warum München im Vergleich zu anderen Großstädten wie Hamburg und Berlin für Gäste und Messebesucher ein relativ günstiges Pflaster ist.
ISPO.com: Herr Mayer, wer jetzt noch kein Zimmer gebucht hat für die ISPO Munich vom 28. bis 31. Januar, mag spät dran sein. Zu spät?
Conrad Mayer: Nein, ganz sicher nicht. Es gibt so viele Hotels in München, dass die ISPO, bei aller Wertschätzung einer für uns so wichtigen Messe, ganz sicher nicht groß genug ist, um alle Münchner Betten zu belegen. Keine Panik also: Sie werden immer noch ein bezahlbares Zimmer bekommen. Auch relativ kurzfristig. Vielleicht nicht mehr zum rabattierten Sonderpreis – aber Sie finden auch im Umland immer noch ein relativ günstiges Angebot. Da braucht sich niemand Sorgen zu machen, der bisher noch nichts gebucht hat.
Die Meldungen so mancher Online-Portale lesen sich anders – da ist die Rede davon, es gäbe kaum noch Zimmer oder die Preise explodierten.
Solche Geschichten sind Unsinn. Wir haben in der Stadt München und ihrem Umland aktuell mittlerweile 87.000 Hotelbetten. In Manhattan sind es ca. 71.000. Wir verfügen in München also zusammen mit dem Landkreis über eine um 16.000 Betten größere Kapazität als Manhattan, das ja wohl als eine erste Adresse gelten darf im touristischen Bereich. Noch einmal: München hat mehr Hotelbetten als Manhattan!
Wie hat sich das entwickelt?
Wir blicken innerhalb der letzten zehn Jahre bei den Hotelbetten auf ein Wachstum von über 60 Prozent zurück. Im Durchschnitt waren dies jedes Jahr gut 2400 zusätzliche Betten, in den vergangenen zwei Jahren sogar jeweils 3600 zusätzliche Betten. Heißt also: Das Mehr an Hotelbetten wird immer größer. Und damit sind wir bestens gewappnet für die Münchner Messen. Etwas schwieriger wird es allenfalls bei der Bauma (Weltmesse für Baumaschinen, d. Red.), aber auch da verzeichnen wir keine Vollauslastung wie zu früheren Zeiten – weil wir in München eben über immer mehr Betten verfügen.
Was bedeutet das für das Preisgefüge? Konkret jetzt während der ISPO Munich?
Dadurch dass wir mit unseren Betten-Kapazitäten nicht ausgelastet sind, steigen auch die Preise nicht so sehr, wie man das von größeren Messen in anderen Städten mit weniger Betten kennt. Natürlich geht der Preis nach oben, aber ganz ehrlich: Ich kann diese ewigen Preisvergleiche und diese Überschriften nicht mehr hören, die ein Vergleichsportal wie Check24 da liefert und die dann alle nachdrucken. Das ist nicht seriös.
Das müssen Sie erklären.
Wenn die jetzt behaupten, der Preis zur ISPO Munich steige um xy Prozent, muss ich doch mal hinterfragen, von welchem Niveau wir da ausgehen. Die ISPO Munich ist die erste Messe im Jahr, bis zu diesem Zeitpunkt ist absolute Saure-Gurken-Zeit, keine Events oder andere touristischen Höhepunkte. Im Januar sind die Preise somit im Keller. Das heißt, wir haben einen sehr niedrigen Betrag als Ausgangslage dieses Preisvergleichs. Und dann kommt die ISPO, und natürlich gehen die Preise hoch, das ist ja ganz normal bei Angebot und steigender Nachfrage. Bei solchen Milchmädchenrechnungen können auch mal 200 oder 300 Prozent Steigerung rauskommen – wenn ich von 60 auf 120 oder 180 Euro gehe. Wer heute während einer Messe 200 Euro für ein Einzelzimmer mit Frühstücksbüfett in einer guten Lage bezahlt, sollte nicht jammern. Das ist noch auf einem Niveau, bei dem ich sage: Okay, das muss ich anlegen in einer internationalen Großstadt mit entsprechender Nachfrage.
Zumal die Preise ja variieren – auch innerhalb der Messezeiten.
Richtig. Die Münchner Hotellerie hat, wie jede andere Großstadt auch, keine ganzjährig konstanten Raten mehr. Das ist wie an der Börse: Hotelpreise sind Börsenpreise. Und der Börsenpreis geht nicht nur täglich, sondern er geht stündlich rauf oder auch runter. Das muss man stets bedenken bei diesen seltsamen Vergleichen. Ich könnte da immer zwei Zeitpunkte rausgreifen und die willkürlich vergleichen, ich kann Ihnen aber auch immer das Gegenteil aufzeigen. Damit will ich erklären: Was diese Vergleichsportale da behaupten, ist willkürlich und damit unseriös.
Wie liegt München beim Hotelpreisniveau im Vergleich zu anderen deutschen Städten?
Im deutschen Durchschnitt, was das Preisniveau angeht, eher im Mittelfeld, verglichen mit Berlin, Frankfurt, Hamburg und so weiter. Es gibt in München zwar ein paar Hoch-Zeiten wie natürlich das Oktoberfest, aber auch Phasen, in denen schwächere Nachfrage herrscht und die enormen Hotelkapazitäten nicht auslastet sind. München liegt also im guten Mittelfeld, was die Hotelzimmerpreise angeht.
Lassen Sie uns das doch mal mit anderen großen deutschen Städten vergleichen, die eine höhere Gewinnspanne haben.
Nehmen Sie Hamburg. Das ist ja eine größere Stadt als München - mit weniger Hotels. Sie haben dort auch wachsenden Tourismus, aktuell durch die Elbphilharmonie. Da profitieren die Hotels viel stärker als in München, weil dort ein Unterschuss an Hotelzimmern besteht, anders als in München mit unserem Überschuss. Sie haben eine größere Nachfrage und weniger Angebot. Aus meiner Sicht geht es den Hamburger Kollegen es also derzeit besser als uns in München.
Das ist jetzt die Sicht des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, für den Sie sprechen. Umgekehrt bedeutet dies für die Münchner Messebesucher, dass sie in einer buchstäblich günstigeren Situation sind?
Klar, wenn es jetzt eine ISPO in Hamburg gäbe mit demselben Besucheraufkommen, dann wären die Hotels dort schneller voll, und dadurch wären die Preise für Aussteller und Besucher höher als in München. Hier bei uns verteilt sich das mehr.
Solange es günstige Alternativen gibt.
Das ist doch genau der Punkt. Die gibt es ja in München. Wir haben ein wirklich sehr gutes ÖPNV-System. Sie finden zu günstigen Preisen und in allen Kategorien Hotels, die ans S- und U-Bahn-System des MVV angeschlossen sind. Und die Sterne-Kategorien sind ja nicht automatisch mit Preisen verknüpft, das heißt, Sie können ein Vier-Sterne-Zimmer im Münchner Westen zu einem relativ günstigen Preis bekommen, weil dort halt die Nachfrage nicht so hoch ist wie während der Messe im Münchner Osten. Dann nehmen Sie eben die U-Bahn. Wer das in Kauf nimmt, kann eine Menge Geld sparen. Wenn man aber sagt, ich will direkt neben der Messe wohnen, muss man halt auch bereit sein, einen höheren Preis zu zahlen.
Heißt das: In kleineren Messestädten ist die Situation für die Besucher also deutlich schwieriger?
Klar, da kann es Ihnen passieren, dass es nur 20 Hotels gibt oder 30. Und wenn die merken, dass sie voll werden, dann verlangen die halt Preise, die überproportional sind. Das kann und wird Ihnen in München nicht passieren. Am Ende werden Sie als Messegast in einer kleineren oder mittleren Stadt für ein Zimmer von vergleichbarer oder oft sogar schlechterer Qualität mehr bezahlen als in München.
Noch einmal deutlich nachgefragt: Es gibt diese Auswahl an bezahlbaren Hotelzimmern auch zu Messezeiten, auch jetzt noch kurz vor der ISPO Munich?
Schauen Sie doch rein in die einschlägigen Buchungsportale: In München ist die Auswahl, sowohl was die Kategorien und Qualität als auch die Lage und damit am Ende auch den dazugehörigen Preis angeht, wirklich fast grenzenlos. Wer bei 420 Hotels in München und weiteren 120 im Umland, bei 87.000 Betten insgesamt, kein bezahlbares Zimmer im Rahmen seiner Möglichkeiten kriegt – dann stellt er sich, tut mir leid, nicht besonders schlau an.
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