Die internationale Fachjury aus der Textilbranche traf sich, um die besten Produkte ihrer Sparte auszuzeichnen. Beim Jury-Meeting der ISPO Textrends war die überwältigende Mehrheit der Meinung, dass die Textilbranche den Anforderungen der Verbraucher und Marken nachkommt. Das gilt vor allem für das wichtigste Thema dabei: Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Fertigung. Die Jury verbrachte einen Tag damit, Produkte für Fall/Winter 2020/21 auszuwählen und auszuzeichnen, die beim ISPO Textrends Forum im Februar 2019 bei der ISPO Munich vorgestellt werden.
In der mittlerweile siebten Wintersaison ist die Zahl der Bewerbungen für die ISPO Textrends für Fall/Winter 2020/21 gestiegen: Rekordverdächtige 108 Unternehmen haben Produkte zur Bewertung eingereicht, wobei ein deutlicher Anstieg an teilnehmenden europäischen Unternehmen zu verzeichnen ist. 537 Produkte wurden eingereicht. Die Jury hatte damit viel zu tun, um die Blindbewerbungen anzuschauen, anzufassen und zu diskutieren, ehe sie das beste Produkt und die Top 10 ermittelte und Gewinner für jeden der zehn Kategorien auswählte.
Jill Demain, CEO von bluesign, die zum ersten Mal in der Jury sitzt, war beeindruckt von der hohen Zahl der Einreichungen. „Ich finde das ermutigend, eine Tatsache, die hoffentlich zu weiteren Innovationen führt, mit dem Blick auf bessere Leistung, bessere Umwelteigenschaften und die Weiterentwicklung der Branche. Ich war total gespannt, Dinge zu sehen, welche Grenzen sprengen und ökologischen Materialien einen neuen Zweck geben – und es war toll, zu sehen, wie weit verbreitet das schon ist.“
Die Tatsache, dass die Produkte so viele nachhaltige Aspekte widerspiegeln – von Fasern und Farbstoffen bis hin zu Finishes –, zeigt deutlich, dass die Textilbranche in diesem Bereich große Fortschritte macht und die Nachhaltigkeit in sämtlichen Sparten eine Rolle spielt.
„Ich bin zum ersten Mal seit vier Jahren wieder hier und war sehr beeindruckt davon, dass der Aspekt des Verantwortungsbewusstseins in alles eingebunden wird, was innovativ und kreativ ist. Ich bin sehr stolz, dass dieser Aspekt ganz allgemein in die besten heute verfügbaren Dinge integriert wurde“, meint Giusy Bettoni, CEO von CLASS.
Die Entwicklung eines neuen nachhaltigen Verfahrens ist mit Kosten verbunden, und neben den Basiselementen ging es auch darum, kreativere Produkte anzubieten, die mit einer neuen Haptik von recycelten Synthetikfasern einhergehen – das war in der Vergangenheit ein Problem.
„Es ist toll, all die neuen Produkte zu sehen und zu erkennen, dass es vorangeht. Ich denke, das ist besonders in der Kategorie Nachhaltigkeit interessant, wo wir sehen, dass es keine Unterschiede gibt. Man fasst recyceltes Polyester an, und es fühlt sich nicht an wie recyceltes Polyester, und genau das finde ich spannend. Ich denke, das ist vielleicht der Punkt, der die Trendwende markiert: wenn es nicht mehr auf Kosten der Ästhetik geht“, meint Sophie Bramel, Herausgeberin von WSA.
Jurymitglied Thomas Häkansson, freiberuflicher Designer, stimmt zu. „Ich würde spontan sagen: Was wir sehen können, ist, dass die Nachhaltigkeit jetzt mehr Wirkung zeigt und dass sichtbar mehr Stoffhersteller sich in dieser Hinsicht angestrengt haben, was meiner Meinung nach auf viele Arten vielversprechend ist. Ich hoffe, dass wir auch die Wirkung sehen, die dies auf die Verbraucher hat. Hier besteht die Herausforderung am Markt hinsichtlich Preis und Nachhaltigkeit.“
Isolierung, der unsichtbare, aber wesentliche Bestandteil im Wintersport, war ein Bereich, indem es massenhaft weitere Entwicklungen gibt. Von Hybridmischungen bis hin zu recycelten Synthetikstoffen – das Angebot an Isolierungen hat sich deutlich entwickelt. Edel, aber leicht – von höchster Bedeutung waren hier Topleistung und ein hoher CLO-Wert (Maß für thermischen Widerstand).
Street Sports ist ein weiterer Sektor, der das Interesse der Jurymitglieder geweckt hat – nicht nur aufgrund der verantwortungsvollen Bestandteile und Finishing, sondern auch im Bereich Kreativität. Mit dem Wachstum von Street Sports, insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Leistung und der Komfort der Sport- und Outdoor-Märkte für die Verbraucher im 21. Jahrhundert zunehmend interessanter werden, ist dieser Sektor einer mit zahlreichen Bewerbungen. Enttäuschend waren die nicht.
„Für mich geht es immer wieder um Struktur, und es freut mich so sehr, zu sehen, dass die Hersteller unabhängig vom Trend die Kühnheit besitzen, an neuen Strukturen und neuen Finishings, welche die Strukturen kombinieren, zu arbeiten. Insbesondere jetzt, wo wir darüber sprechen, dass Luxusprodukte die Streetwear beeinflussen und Streetwear Einfluss auf Luxusprodukte nimmt“, sagt Ali Ansari, Modedesigner.
Was Ansari zudem auffiel: „Es gibt an bestimmte Aspekte, die historisch und traditionell mit einem bestimmten Genre der Mode verbunden sind. Für mich ist auffällig, dass man diese jetzt wieder in Form von Swatches für die Sport-/Streetwear-Branche sieht. Sport und die Straße – ich finde das sehr spannend“, meint er in Bezug auf das Angebot im Bereich Street Sports.
Angesichts dieser zahlreichen nachhaltigen Entwicklungen wird es Aufgabe der Marketingabteilungen der Marken sein, dem Endverbraucher den ökologischen Wert der Kleidung im Detail zu erläutern. Es ist wichtig, die Innovation in Verbindung mit Nachhaltigkeit in einem Produkt zu vermitteln.
„Wir befinden uns jetzt an einem Punkt, an dem die Marketingabteilungen mehr Arbeit bekommen, denn sie müssen erklären, was ihre Stofflieferanten getan haben. Denn der innovative Teil ist nicht offensichtlich. Das ist meine Schlussfolgerung. Der innovative Teil ist für den Verbraucher nicht sichtbar“, sagt Mia Tapo, freiberufliche Designerin, die zum ersten Mal am Jury-Meeting teilgenommen hat.
Die Textilbranche setzt nun sauberere Prozesse um, um tolle Stoffe zu fertigen. Während recycelte Synthetikstoffe bereits ihren Platz haben, ist die Nachfrage nach herkömmlichen Synthetikstoffen nach wie vor groß.
„Die nächste Stufe bedeutet jetzt, die tatsächlichen Effekte zu bewerten“, meint Thomas Häkansson. „Vielleicht ist es besser, herkömmliche hochwertige Fasern zu verwenden, die eine längere Lebensdauer haben. Es gibt so viele Aspekte. Die Menschen suchen einfache Lösungen, und das könnte nach hinten losgehen. Ich denke, man muss überzeugt sein von der Nachhaltigkeit. Es geht nicht um die Auswahl der Stoffe, sondern auch um die Lebensdauer, die ein Qualitätsstandard für Kleidungsstücke ist.“
Doch die Entscheidung zwischen konventionellen Synthetikfasern, die noch immer eine nachhaltige Berechtigung haben (einschließlich Spinnfärbung um Wasser zu sparen bis hin zu PFC-freiem DWR-Material und der Verwendung uneingeschränkter sicherer Chemikalien), und recycelten liegt bei den Marken. Eines ist sicher: In der Branche ist Platz für herkömmliche und recycelte Stoffe aus synthetischen und natürlichen Quellen. Deutlich ist, dass alle einen verantwortungsvolleren Ansatz für die Zukunft gewählt haben.
Alle Produkte, die zum besten Produkt, in die Top 10 und Selection gewählt wurden, werden beim ISPO Textrends Forum vorgestellt. Die vollständigen Angaben zu den Stoffen stehen darüber hinaus 365 Tage im Jahr im ISPO Textrends Trendbook, dem wertvollen Tool für die Beschaffung für den Sport- und Outdoor-Markt.
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